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Die Gewerkschadt Erziehung und Wissenschaft (GEW) des Stadtverbandes Herne äußert sich zur Ankündigungen des Ministerium für Schule und Bildung (MSB) zu vermehrten Lerntests für Schüler (Symbolbild).

Kritik des GEW des Stadtverbandes Herne

Ankündigungen zu vermehrten Lerntests für Schüler

Die Gewerkschadt Erziehung und Wissenschaft (GEW) des Stadtverbandes Herne äußert sich wie folgt zur Ankündigungen des Ministerium für Schule und Bildung (MSB) zu vermehrten Lerntests für Schüler:

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„Sie kennen das doch auch: Wenn in Ihrer Wohnung eine Wand extrem feuchte Stellen zeigt, dann messen Sie, wie stark die Feuchte ist. Dann warten Sie ab. Wenn die Wand weiter feucht ist, messen Sie nochmal … sie ist noch nass. Was auch hätte bewirken sollen, dass sich der Zustand der Wand ändert ?

Natürlich können Sie auch noch 20 mal messen – die Wahrscheinlichkeit, dass sich etwas am Feuchtigkeitszustand der Wand ändert, ist gleich NULL. Es kann Ihnen allerdings passieren, dass man Ihr Vorgehen für wenig durchdacht oder zielführend hält, wenn Sie dauerhaft so vorgehen.

Genau so handeln allerdings dauerhaft und einmal mehr das NRW- Bildungsministerium und die ihm vorstehende Bildungsministerin Feller. In ihren heute veröffentlichten Statements kündigt Frau Ministerin Feller an, den unbestreitbar und vielfach belegten Problemen von Schülern und Schülerinnen in NRW in ihren fachlichen Leistungskompetenzen damit begegnen zu wollen, sie öfter zu „messen“. Mit drei zusätzlich einzuführenden standardisierten Lernstandserhebungen in den Klassen 2, 5 und 7 wollen Ministerin Feller und das MSB gleich eine „Trendwende beim Lernniveau“ erreichen.

Aus Sicht der GEW- Herne werden sich mit den angekündigten Maßnahmen die Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler ebenso verbessern, wie der Feuchtigkeitsstatus Ihrer oben beschriebenen Wohnungs- Wand – nämlich gar nicht. Ebenso werden Ministerin und MSB damit leben müssen, dass man die Maßnahmen für ähnlich schlecht durchdacht und wenig zielführend hält.

Solange man nicht tiefgreifender analysiert, was Einflussgrößen sind, die die Kompetenzen von Schüler*innen in unserer Gesellschaft beeinflussen und zum Teil behindern, solange man nicht bereit ist zu fragen, welche Setzungen des Schulsystems selber für Probleme sorgen, solange man nicht hinterfragt, ob die Antworten, die man gibt, überhaupt auf tatsächlich richtige Fragen schlussfolgern, solange man weiterhin standardisierte Messungen mit Maßnahmen zur Verbesserung gleichsetzt und solange man weiterhin jegliche selbst angesetzte Maßnahmen ausnahmslos als „großartige Erfolge“ feiert (oder kennen Sie eine einzige Maßnahme des MSBs, die nach Analyse in Düsseldorf als schlecht beurteilt wurde ?) – solange werden wir wieder und wieder von Bildungskrise und Bildungsmisere reden müssen.

Dass die Ministerin und das MSB sich auf John Hattie und seine Studienanalysen beruft, die herausgefunden hätten, „dass die wirksamsten Schulen diejenigen sind, die den Lernfortschritt sichtbar machen“, zeigt, wie oberflächlich man die Welt betrachtet. Denn jede Messung Ihrer Wand wird Ihrer Wand immer nur zeigen, dass sie nicht in Ordnung ist – wenn man nicht endlich Grundstrukturen am Haus verändert. Bis das endlich geschieht, ist es für viele jedenfalls kaum noch auszuhalten, derlei Nachrichten lesen zu müssen.“

Montag, 14. Juli 2025 | Quelle: Carsten Piechnik, Mitglied des Vorstandsvorsitzendenteams der GEW- Herne