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Björn und Janine Jentsch mit ihren Kindern.

Besuch bei einer Pflegefamilie

Janine (38) und Björn (43) Jentsch sind Pflegeeltern. Sie haben zwei eigene Kinder die 3 und 4 Jahre alt sind. Dazu geben sie im Augenblick noch drei Pflegekindern - 7 Monate, 2 und 3 Jahre - ein zuhause auf Zeit. Vermittelt durch die Interkulturelle Kinder- und Jugendhilfe PlanB. Wir durften wir Familie Jentsch besuchen und Janine und Björn erzählten über ihre Beweggründe ein Pflegekind aufzunehmen. Dass es im Augenblick drei Kinder sind, das war so nicht unbedingt geplant. Gemeinsam mit ihren eigenen, springen nun also fünf kleine Kinder fröhlich durch das Jentsche Wohnzimmer, die Treppen zu den Kinderzimmern rauf und wieder runter. Da ist ordentlich Leben in der Bude.

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Im Normalfall sind zwei der Zwerge am Morgen im Kindergarten, für den Besuch sind heute alle fünf kleinen Zwerge zuhause. Und das sich auch Plegekinder hier zuhause fühlen, ist unschwer zu erkennen und nicht zu überhören. Alle rufen Mama und Papa durcheinander, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken oder auf den Arm genommen zu werden, so kann man sich den Besuch doch einmal auf Augenhöhe anschauen. „Das die Kinder Mama oder Papa sagen“, erklärt Janine Jentsch, das passiert recht schnell. Spätestens nach einer Woche sind wir nicht mehr Janine und Björn."

Wie reifte die Idee, Pflegekinder aufzunehmen?

Kindern helfen.

„Wie gesagt, wir haben zwei eigene Kinder, doch damit war unsere Familienplanung eigentlich noch nicht abgeschlossen. Als sich allerdings herausstellte, dass dieser Wunsch sich nicht erfüllen würde, haben wir uns mit dem Thema Pflegschaft beschäftigt“, erklärt Björn. Über das Internet informierten sie sich zuerst einmal grob und landeten bei der Interkulturellen Kinder- und Jugendhilfe PlanB. Eigentlich sollte es eine Langzeit-Pflegschaft sein. Als die beiden im November 2018 gerade ihre Schulungen, die alle Pfdlegeeltern absolvieren müssen, beendet hatten, kam ein Anruf von PlanB. Ganz kurzfristig wurde nach einem Bereitschafts-Pflegeplatz für ein Kind gesucht. Da haben sie nicht lange überlegt, sondern zugesagt.

Wie war es, als das erste Pflegekind in die Familie kam?

„Das erste Kind kam für eine Woche zu uns, da ein Elternteil ins Krankenhaus musste. Janine: „Das war für uns natürlich ideal. So konnten wie erfahren: Wie ist das überhaupt, wenn fremde Kinder zu einem kommen. Wie kommt man damit klar? “ „Ja,“ pflichtet ihr Björn bei, „man kann sich dazu entscheiden Pflegekinder aufzunehmen, aber man fühlt es nicht. Darum war es für uns wichtig, das erste Kind nur für eine kurze Zeit bei uns zu haben.“

„Nachdem wir so in die Bereischaftspflege reingerutscht sind, fanden wir es total toll, dass hier immer mehr Kinder aufschlugen. Da sind wir beide drin aufgegangen“, erzählt Björn Jentsch mit einem Lächeln im Gesicht. Ihm ist natürlich klar, dass die meiste Arbeit, obwohl es beide nicht als Arbeit ansehen, bei seiner Frau hängen bleibt. In der Regel bringt er die beiden Kindergarten-Kinder am Morgen in die Kita und ist ansonsten an zwei Tagen in der Woche voll dabei. Den Rest der Woche stemmt Janine Jentsch das Familien-Unternehmen. Unterstützt werden sie dabei von Eltern und Freunden, so dass sie durchaus auch einmal ins Kino gehen können. „Man muss zusehen, dass man sich als Paar nicht verliert“, sagen beide unisono. „Heute ist es übrigens wieder der Fall, heute gehen wir ins Kino.“

Wie ist es, wenn ein Kind wieder geht?

