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v.l. Fritz Pascher (1. Versitzender), Chiara Cremon (Vorstand und Öffentlichkeits-Arbeit), Michael Barszap (Geschäftsführer) alle aktiv bei der gfi.

15 Jahre gfi Herne

„Chinesen haben wir noch nicht“

Gemeinsam Menschen verbinden, das leistet die gfi seit 15 Jahren in Herne. Die Gesellschaft für Integrationsarbeit in Herne (gfi) gründete sich am 1. April 2004 und organisiert seitdem die unterschiedlichsten Veranstaltungen um Menschen der unterschiedlichsten Nationalitäten zusammenzubringen. Gestartet ist der Verein mit 16 Überzeugungstätern, für die Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und der Gedanke der Völkerverständigung ein wichtiges Anliegen war und ist. Gemeinsam setzen sie sich für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen - egal welcher kultureller oder ethnischer Hernkunft ein. Und sie sind nicht mehr alleine - mittlerweile zählt der eingetragene Verein über 120 Mitglieder. halloherne sprach mit dem Gründungsmitglied und Geschäftsführer, Michael Barszap, dem 1. Vorsitzenden Fritz Pascher und der quirligen Italienerin Chiara Cremon, sie ist die Creativ-Art-Directorin sitzt im Vorstand und ist auf ihre unvergleichlich charmante Art für die Öffentlichkeits-Arbeit im Verein zuständig.

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Chiara Cremon - die Frau, die bei der gfi viele Verbindungen schafft.

120 Mitglieder - wieviele Nationaltitäten?

Cremon: Oh, da haben wir viele, viele verschiedene Nationalitäten. Griechen, Türken, Italiener, Marokaner, Tunesier, Deutsche, Polen....nur Chinesen, die haben wir noch nicht.

Wer gab den Anstoß zur Gründung?

Barszap: Gegründet haben wir uns im Herner Rathaus auf Initiative von dem Sozialarbeiter der AWO -Hüdaverdi Sahin - der auch gleich der 1. Vorsitzende wurde. Er wollte damals einen Verein gründen, der für alle Migranten offen ist. Damals gab es in Herne nur eine türkischstämmige Community. Der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Becker hat das aufgegriffen und unterstützt. Das war auch der Grund dafür, dass die Gründungsversammlung damals im Herner Rathaus stattfand.

Wie waren die Anfänge?

Barszap: Die Anfänge waren natürlich schwierig, wenn man eine kleine Truppe ist, aber so nach und nach hat sich die gute Arbeit ausgezeichnet. Es dauert eben ein Weilchen bis man anerkannt ist. Aber ich glaube, das haben wir jetzt geschaftt.

Michael Barszap.

Was waren Eure ersten Veranstaltungen?

Barszap: Unser erstes großes Projekt, startete damals in Bickern/Unser-Fritz das nannten wir StuBi -Stadtteilpatenschaften und Bildungsboten. Da haben wir einerseits Stadtteilpaten ausgebildet, die sich um bestimmte Bereiche im Stadtteil gekümmert haben und die Bildungsboten haben Kindern Nachhilfe gegeben. Da gab es Leute die sich um ein Kind gekümmert haben, aber es gab auch welche, die sich gleich um mehrere gekümmert haben. Die erste größere Veranstaltung war eine Ausstellung im Kulturzentrum zu dem Thema: Religionsfreiheit im Ruhrgebiet.

Worum geht es Euch? Was treibt Euch an?

Barszap: Wir wollen natürlich Menschen verbinden und zusammenbringen, mit und ohne Migrations-Hintergrund, junge und alte Menschen. Dazu nutzen wir natürlich diese niederschwelligen Angebote wie Basteln, Kochen, Nähen oder auch unsere Spiele-Nachmittage. Damit erreichen wir die Leute wunderbar.

Wie kamt Ihr zur gfi?

Fritz Pascher.

Pascher: Obwohl ich in Herne lebe und aktiv bin, muss ich gestehen, dass ich die gfi erst relativ spät wahrgenommen haben. Vor circa zwei Jahre habe ich von der gfi erfahren. Ich fand die Idee, die dahinter steht, sofort gut und bin zum Michael gegangen und habe ihn gefragt, wie kann ich denn Mitglied werden? Tja, was soll ich sagen - ein Jahr später hatte ich den Posten als 1. Vorsitzender der gfi.

Cremon: Mich hat 2009 Rita Febra, die damals als Kindergärtnerin an der Kaiserstraße arbeitete, auf den Verein aufmerksam gemacht. Sie erzählte mir davon und auch, dass der Verein Menschen mit Migrations-Hintergrund sucht. Da ich Italienerin bin und zum damaligen Zeitpunkt so gut wie kein Deutsch sprach, bin ich also hingegangen. Michael gab mir sofort ein Projekt, das grüne Kochbuch, und ich war dabei. Als ich Michael erzählte, dass ich in Italien Modedesign studiert habe, hat er sofort die Nähmaschine aus der Ecke geholt. Seitdem mache ich einen Nähkursus nach dem anderen und sehe, wie wichtig solche Kontakte - gerade für Menschen mit einem Migrations-Hintergrund - sind. Mir hat das sehr geholfen.

Wo seht Ihr die Hauptaufgabe der gfi?

gfi-Frauentreff.

