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v.li. Kristin Pfotenhauer (Kadesch), Frank Köhler (GfS), OB Dr. Frank Dudda, Peter Nyhuis, Chefarzt des Marien Hospitals und Karl Weiß (Jobcenter).

Anlaufstelle 'Café 22' hat für Sucht- und Psychisch Erkrankte eröffnet

Beratung, Betreuung und Beschäftigung

Es soll eine Anlaufstelle für sucht- und psychisch erkrankte Menschen sein und für Beratung, Betreuung und Beschäftigung sorgen. Das Café 22, beheimatet an der Freisenstraße 22 in den ehemaligen Räumen der Warsteiner Stuben, wurde am Mittwoch (13.7.2022) feierlich eröffnet. Träger der Anlaufstelle sind die Kadesch gGmbH, die Gesellschaft freie Sozialarbeit e.V. (GfS) und das St. Marien Hospital Eickel (halloherne berichtete). Durch den Cafébetrieb sollen Abhängige und Kranke auch wieder an Arbeit herangeführt werden.

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Kritik gab es im Vorfeld insbesondere von Anwohnern, die die Nähe zum Gymnasium Wanne kritisierten - unter anderem deshalb hatte die SPD-Fraktion Ende Mai 2022 zu einem Austausch zwischen den Trägern, Anwohnern sowie Politik und Verwaltung eingeladen (halloherne berichtete).

'Für uns ein Leuchtturmprojekt'

„Wir freuen uns, dass wir nun diese Anlaufstelle für Menschen mit diversen Problemlagen eröffnen können. Das ist für uns ein Leuchtturmprojekt und nach sieben Jahren Planungen und Überlegungen ist endlich die Umsetzung gelungen“, resümiert Kristin Pfotenhauer, Geschäftsführerin der Kadesch gGmbH. Sucht habe auch immer eine Geschichte, insofern gelte es, den Menschen zuzuhören. In Kürze soll es auch eine Kooperation mit den „Friseuren gegen Armut“ geben. Sie dankte zahlreichen Unterstützern wie dem Jobcenter Herne und der Stadt Herne in Person von Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda und Eva Neweling aus der Stabsstelle Arbeitsmarkt.

Das Café 22 ist in den ehemaligen Warsteiner Stuben untergebracht - zum Start gab Kuchen und Getränke für die Besucher.

Kürzlich übernahm jedoch Ulrike Sorge ihre Aufgaben. „Das ist eine Win-Win-Situation. Auch wenn es einige Beschwerden gab, können wir hier mit dem sozialintegrativen Blick sagen, dass so etwas nötig war. Wir wollen die Bürgerbeschwerden minimieren und die Probleme anfassen“, sagt sie im Gespräch mit halloherne. Allerdings brauche das Zeit. „Hier sind aber Profis am Werk. Es ist einen Versuch wert.“

Verständnis für unsichere Menschen

Der OB greift die Kritik, die in den vergangenen Wochen aufkam, in seiner Rede auf: „Dieses Thema ruft Emotionen hervor. Man muss dafür Verständnis haben, dass Menschen unsicher sind. Allerdings gilt: Wer sich hier einbringt und mithilft, der schafft es, komplexe Lagen zu lösen und Probleme zu bewältigen. Wir müssen das zusammen anpacken und verbessern.“ Er und die Stadt erhoffen sich dadurch eine Verbesserung der Situation in Wanne und besonders am Buschmannshof sowie im Postpark, wo viele Suchtkranke leben und konsumieren.

„Wir nehmen natürlich auch die Kritik auf, die Kommunikation lief im Vorfeld sicher nicht optimal“, gibt Dudda zu. „Aber wir wollen hier Brücken ins Leben zurückbauen, wir schaffen hier Arbeitsmöglichkeiten.“ Sieben von zwölf Stellen seien schon vergeben, so Dudda. „Hier muss man alle daran erinnern, worum es geht. Es ist ein gutes Angebot zur Verbesserung der Lage. Es kommt aber darauf an, die Chancen zu nutzen.“

'Tagesstrukturierende Angebote schaffen'

Peter Nyhuis, Chefarzt des St. Marien Hospitals Eickel, bekräftigt, dass es die Idee für eine solche Anlaufstelle schon lange gab: „Nun kann es hier endlich mit drei Trägern starten. Wir sind für die medizinische Expertise zuständig und unterstützen in der Suchtkrankenhilfe“, erläutert er im halloherne-Gespräch. „Hier geht es vor allem darum, tagesstrukturierende Angebote zu schaffen und die Teilnehmer wieder an die Arbeit zu gewöhnen.“ Bereits seit zehn Jahren bestehe die Substitutionsambulanz an der Landgrafenstraße und kaum einer würde davon etwas merken, weil es so gut läuft. „Auch das Gymnasium muss keine Bedenken haben. Wir haben Erfahrungen aus anderen Kommunen gesammelt, da wird nichts passieren.“

Für Karl Weiß, Chef des Jobcenters, ist das Café 22 kein alltägliches Projekt für seine Einrichtung: „Ich bin aber überzeugt, dass es wichtig ist. Es beginnt nun richtig, ich wünsche allen Beteiligten einen erfolgreichen Verlauf.“

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Kritik vor Ort kommt im Anschluss der Rede von Anwohner Ingo Jost auf. Er stellt sich vor als ehemaliges „Die Linke"-Parteimitglied, sei aber mittlerweile parteilos: „Das ist alles Augenwischerei. Hier wird kaum einer hinkommen, aber die Sozialarbeiter machen sich die Taschen voll.“ Frank Dudda reagierte nach vereinzelten Buhrufe von den Anwesenden sachlich und lobte, dass so Dialog funktionieren würde. „Wir nehmen Ihre Kritik auf. Geben Sie uns aber die Chance, es zu beweisen, dass es funktionieren kann.“

| Autor: Marcel Gruteser