Eine Woche, fünf Wochen, acht Wochen, ein Monat - die Verweildauer der Kinder in den Familien variiet. Bei solch einer Zeit ist der Abschied noch nicht so traurig. Sind die Kinder allerdings länger in den Pflegefamilien, bricht schon mal die große Trauer aus. „Wir haben aktuell ein Pflegekind, dass ist im sechsten Monat bei uns, da will ich gar nicht an eine Trennung denken“, sagt Janine.

Annika Schepers - Kinderschutzfachkraft, Heilpädagogin bei Plan B.

Dass der Wunsch nach weiteren eigenen Kindern nicht erfüllt wurde, das sieht Janine mittlerweile so: „Klar war ich anfangs schon sehr traurig. Allerdings sehe ich auch das Positive: Dadurch haben wir die Möglichkeit vielen Kindern zu helfen.“ Das soll auch weiterhin so bleiben, allerdings sind sie nach wie vor bereit eine Dauerpflegschaft einzugehen - mit einem Baby. „Wir wünschen uns, dass das Kind von Anfang an in unserer Familie aufwachsen kann. Nur so wollen wir eine Dauerpflegschaft eingehen“, sagt Janine.

Eine Adoption kam für die beiden nicht in Frage, da sie in der Verwandtschaft mitbekommen haben, wie „super langwierig so ein Adoptionsverfahren ist. Hinzu kommt, dass wir auf jeden Fall einen Säugling haben wollten und da liegen die Chancen im Promille-Bereich. Für uns kommt nicht anderes in Frage als so ein kleiner Wurm“, sagt Björn Jentsch und lächelt sein 9 Monate altes Pflegekind in seinen Armen an.

Wie reagieren die eigenen Kinder auf die Pflegekiner?

„Wir haben sehr sozial eingestellte Kinder“, sagt Björn Jentsch. „Hat das kleine Pflegekind seinen Schnuller verloren, sind die Kinder sofort zur Stelle. Und mit jedem Pflegekind wächst der Beschützerinstinkt unser Kinder.“ Allerdings hat sich auch gezeigt: „Das Kind das zu uns kommt, sollte auf jeden Fall jünger sein als unsere Kinder. Da erwacht der Beschützer-Instinkt in unseren Kinder. Ist es älter, wird es eher als Konkurrenz im Haus betrachtet, und das wollen wir nicht. Wir sind uns sicher, dass unsere Kinder davon auch extrem profitieren werden. In der Zukunft werden sie ein ausgeprägtes Sozial-Verhalten an den Tag legen und auf Menschen, die hilfebedürftig sind ganz anders zugehen," sagt Björn Jentsch.

Auch die Pflegekinder profitieren

„Aber auch die Pflegekinder profitieren von der Sitution“, sagt Annika Schepers. „Sie lernen hier Benimm-Regeln, die sie so nicht kannten. Sei es, dass gemeinsam am Tisch gegessen wird oder gegenseitige Rücksichtnahme erklärt wird. Auch die Sprache verbessert sich in dieser Zeit ungemein.“ Björn Jentsch erinnert sich, dass seine Pflegetochter (3), die jetzt seit neun Montaten bei ihnen ist, vielleicht 3-4 Wörter sprechen konnte. „Das sieht heute komplett anders aus.“

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Die Kinder, die im Augenblick bei der Familie leben, sind sogenannte Bereitschafts-Kinder, bei denen es noch unklar ist, wo ihr Weg sie hinführen wird. Entweder steht ein Erziehungsgutachten noch aus, oder es wird geprüft , ob es in die Herkunftsfamilie zurück kann, oder steht bei diesem Kind eventuell eine Dauerpflegschaft an. Wenn das alles geklärt ist, werden die Kinder auf ihre weitere Reise geschickt. Kindern eine Chance geben

| Autor: Carola Quickels