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Wer in einer Bäckerei lernt, soll bei der Vorbereitung auf die Abschlussprüfung unterstützt werden, fordert die Gewerkschaft NGG.

Betriebe über mögliche Förderung und die aktuelle Lage

Bäcker-Azubis fit für die Prüfung machen

Nachwuchssorgen im Bäckerhandwerk: Auszubildende, die in Herne kurz vor ihrer Abschlussprüfung zur Bäckergesellin oder zum Fachverkäufer stehen, sollen besser auf ihre Klausur vorbereitet werden. Das fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Weil der Berufsschulunterricht pandemiebedingt über Monate ausgefallen ist oder nur digital stattfand, haben viele Azubis wichtigen Stoff verpasst und blicken mit Bauchschmerzen auf die anstehende Prüfung“, sagt Adnan Kandemir von der NGG-Region Ruhrgebiet.

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Die heimischen Bäckereien sollen ihren Nachwuchskräften mehr Zeit fürs Lernen geben und einen zusätzlichen Vorbereitungskurs anbieten, so die Gewerkschaft. Nach einer neuen Förderrichtlinie werden die Kosten für solche Kurse zur Hälfte vom Bund übernommen – maximal 500 Euro. Laut Arbeitsagentur arbeiten in Herne aktuell rund 820 Menschen in Bäckereien – unter ihnen 70 Azubis.

„Die Branche hat ohnehin große Schwierigkeiten, genügend Nachwuchs für die harte Arbeit in der Backstube oder am Verkaufstresen zu finden. Eine hohe Durchfallquote bei den Gesellenprüfungen würde den Fachkräftemangel weiter verschärfen“, warnt Kandemir.

Nicht mehr viel Zeit

Bernd Schlarmann, Ausbildungsbeauftragter bei der Bäckerei Brinker, weiß nach eigener Aussage auf Nachfrage von halloherne nichts von der zusätzlichen Förderung. „Wir haben kürzlich erst den Termin für die Abschlussprüfung bekommen, der ist am 7. Juni 2021. Da bleibt auch mit Fördergeld nicht mehr viel Zeit, um noch etwas zu tun, da die Vorbereitungskurse auch noch von uns geplant werden müssen“, sagt Schlarmann.

Grundsätzlich begrüßt er die Möglichkeit aber. „Das ist gut für die Auszubildenden. Es wäre auch ein falsches Signal, dies im nächsten Jahr wieder auszusetzen. Wir setzen uns aber auch so mit unseren Azubis zusammen und wiederholen den Stoff.“

Nicht nur in der Backstube der Bäcker, sondern auch im Verkauf gibt es viele Azubis, die vor ihrer Abschlussprüfung stehen.

Ähnlich äußert sich die Bäckerei Büsch auf Nachfrage von halloherne: „Wir können den Wunsch der Gewerkschaft nach Unterstützung der Auszubildenden in diesen schwierigen Zeiten gut verstehen, für die Handwerksbäckerei Büsch ist eine zusätzliche Unterstützung aber so nicht notwendig“, so Sprecherin Sigrid Baum. „Auch ist es ein wenig spät, jetzt an Fördermittel für Prüfungskurse zu erinnern, denn die Prüfungen laufen derzeit und gehen bis Ende Juni. Konkret enden sie vor den Sommerferien.“ Die Fördermittel seien aber bekannt.

Selbstfinanzierte Lehrkonzepte

Büsch würde die Azubis von Beginn ihrer Lehre an begleiten und hätte eigene Ausbildungsleiter und definierte Ausbildungskonzepte. Derzeit seien rund 100 junge Menschen in der Ausbildung, davon fünf, die in Herne tätig sind. „Während der Pandemie haben wir eigene und selbstfinanzierte Lehrkonzepte auf die Beine gestellt, um dem schulischen Unterrichtsausfall entgegen zu wirken. Auch haben wir die sozialpädagogische Betreuung erhöht, weil die jungen Menschen in dieser Zeit natürlich viele Sorgen und Nöte haben“, führt Baum fort. Daher sei eine sehr gute Absolvierung der Lehre sichergestellt, die Übernahmequote der jungen Fachkräfte liege bei mindestens 90 Prozent.

Die Bäckerei Malzers sieht ihre Azubis ebenfalls gut gerüstet für die Prüfungen. „Durch Corona wurde weiter der innerbetriebliche Förderunterricht online durchgeführt, kürzlich auch noch in Präsenz. So sind keine Lücken entstanden“, sagt Andrea van Dillen, Ausbildungsbeauftragte bei Malzers, gegenüber halloherne. „Bei den schulischen Inhalten unterstützen wir ebenso.“ Das Unternehmen hat derzeit 114 Azubis in fünf Berufen - neun junge Personen werden in Herne eingesetzt.

Von der NGG heißt es weiter, dass Prüfungsvorbereitungskurse unter anderem von den Bildungseinrichtungen des Bäckerhandwerks (ADB-Fachschulen) und von den Handwerkskammern angeboten werden. Bundesweit hat die Gewerkschaft NGG gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks Betriebe dazu aufgerufen, die Fördermittel für die Prüfungsvorbereitungskurse zu nutzen. Nur ob dies zeitlich noch klappt, ist fraglich.

Montag, 17. Mai 2021 | Autor: Marcel Gruteser