
Wackersdorf in der Filmwelt Herne
David gegen Goliath
Der oberpfälzische Landkreis Schwandorf steckt Anfang der 1980er Jahre in einer tiefen Krise und der sozialdemokratische Landrat Hans Schuierer (Johannes Zeiler) steht unter Druck, Arbeitsplätze in der strukturschwachen Region zu schaffen. Wie ein Geschenk erscheinen da die Pläne, die ihm der bayerische Umweltminister (Sigi Zimmerschied) unterbreitet: Im Landkreis soll eine atomare Wiederaufbereitungsanlage (WAA) gebaut werden. Sie verspricht wirtschaftlichen Aufschwung gerade in Konkurrenz mit anderen möglichen Standorten. Schuierers Hoffnung wird weiter genährt durch Karlheinz Billinger (FabianHinrichs) von der Deutschen Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen (DWK). Er stellt ihm in Aussicht, die WAA, eine saubere Hochtechnologie-Anlage, im Landkreis zu bauen. Dabei bleibe die Landschaft weitgehend unberührt.
Hans Schuierer ist begeistert und reist in die Landeshauptstadt München, um sich für seinen Landkreis als Standort einzusetzen. Wenig später fällt die Entscheidung für Schwandorf, genauer gesagt: für Wackersdorf, der Gemeinde, in der Schuierers Freund Josef Pirner (Johannes Herrschmann) Bürgermeister ist. Die kleine Gruppe von Atomkraft-Gegnern, die sich Bürgerinitiative Schwandorf nennt, ist für die Politiker der Region kein Problem. Obwohl ihr neben einschlägig bekannten jungen Linksalternativen wie Monika Gegenfurtner (Anna Maria Sturm) und deren Mann Karl (der frühere Bochumer Rottstr5-Gründer Andreas Bittl) auch ältere Bürger und sogar Honoratioren wie der Pfarrer (Harry Täschner) angehören.
Ohne behördliche Genehmigung errichtet die Bürgerinitiative einen Holzturm im Taxöldener Forst, um gegen dessen Rodung zu protestieren und gleichzeitig die einsetzenden Bauarbeiten zu beobachten. Schuierers Büroleiter Vollmann (Florian Brückner) schlägt einen sofortigen Abriss des Turms vor, doch der Landrat besteht trotz großen politischen Drucks von der bayerischen Stastsregierung auf Einhaltung es offiziellen Weges, d.h. der Entscheidung des zuständigen Gerichtes. Er zeigt sich daher entsetzt, dass die Polizei auf Weisung „von ganz oben“ den Turm abreißt – ein offenbarer Rechtsbruch der uniformierten Staatsdiener wie der CSU-Politiker um Franz Josef Strauß. Der setzt einen jungen, ehrgeizigen Juristen ein, um die gesetzliche Grundlage dafür zu schaffen, dass die Zustimmung von Landräten bei größeren Bauvorhaben im sog. Freistaat nicht mehr erforderlich ist...
Innerhalb des VHS-Filmforum zeigt die Filmwelt Herne Oliver Haffners über mehr als zwei Stunden packendes Polit-Drama Wackersdorf am Montag, 29. April 2019, um 17:30 Uhr sowie am Mittwoch, 1. Mai 2019, um 20:15 Uhr. Der hochkarätige Spielfilm offenbart die Hintergründe, die zu dem legendären Protest gegen den Bau der atomaren Wiederaufbau-Anlage in der Oberpfalz führten. Johannes Zeiler (Faust) spielt den Lokalpolitiker Hans Schuierer, der seine Karriere und seine Zukunft aufs Spiel setzte, weil er kompromisslos für Recht und Gerechtigkeit kämpfte. An Originalschauplätzen im Landkreis Schwandorf gedreht, verfolgt der Film die Geburtsstunde der zivilen Widerstandsbewegung in der Bundesrepublik.
Oliver Haffner: „Zum Komparsen-Casting kamen 800 Menschen, und alle haben ihre eigene Wackersdorf-Geschichte erzählt. Es gab viele Brüche in den Biographien, zum Beispiel erhielten Lehrer Berufsverbot, weil sie demonstrierten. Und viele können nicht vergessen, was sie damals erlebt haben: wie die Polizei Rauchbomben warf und mit Wasserwerfern CS-Gas schoss. Dieser Gewalteinsatz des Staates, dem man vertraute, hat die Menschen schwer erschüttert. Für alle, die damals beteiligt waren, ist das noch ein großes Thema.“ Der dokumentarisch grundierte Spielfilm Wackersdorf ist ein zeitloses Plädoyer für demokratische Werte und Bürgerengagement.
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- Montag, 29. April 2019, um 17:30 Uhr
- Mittwoch, 1. Mai 2019, um 20:15 Uhr