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Die Dortmunderin Gabriele Schmitz-Reum neben ihrem Diptychon „Im Nachtblau“. Sie spielt in ihren im HKB-Kunstpunkt gezeigten Arbeiten mit verschiedenen Blautönen.

Erster Advent ein Tag der Kunst

'Blaue Stunde' in Sodingen – Offene Ateliers auf Unser Fritz

Der erste Advents-Sonntag, 30. November 2025, ist in Herne ein Tag der Kunst. Um 11:30 Uhr eröffnet Hassan Jelveh, der 1. Vorsitzende des Herner Künstlerbundes (HKB’90), die Ausstellung „Blaue Stunde“ in der HKB-Galerie Kunstpunkt an der Mont-Cenis-Straße 296 neben dem Sodinger Hochbunker. Und um 13 Uhr lädt die Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 zum Tag der offenen Ateliers ein, der mit der Finissage der Ausstellung „Transferspeicher“ verbunden ist.

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Yves Klein in Herne

Das „Yves-Klein-Blau“ hat auch in den Bildern von Gabriele Schmitz-Reum nicht an Intensität und Spiritualität verloren.

Der französische Maler, Bildhauer und Performancekünstler Yves Klein wird natürlich nicht persönlich in Herne erwartet, was auch schlecht möglich ist nach seinem Tod am 6. Juni 1962 in Paris. Aber sein Ultramarinblau, von ihm selbst als International Klein Blue (IKB) benannt und patentiert, kann nun am Montmartre erworben werden. „Das intensive Blau nimmt uns gefangen wie in meinen Bildern ‚Blaue Stunde‘ und ‚Blauregen‘, auf denen große Figuren die Farbe ‚Blau‘ zum Glühen bringen“: Die Dortmunderin Gabriele Schmitz-Reum verwendet es in einigen ihrer jetzt in Sodingen ausgestellten Werke: Das IKB hat nichts an Spiritualität verloren, auch wenn es von anderen Künstlern in anderer Technik verwendet wird.

Die langjährige Kunsterzieherin an der Bochumer Hildegardisschule ist Mitglied im Bochumer Künstlerbund, mit dem der HKB seit geraumer Zeit einen Austausch pflegt. In der Herner Ausstellung ist sie überdies mit zartblauen Werken vertreten, die mit Alkoholtinte entstanden sind, sowie mit einem Diptychon, das mit Phtaloblau über Perlmuttweiß auf Leinwand gemalt ist: die Sodinger „Blaue Stunde“ ist daher äußerst vielfältig.

Transzendenzen

Gabriele Schmitz-Reum arbeitet auch in einer relativ neuen Technik mit Alkoholtinte, die das Blau zart und zerfließend wirken lässt.

Was genau so geplant ist, haben die beiden Mitglieder des Bochumer Künstlerbundes u.a. mit gegenseitigen Atelierbesuchen die Herner Ausstellung doch gemeinsam kuratiert. In der Serie „Transzendenzen – Atem des Lichts“ erforscht Doris Kirschner-Hamer, die seit über zehn Jahren ihr Atelier in der Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 hat, das Dazwischen – jenen schwebenden Moment zwischen Sichtbarkeit und Auflösung. Kleine, tiefblaue Arbeiten werden zu Räumen aus Licht und Stille, zu Fragmenten von Bewegung und Schweben: „Das Blau trägt die Idee der Transzendenz: ein Atem des Lichts, der fällt, sich hebt, verweilt. So entsteht eine stille Schwerelosigkeit, in der das Unsichtbare spürbar wird – ein Aufscheinen zwischen Werden und Vergehen“ sagt die Künstlerin.

