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Die Frau mit der Brille: HKB-Vorsitzende Cara Lila Bauer.

Jubiläumsausstellung des Herner Künstlerbundes

Aller guten Dinge sind Drei(-ßig)

30 Jahre Herner Künstlerbund, 30 Tage Laufzeit der Jubiläumsausstellung, welche täglich jeweils drei Stunden geöffnet ist, alle Bilder im quadratischen Format 30 mal 30 Zentimeter: Beim HKB '90 sind aller guten Dinge Drei(-ßig). „Wir sind ein bunter Haufen“ lautet der programmatisch-selbstironische Titel der noch bis einschließlich Sonntag, 23. August 2020, täglich zwischen 15 und 18 Uhr geöffneten Präsentation von insgesamt 73 Werken von zwanzig HKB-Mitgliedern.

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Womit ungefähr die Hälfte der heute Aktiven der einst von Willi Zehrt, Jupp Gesing und Hans Menne zur gemeinschaftlichen Nutzung des ehemaligen Sinn-Sport-Pavillons auf dem Robert-Brauner-Platz gegründeten Vereinigung im Kunstpunkt an der Mont-Cenis-Straße 296 vertreten ist.

Bereits im September 2019 fand neben dem derzeit im Umbau befindlichen Sodinger Hochbunker die entscheidende Themensetzung der Jubiläumsschau statt. Jedes HKB-Mitglied steuerte einen Vorschlag bei, für den sich nach einem Losverfahren jeweils ein anderes Mitglied einsetzte. Am Ende kristallisierte sich das Selbstporträt als Sieger heraus – und alle Anwesenden fertigten spontan eine Porträtskizze jeweils eines Anderen an. Diese Bleistift-Scribble zieren nun sowohl die Einladungskarte als auch den Umschlag des von der Vorsitzenden Cara Lila Bauer gestalteten und opulent bebilderten Katalogs.

„Kunst ist nicht das, was Sie ist“, schreibt Cara Lila Bauer im Katalog zu ihren Selbstporträts, „sondern, was Sie mit uns macht. Es gibt Tage, da ist mir mein eigenes Spiegelbild fremd, doch wenn ich mich male, dann komme ich mir selbst wieder nah.“ Das Markenzeichen, ihre weiße runde Brille, fehlt naturgemäß auf ihren fünf Arbeiten, in der Mehrzahl Aquarelle, nicht. Darunter mit „Ganz Ohr“ die sinnbildliche Umsetzung einer ihrer positiven Eigenschaften und mit „Quallen im Kopf“ das Rätsel-Suchbild einer Gesichts-Landschaft mit Meer.

Offen für Neues: Edelgard Sprengel.

Trotz der Festlegung auf ein einziges, in der Kunstgeschichte weitgehend ausgereizt scheinendes Thema ist die Vielfalt der gezeigten Arbeiten enorm. Von der hohen Kunst der Auslassung in den schwarz-weißen Acryl-Gemälden Bahtiyar Demircans über Text-Bild-Collagen Rainer Glebsattels und autobiographisch grundierten Mischtechniken mit Sand von Hans-Jürgen Jaworski bis hin zur dreidimensionalen Maske in Silber in der Wabenpappe von Petra Katharina Engel.

Vielfalt der Arbeiten enorm

Der Titel „Ich seh mich … und was siehst du?“ kann beim Betrachten wörtlich genommen werden: die Maske, im Bild links neben Wilhelm Tinnemann zu sehen, scheint sich aus der Zweidimensionalität des Bildes zu lösen. Was nicht die einzige optische Täuschung dieses Bild-Objektes bleibt.

Daniel Pajonk lässt den Betrachter mit seinen vier „Selfisolation“ genannten Quadraten über die Schulter des Künstlers im Atelier blicken: aus der Graphit-Zeichnung eines klassischen Selbstporträts entwickelt er in drei Schritten zunächst mit Strukturpaste und dann mit Öl auf Leinwand ein pastos aufgetragenes, geradezu dreidimensionales abstraktes Bildnis seines Kopfes. Ausgesprochen witzig Annegret Schraders Materialcollage „Woll-Lust“, ein nicht weniger persönliches Porträt, das eigene Vorlieben abseits der Kunst offenbart.

Was heute alles mit Computergrafik möglich ist, zeigt Udo Petrick in Perfektion: Davon haben die Pop-Art-Meister wie Roy Lichtenstein, Claes Oldenburg, Robert Rauschenberg oder Andy Warhol noch nicht einmal zu träumen gewagt. An Letzteren erinnert übrigens Christa Jakubat mit einer Collage.

Freude an der Farbe: Wilhelm Tinnemann.

„Ein Blick genügt“: Edelgard Sprengel setzt mit ihren Augen ihr zentrales künstlerisches Hilfsmittel in den Mittelpunkt ihrer treffend betitelten Mischtechniken: Sie sind offen für Neues, an heißen Tagen sonnenbebrillt und in stillen Stunden innerer Einkehr geschlossen. Auch bei Wilhelm Tinnemann offenbaren sich schier unbegrenzte (Manipulations-)Möglichkeiten der Computergrafik: Ausgehend von ein und demselben Foto hat er zwei durch farbliche Verfremdung höchst unterschiedliche Digitaldrucke erstellt, die geradezu gegensätzliche Aggregatzustände des Porträtierten widerspiegeln.

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Verlosung als Jubiläums-Bonbon

Unter dem Motto „Wir bringen die Kunst zu Ihnen nach Hause“ werden dreißig Werke von HKB-Mitgliedern unter allen Ausstellungsbesuchern, die sich an der Jubiläums-Aktion beteiligen, verlost. Es handelt sich dabei bewusst um andere, nicht derzeit in Sodingen gezeigte Werke. Man kann sie auf der Homepage hernerkuenstlerbund.de und seit kurzer Zeit auch auf dem Instagram-Portal des HKB ’90 bereits ansehen. Die Ausstellung „Wir sind ein bunter Haufen“ läuft noch bis einschließlich Sonntag, 23. August 2020, täglich von 15 bis 18 Uhr im Kunstpunkt an der Mont-Cenis-Straße 296 neben dem Sodinger Hochbunker.

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  • Samstag, 25. Juli bis Sonntag, 23. August 2020
| Autor: Pitt Herrmann