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Das MBH (v.li.) mit Yilmaz Güney, Emek Öner, Rasim Celik, Saudin Cizmic und Ibrahim Baltaci will etwas in Herne bewegen. Zur Vorstellung waren sie in der halloherne Redaktion zu Besuch.

Migrantenbündnis Herne mit vielen Wünschen und Ideen

Den Integrationsrat nach vorne bringen

Wenn es am Sonntag, 13. September 2020, neben der Kommunalwahl auch um die Wahl des Integrationsrates (IR) der Stadt Herne geht, hofft als eine der Listen auch das Migrantenbündnis Herne (MBH) auf möglichst viele Stimmen der maximal rund 35.000 Wahlberechtigten (halloherne berichtete). Fünf Kandidaten des MBH stellten sich im Gespräch mit halloherne vor und erläuterten ihre Wünsche und Ziele für die kommende Wahlperiode und blickten zum Teil auf die vergangenen sechs Jahre zurück.

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„In den vergangenen Jahren haben wir mit dem Integrationsrat unter anderem die Städtepartnerschaft mit Besiktas in der Türkei erlebt, haben uns um Ausbildungsplätze gekümmert, Menschen seelsorgerisch betreut und auch in der Pandemie nun versucht, Aufklärungsarbeit zu betreiben und die Migranten zu beruhigen", beschreibt Ibrahim Baltaci, stellvertretender Vorsitzender des vergangenen IR, die Arbeit seit 2014.

Neue Liste ist viel bunter

Auch als Übersetzer haben die Ehrenamtler geholfen. „Das alles wollen wir noch intensivieren. Ich bin stolz auf unsere neue Liste, sie ist viel bunter als zuletzt", so Baltaci. 28 Personen stehen darauf, die aus verschiedenen Branchen kommen und verschiedene Nationalitäten aufweisen. 147 unterschiedliche Nationen habe Herne laut dem MBH. „Wir wollen nicht nur Ansprechpartner für die Moscheen seien, sondern mit allen zusammen etwas erreichen." Die jeweilige Religion sei dabei überhaupt nicht wichtig, eher der nationale Hintergrund.

„Denn die Herner Migranten bestehen nicht nur aus Türken, auch wenn sie die größte Community stellen. Dazu kommen Syrer, Bulgaren, Rumänen, das Balkangebiet und viele weitere", erläutert Rasim Celik, der im vergangenen Integrationsrat noch für die Linken aktiv war, nun aber gewechselt ist. Er ist auch der Meinung, dass die Städtepartnerschaft mit Besiktas bisher keinen Nutzen gebracht habe. „Es ist auch wichtiger, dass wir uns um die Belange vor Ort kümmern und nicht um die Außenpolitik", sagte das Mitglied der Bezirksvertretung Eickel.

Mit der Arbeit des vergangenen IR zeigte er sich nicht zufrieden: „Die Führung des Integrationsrates war nicht sonderlich gut. Es wurde meiner Meinung nach untereinander nicht gut gearbeitet, aber auch nicht mit der Opposition." Das gelte es nun besser zu machen.

Alle sind in Bezug auf Integration gefragt

Migranten helfen möchte nun auch Saudin Cizmic, der neu dabei ist. „Wir helfen bei Problemen im privaten, als auch im beruflichen Umfeld. Dabei gilt es auch, die deutsche Kultur zu akzeptieren, wenn man hier leben möchte", erläutert Cizmic und findet: „Es brauchen alle Bürger Integration, nicht nur die Migranten." Dazu ist er der Meinung, dass man Stadtteile mehr durchmischen sollte, damit sich manche nicht zu sehr abspalten oder nur von Migranten bewohnt werden.

Vorurteile beheben möchte Yilmaz Güney. Der Bautechniker hat vor, die Planung und Stadtentwicklung voran zu treiben und möchte dabei sein eigenes, bekanntes Netzwerk an Investoren und Planern mit einbringen, um vor allem Wanne-Eickel und Unser Fritz zu entwickeln. „Wir wollen ein Stadtbild, welches uns voranbringt und es uns gut geht. Dafür würde ich auch gerne ein Gespräch mit Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda führen", sagte der Familienvater.

Ibrahim Baltaci (li., Vorstand Integrationsrat) mit Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und dem bisherigen Vorsitzenden Muzaffer Oruç (re., Archivbild).

Ferner erläuterte er, dass er im derzeit umgebauten ehemaligen Karstadt-Gebäude (halloherne berichtete) mit seinem Projektteam ursprünglich den Textil-Discounter Primark als Ankermieter unterbringen wollte. Vorverträge hätte es schon gegeben, doch die Pläne änderten sich bekanntlich.

Emek Öner hat sich als Ziel gesetzt, mehr Beschäftigte mit Migrationshintergrund bei der Stadt unterzubringen und sie zu fördern. „Dort arbeiten nur zwei Prozent Mitarbeiter mit Migrationshintergrund. Dazu möchte ich helfen, dass Jugendliche bessere Bewerbungen schreiben können", erläuterte die Personalreferentin.

Kritik am Wahlvorgang

Kritik übten die Vertreter des MBH am Wahlvorgang. „Vielen ist es zu viel Aufwand mit der Briefwahl oder verstehen das Prozedere nicht. Dazu können wir es nicht verstehen, warum die Wahllokale zur Wahl des IR an anderen Orten sind, als die Kommunalwahl. Das erschwert den Prozess", sagte Ibrahim Baltaci stellvertretend für die anwesenden Mitglieder. „So werden wir aussortiert, das schreckt ab und ist keine Gleichberechtigung."

So sieht es auch Rasim Celik: „So kann es dazu kommen, dass einige gar nicht wählen gehen werden. Ich verstehe nicht, warum man die Wahl des IR und die Kommunalwahl nicht am gleichen Ort stattfinden lassen kann."

Dem MBH ist es wichtig, trotz der schwierigen Wahlumstände möglichst viele Menschen mit Migrationshintergrund zu mobilisieren. Dafür sind sie in Herne und Wanne-Eickel an Informationsständen aktiv. „In Herne stehen wir an der Bahnhofstraße/ Ecke Vinckestraße und in Wanne an der Hauptstraße/ Ecke Hermannstraße. Wir möchten so möglichst viele Menschen über unser Programm informieren und mit ihnen in Kontakt treten", so Emek Öner. Dazu ist das MBH auch in den sozialen Medien wie Facebook oder Instagram unterwegs.

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Im Jahr 2014 haben nur 9,5 Prozent der Wahlberechtigten an der Wahl zum Integrationsrat teilgenommen und ihre Stimme abgegeben. Dies wollen die Mitglieder des MBH ändern, sie hoffen, dass sich die Wahlbeteiligung mindestens verdoppelt, sehr froh wären sie über mehr als 30 Prozent.

| Autor: Julia Blesgen und Marcel Gruteser