
Islamische Gemeinden über den Fastenmonat
Der Ramadan - Zeit der Einkehr und Reflexion
Als Sonntagabend (1.5.2022) die Sonne unterging, war für Muslime der Ramadan und die damit einhergehende Fastenzeit vorbei. Gläubige Muslime durften dann, erstmals seit Freitagabend (1.4.2022), wieder zwischen Sonnenauf- und -untergang essen und trinken. Zum Abschluss des Fastens hat sich die halloherne-Redaktion bei zwei islamischen Gemeinden umgehört, was der Ramadan für sie bedeutet.
Für Hakki Kaya, stellvertretender Vorsitzender der Ditib-Gemeinde Herne Wanne-Eickel, ist der Ramadan jedes Jahr die Zeit für Reflexion, innerer Einkehr und Selbstdisziplin. „Ich gehe in mich und versuche so weit es geht zu verinnerlichen, dass ich im gesamten Kosmos ein kleiner, winziger Punkt bin, um so mein Ego zu bändigen“, sagt Kaya. „Ich nehme jedes Jahr die letzte Woche vom Ramadan von meiner Dienststelle Urlaub, damit ich es bestmöglich praktizieren kann.“

Ferner merkt er an, dass die Sichtweise, dass der Ramadan ein Monat wäre, um den Armen zu gedenken, zu kurz komme: „An wen sollen denn die fastenden Armen denken?“
Jeder darf abends kommen
Erstmals nach zwei Jahren - natürlich Corona-bedingt - kann das Fastenbrechen (Iftar) abends wieder innerhalb der Gemeinde stattfinden. „Eingeladen sind alle Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion. Wir haben täglich für 150 Personen Gerichte zubereitet. Ohne Voranmeldung konnte jeder kommen“, berichtet der stellvertretende Vorsitzende. „Im letzten Drittel des Monat gilt der Beginn der koranischen Offenbarung - da gibt es dann sogar Nachtprogramme mit Frühstück (Sahur), also die letzte Mahlzeit vor dem Sonnenaufgang.“
Für Kaya und seine Gemeinde ist das gemeinsame Fastenbrechen eine sehr herzliche und freundschaftliche Erfahrung - vor allem mit Menschen außerhalb der Gemeinde und mit Bedürftigen das Essen zu teilen: „Diese Gemeinschaftlichkeit und Solidarität, füreinander da zu sein, zeichnet den großen Sinn und Zweck dieses Monats aus.“
'Es ist mehr als nur das Fasten'
Auf die Frage, ob der Ramadan auch für andere Religionen sinnvoll wäre, antwortet er: „Nicht nur andere Religionen, sondern eher für alle Menschen. Denn es ist eigentlich nichts anderes, als dass man im Alltag mal über den Tellerrand hinausschaut und bestimmte Gewohnheiten mal zur Seite legt, sich selbst außen vor lässt und über bestimmte Dinge nachdenkt. Ebenso sollte man sich sinnvolle Vorsätze, die nicht nur für sich selbst sind, sondern für das Gemeinwohl, überlegen. Es ist eben mehr als nur das Fasten.“

Ähnlich sieht es auch Erkan Usta, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Islamischen Gemeinschaft Herne 2 e. V.: „Es ist in unserer heutigen Gesellschaft mittlerweile üblich, dass Muslime auch Nicht-Muslime zum Iftar-Essen einladen oder umgekehrt. Auf diese Weise erhält der Ramadan eine ganz besondere Bedeutung und bringt Menschen unabhängig der Hautfarbe und Religionszugehörigkeit zusammen. Auch aus dieser Perspektive betrachtet, halten wir den Ramadan für durchaus sinnvoll."
'Gemeinschaft ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Ramadans'
Auch Ustas Gemeinde ist froh, dass nach zwei Jahren Pause die Zeit des Ramadans endlich wieder gemeinsam begangen werden kann: „Wir freuen uns sehr darüber, dass nach einer langen Unterbrechung wieder das gemeinsame Iftar-Essen und andere Aktionen in der Gemeinde stattfinden können. Die Gemeinschaft ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Ramadans."
Das Iftar-Essen werde von den Gemeindemitgliedern arrangiert. Hierfür stelle die Gemeinde ihren Mitgliedern die Küche sowie Essbereiche zur Verfügung und es gibt während der Fastenzeit täglich gemeinsame Koran-Rezitationen. „Außerdem findet täglich das abendliche Tarawih-Gebet statt, das nur im Ramadan verrichtet wird", so Erkan Usta gegenüber halloherne.
„Der Ramadan ist für unsere Gemeinde die segenreichste Zeit im Jahr. Denn der Monat Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. Muslimische Gläubige verzichten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf essen, trinken und andere weltliche Dinge. Die besondere Bedeutung des Ramadan wird auf die Offenbarung des Korans zurückgeführt, die in der Nacht des 27. Ramadan erfolgt ist."
Festtagsgrüße
Die halloherne-Redaktion wünscht allen muslimischen Menschen in unserer Stadt von ganzem Herzen: „Ramazan Bayramin mübarek olsun“ oder „Bayram mubarek“ oder „Eid mubarek“ oder eben ein gesegnetes Ramadan-Fest.
