
Doppelabend im Prinz Regent Bochum
Dantons Tod und Orestes
Das Prinz Regent Theater Bochum lädt am Freitag, 10. März 2023, um 19:30 Uhr zur Premiere eines Doppelabends des Studiengangs Regie der Essener Folkwang Universität der Künste ein: „Orestes“ nach Euripides und „Dantons Tod“ nach Georg Büchner. Insgesamt gibt es nur vier en suite gespielte Aufführungen bis einschließlich 13. März, daher rechtzeitig Karten sichern.
Zwei Inszenierungen an einem insgesamt einschließlich Pause zweieinhalbstündigen Abend, zwei radikale Bearbeitungen klassischer, politischer Stoffe, besetzt sowohl mit Profi-Schauspielern als auch Essener Folkwang-Schauspielstudenten in der Regie von Luis Liun Koch und Andreas Widenka. Nach der Premiere gibt es lediglich drei weitere Vorstellungen, am Samstag, 11. März 2023, um 19:30 Uhr, am Sonntag, 12. März 2023, um 18 Uhr sowie am Montag, 13. März 2023, um 19:30 Uhr. Für alle Aufführungen sind noch Karten erhältlich unter prinzregenttheater.de oder Tel. 0234 – 77 11 17.
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- Samstag, 11. März 2023, um 19:30 Uhr
- Sonntag, 12. März 2023, um 18 Uhr
- Montag, 13. März 2023, um 19:30 Uhr
Orestes
Die Geschwister Elektra und Orestes haben einen Doppelmord begangen: An Klytaimnestra, der eigenen Mutter, und deren Mann Aigisthos. Sie rächen so den Mord an ihrem Vater, Agamemnon. Die beiden glauben, in göttlichem Auftrag gehandelt und so die Stadt von grässlicher Tyrannei befreit zu haben. Doch die Götter bleiben abwesend; die Bürger von Argos halten Elektra und Orestes für Terroristen. Ihre einzige Hoffnung bleibt ihr Onkel, Menelaos, Bruder des ermordeten Agamemnon. Nach sieben Jahren Irrfahrt ist er gerade zur rechten Zeit mit Helena aus Troja zurückgekehrt. Sein Wort hätte Gewicht, doch aus politischem Kalkül schweigt er. So werden Elektra und Orestes zum Tode verurteilt. Um Menelaos zu bestrafen, begehen die Verurteilten einen weiteren Mord: An Helena, der Frau des Menelaos. Doch damit nicht genug: Sie nehmen Hermione als Geisel, die Tochter von Menelaos und Helena. Damit wollen Elektra und Orestes Menelaos dazu zwingen, einen Freispruch zu erwirken. Doch Menelaos ist dazu außer Stande. So stürzen Elektra und Orestes nicht nur sich selbst, sondern ihre ganze verbleibende Familie mit in die Verdamnis.
Die Inszenierung von Luis Liun Koch setzt den Fokus auf die Familienbeziehungen. Hermione möchte verstehen, warum ihre Cousine Elektra sie aus ihrem Leben ausschließt. Helena, die gegen ihren Willen aus Troja zurückgeholt wurde, begegnet nach siebzehn Jahren zum ersten Mal wieder ihrer nun fast erwachsenen Tochter. Menelaos hat zehn Jahre in Troja um seine Frau gekämpft, nichts wünscht er sich sehnlicher als eine intakte Familie.
Neben Maximilian Strestik und den Folkwang-Studenten Lena-Sophie Baer, William Hauf und Laoise Lenders steht an dem Abend Adriane Große auf der Bühne. Die gehörlose Schauspielerin spielt Helena in Gebärdensprache. Und auch, wenn das Publikum - genau wie Hermione - nicht jedes Wort verstehen dürfte, tut sich durch die Stille und den starken körperlichen Ausdruck plötzlich eine neue spielerische Ebene auf.
Dantons Tod

„Liberté, Egalité, Fraternité!“ ist die wohl bekannteste Parole der französischen Revolution. Sie war allerdings nur eine unter vielen; erst im Nachhinein wurde sie zum Leitspruch der Revolutionäre gemacht. Was ist uns wirklich bekannt über dieses bedeutende Ereignis der europäischen Geschichte, dieses Leuchtfeuers der Menschenrechte und der Demokratie? Das Drama „Dantons Tod“ von Georg Büchner aus dem Jahr 1835, geschrieben nur etwa fünfzig Jahre nach Beginn der Revolution, ist bekannt dafür, zu einem großen Teil aus historischen Reden dieser gewalttätigen Zeit zu bestehen, in der der Verbündete von heute der Feind von morgen sein kann.
Die Gruppe um Georges Danton muss genau das erfahren: Das Stück folgt den letzten Tagen von Danton, Camille, Lacroix und anderen sogenannten Dantonisten, die vormals Helden der Revolution waren und sich nun den Angriffen des tugendhaften Robespierre und redegewandten St. Just ausgesetzt sehen. Doch die legendäre Kampfkraft scheint Danton abhandengekommen zu sein. Er ist bequem geworden, will dem mörderischen Pfad der Guillotine, die in der Zeit mehrere tausend Menschen hingerichtet hat, nicht weiter folgen. Und zwischen öffentlichen Auftritten und privaten Unterredungen stellt sich am Ende die Frage: Überzeugt doch nur die bessere Rede?
Auf der Bühne entstehen zwei Orte: Der öffentliche Platz, auf dem Ansprachen an das Volk gehalten werden und der private Raum der Revolutionäre, in den man sich nach getaner Arbeit zurückzieht. Doch je mehr das Private zum Politikum wird, desto mehr verschwimmen diese beiden Räume miteinander. Die Geschichte der Revolution wird dabei auf verschiedenste Weise erzählt, es wird gesungen, getanzt, gegessen, gerätselt und – im Zweifel – die Geschichte umgeschrieben. In der Inszenierung von Andreas Widenka spielt Carsten Faseler neben den Folkwang-Studenten Linnette Arndt, Max Aschenbrenner, Sarah Flechtker, Franka Forkel, Mia Friedmann, Klara Günther und Florian Kreßer.