Ihre großformatigen Acryl- und Tusche-Bilder auf Leinwand, darunter auch ein Wandobjekt mit Drahtgeflecht, sind informelle Arbeiten, in denen helle Türkis-, Gelb- und Ockertöne dominieren und häufig ein Gegengewicht zu Schwarz bilden. Doris Kirschner-Hamer: „Übermalungen, Abschürfungen und Kratzspuren schaffen eine Archäologie der Oberfläche. Spuren graben sich ins Bild ein und speichern Zeit und Eingriff. Je nach Lesart eröffnen sich innere Räume oder Andeutungen von Horizonten, fernab realistischer Abbildungsabsicht.“

Objekt-Kunst als Hingucker

Drei von vier Objekten Doris Kirschner-Hamers, die von Verletzlichkeit, von Schutz oder überraschendem Weiterleben im Alltäglichen zeugen.

Mein persönlicher Favorit sind vier Objekte Doris Kirschner-Hamers, die sich auch auf den zweiten Blick nicht erschließen. Weshalb es sich lohnt, sich die Hintergründe von der Unser-Fritz-Künstlerin auf der Vernissage erläutern zu lassen oder alternativ einen Blick auf einen ausliegenden Waschzettel zu werfen. Das Ready made „Broken Hero“ ist von der japanischen Kintsugi-Technik beeinflusst, die Brüche mit Gold sichtbar macht, in diesem Fall ein in drei Teile zerbrochener Bakelit-Deckel. Ebenfalls am Fenster steht das als stilles Mahnmal gedachte Objekt „Die Büchse der Pandora – Innocent Sacrifice“ aus Glas, Papier, Biskuitporzellan und Acrylfarbe: „Der Titel verweist darauf, dass es nie die Mächtigen, die Verantwortlichen sind, die fallen, wenn die Büchse geöffnet wird, sondern die Schutzlosen werden der Geschichte ausgeliefert“ erklärt die Künstlerin. Diese symbolisiert eine Puppe mit offener Schädeldecke auf einer tiefblauen Glasvase. Im Schuh des Objektes „Die letzte Herberge“ steckt eine Marienfigur mit Jesuskind aus Bakalit: „Ein ausgedienter Schuh als Schutzraum, zugleich behütet und provisorisch untergebracht“, so Doris Kirschner-Hamer. Und weiter: „Ein Ort, der dafür nicht bestimmt war wie der Stall in Bethlehem wird zum Zufluchtsort. Geborgenheit kann auch da entstehen, wo man sie nicht erwartet.“

Vernissage in Sodingen

Die Unser-Fritz-Atelieristin Doris Kirschner-Hamer zeigt im HKB-Kunstpunkt betont ruhige informelle Arbeiten.

Die Ausstellung „Blaue Stunde“ mit den Arbeiten von Doris Kirschner-Hamer und Gabriele Schmitz-Reum wird am Sonntag, 30. November 2025, um 11:30 Uhr in der Galerie Kunstpunkt des Herner Künstlerbundes an der Mont-Cenis-Straße 296 eröffnet. Für den musikalischen Rahmen sorgt die Sängerin Johama, die sich selbst am Keyboard begleitet. Die Ausstellung der beiden Mitglieder des Bochumer Künstlerbundes ist danach noch bis einschließlich 14. Dezember 2025 mittwochs und sonntags jeweils zwischen 15 bis 18 Uhr zu sehen.

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Offene Ateliers und Finissage

Die Künstlerzeche Unser Fritz 2/3 lädt am Sonntag, 30. November 2025, zu offenen Ateliers sowie zur Finissage der Ausstellung „Transferspeicher“ mit Werken der aktuellen Förderpreisträgerin Junge Positionen NRW, Helene Kuschnarew, ein. Die 13 Ateliers sind von 13 bis 18 Uhr geöffnet, einzelne Künstler laden am Nachmittag zu kleinen Führungen bei Kaffee und Kuchen ein. Die Finissage beginnt um 14 Uhr, in deren Rahmen der Herner Kunsthistoriker Dr. Falko Herlemann um 15 Uhr einen Vortrag über Wandmalerei hält und anschließend einen Rundgang durch die Ausstellung offeriert.

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  • Sonntag, 30. November 2025, um 11:30 Uhr
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  • Sonntag, 30. November 2025, von 13 bis 18 Uhr
Freitag, 28. November 2025 | Autor: Pitt Herrmann