Barszap: Ganz klar: Wir wollen Menschen zusammenbringen. Es gibt immer noch so viel Menschen in Herne, die sagen, ich habe keinen Kontakt zur deutschen Bevölkerung, ich brauche das. Dazu haben wir auch das Café O ins Leben gerufen, das ist ein Beratungstreff für Geflüchtete. Obwohl, das ist eigentliche für alle Menschen offen. Dort bieten wir Sozial-Beratungen an oder helfen auch bei Bewerbungs-Schreiben. Unsere Hauptaufgabe: Wir verbinden Menschen. Ein gutes Beispiel ist auch der Spiele-Nachmittag, den wir im Café O angeboten haben.

Pascher: Ja, diese Nachmittage waren so gut besucht, dass die Leute im Raum keinen Platz mehr fanden und zum Teil auf dem Flur sitzen mussten und dort gemeinsam Schach gespielt haben. Bei solchen Aktionen entstanden immer wieder Freundschaften.

Barszap: Gemeinsam zu Spielen, das ist eine so einfache und niederschwellige Veranstaltung. Die Menschen müssen dabei Deutsch sprechen und kommen sich so schnell näher. Mensch ärger dich nicht, dieses Spiel kann doch jeder.

gfi-Kochkurs: Die Küche Nordafrikas.

Was erhofft Ihr Euch durch eure Arbeit?

Cremon: Das viele Menschen durch unsere Arbeit zueinander finden und nicht mehr allein sind in einem fremden Land. Anfangs habe ich zu meinen Kursen immer wieder meine Freundinnen mitgebracht - einige sind nach den Kursen gegangen, andere sind aber heute noch dabei. Die Menschen kommen und gehen und haben hier die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen - so wollen wir das. Wenn wir das schaffen, dann ist unsere Arbeit nicht umsonst.

Wieviele Veranstaltungen habt Ihr?

Bei dieser Frage streiten sich Barszap und Cremon fast ein wenig. Schließlich einigen sie sich auf gut über 40 Veranstaltungen die sie anbieten. Dazu zählen die unterschiedlichsten Nähkurse, das Café O mit den Beratungen, Schach-Veranstaltungen, Kochkurse, Workshops, der monatliche Frauentreff, Spielenachmittage und jetzt bald steht die große Schifffahrt mit der Weißen Flotte an.

Was habt Ihr an neuen Dingen vor?

15 Jahre gfi italienische Freunde von Chiara Cremon haben dazu Plätzchen gebacken..

Pascher: Wir planen gerade einen Nachbarschafts-Garten. Stichwort: Urban Gardening. Wir wollen, dass die Kinder auch sehen, wie und wo die Zwiebel, der Salat oder das Gemüse wächst.

Barszap: Wir planen auch, unsere Kinder-Koch-Kurse wieder zu intensivieren. Dann könnten wir mit den Kindern auch unser eigenes Gemüse ernten und verarbeiten.

Cremon: Ja, da gab es schon einige Kurse, die ich mit den Kindern gemacht habe. Ich habe zum Beispiel Pizza mit ihnen gebacken und zu Natale diese Puppen gebacken. Na, wie heißt das nochmal? - Ja, stimmt: Stutenkerle.

Was wünscht ihr euch?

Unisono sagen sie: Größere Räume, Sponsoren und aktive Menschen die bereit sind uns zu unterstützen. Es wäre schön, wenn jemand zum Beispiel wieder Kontinuität in die Spiele-Nachmittage bringen könnte.

Eine Feier zum 15-jährigen Bestehen - Angebote für große und kleine Menschen

15 Jahre gfi in Herne, das muss natürlich gefeiert werden. Dazu planen sie eine großes und Buntes Familienfest - drinnen und draußen. Am Samstag, 21. September 2019, in der Zeit von 13-18 Uhr, steigt die Fete am Kulturzentrum dasO - Ort der Kulturen an der Overwegstraße. Viele fleißige Hände sind dabei es vorzubereiten. Viele Menschen, Institutionen, Firmen und Vereine unterstützen dieses Fest ehrenamtlich und unentgeltlich.

So werden zum Beispiel Erzieherinnen des Familienzentrum sDreifaltigkeit die Kinder schminken. Die Stadtwerke stellen eine Hüpfburg zur Verfügung. LM:V Veranstaltungsservice stellt eine Bühne auf. MMT Veranstaltungstechnik stellt die Technik und die Cocktail-Bar. Der Timo-Maiwald-Chor wird ohne Grenzen singen. Wai-Ying bietet Zumba zum Mitmachen an. Dance-Area zeigt Kostproben. Der ASB stellt Bierzeltgarnituren zur Verfügung und und und. Dazu wird es ein Bühnenprogramm geben, Angebote für große und kleine Menschen, zum Mitmachen, zum Zuschauen.

Kurze Grußworte wir es auch geben und natürlich können sich alle Besucher auf leckere Speisen aus vielen Ländern dieser Welt freuen.

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Und wie immer bei Festen am Kulturzentrum das O: Die Parkplätze sind äußerst begrenzt, darum bitten die Veranstalter die Besucher: „Bitte nicht mit dem eigenen Auto in unsere Straße fahren. Bitte benutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel, den Heißluftballon, den Hubschrauber oder vielleicht das Fahrrad.“

| Autor: Carola Quickels