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Mitarbeiter der WfB an der Sortieranlage.

Brücke in die Arbeitswelt

Die Werktstätten für Behinderte (WfB) und die Müntefering-Gockeln Wertstoffrecycling und Containerdienst GmbH bauen Menschen mit Behinderungen Brücken in den Arbeitsmarkt. Insgesamt sieben WfB-Mitarbeiter sortieren an der Hafenstraße verschiedene Rohstoffe zur Wiederverwertung. Das Erfolgsrezept: Die Menschen mit Behinderungen erhalten weiterhin individuelle Unterstützung der WfB, arbeiten aber mit allen anderen 70 Beschäftigten des Umweltunternehmens im Team.

Werkstatt DRAUSSEN nennt WfB-Geschäftsführer Rochus Wellenbrock die neue Abteilung. Das Konzept: Die Beschäftigten bleiben WfB-Beschäftigte, arbeiten aber bei externen Firmen. "Wir haben diesen Bereich Anfang des Jahres gegründet, um Menschen mit Behinderungen echte Teilhabe am Arbeitsleben zu organisieren. Das machen wir behutsam, damit niemand ins kalte Wasser fällt." Raus aus der Werkstatt, rein ins normale Arbeitsleben - dieser Wechsel gelinge nur mit Hilfestellung. Begleitet werden die Mitarbeiter mehrfach pro Woche direkt am Arbeitsplatz des Partner-Unternehmens. "Falls es Schwierigkeiten gibt, räumen wir sie gemeinsam aus dem Weg. In einem weiteren Schritt wollen wir natürlich erreichen, dass diese Mitarbeiter auf Dauer von den Unternehmen übernommen werden", so Wellenbrock. Er verfolgt das Ziel, bis Ende nächsten Jahres fünf Prozent aller Mitarbeiter in der Werkstatt DRAUSSEN zu beschäftigen. Das sind 45 Menschen.

"Für uns war es ein Experiment", sagt Unternehmer Karl-Heinz Gockeln. "Ehrlich gesagt: Ich wusste nicht, ob es funktioniert." Einige Wochen der Eingewöhnung und Einarbeitung vergingen. Inzwischen sei die Skepsis gewichen. "Die Mitarbeiter sind dank der WfB-Hilfe voll integriert", so Gockeln. Beispielsweise in der Sortieranlage. Dort trennen insgesamt zehn Arbeitskräfte Rohstoffe wie Holz, Plastik oder Steine. Zehn Tonnen pro Tag. Hier seien die sieben WfBler inzwischen zu wichtigen Stützen der Produktion geworden. Gockeln: "Ein tolles Ergebnis. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, die Kooperation auf anderen Feldern auszubauen."

Den Sprung ins normale Arbeitsleben könnten nicht alle WfB-Mitarbeitenden verkraften, resümiert Wellenbrock. Einige aber sehr wohl. Er freue sich über jeden Einzelnen, für den Teilhabe am normalen Leben organisiert werden könne. Das entspreche auch dem Geist des geplanten Behindertenteilhabegesetzes, das in Kürze in Kraft treten werde. "Salopp gesagt: Mitleid und Behüten war gestern. Zukünftig müssen wir den Menschen mit Behinderungen echte Teilhabe an allen Lebensbereichen garantieren. Dazu müssen wir alle umdenken: Es muss ganz normal werden, dass wir zusammen arbeiten, dass Menschen mit Behinderungen möglichst selbstbestimmt wohnen und auch sonst am Leben teilnehmen."

Freitag, 12. August 2016 | Quelle: WfB