halloherne.de lokal, aktuell, online.
Aline (Valérie Lemercier) auf dem Höhepunkt ihrer Karriere.

Der Aufstieg der Pop-Ikone Céline Dion

Aline – The Voice of Love

Québec, Kanada, 1932. Es ist ein hartes Leben, dass die Holzfäller führen, um die Wildnis urbar zu machen. Und dennoch wird gelebt, geliebt – und geheiratet. Als Anglomard Dieu (Roc Lafortune) und Sylvette (Danielle Fichaud) sich das Ja-Wort geben, gibt es als Hochzeitsgeschenk nur eine kleine Goldmünze. Ein Glücksbringer noch in der dritten Generation.

Québec, Kanada, 1960. In einer kleinen, schäbigen Holzhütte ist Platz für gut ein Dutzend Kinder, die Sylvette zur Welt gebracht hat, obwohl ihr Gatte Anglomard gar keinen Nachwuchs wollte. Als Nachzüglerin – und 14. Kind - wird Aline geboren, deren großes musikalisches Talent sich spätestens bei der Hochzeit einer ihrer älteren Schwestern herausstellt, als sie vor versammelter Großfamilie „Mamy Blue“ schmettert, dass die Gläser auf der festlich gedeckten Tafel klingen.

Die Fünfjährige ist bald bei Privat- und Schulaufführungen gefragt und überzeugt, einmal eine berühmte Sängerin zu werden. Als sie zwölf Jahre alt ist, schickt ihr ältester Bruder Jean-Bobin (Antoine Vézina) eine Demo-Cassette an den berühmten Musikproduzenten Guy-Claude Kamar (Silvain Marcel). Und hakt nach, als dieser sich nach zwei Wochen immer noch nicht gemeldet hat.

Vom Schlittschuhlaufen zum Probesingen

Paris ist das Sehnsuchts-Ziel Alines (Valérie Lemercier, Mitte), hier zusammen mit ihrer Mutter Sylvette (Danielle Fichaud) und ihrem Manager Guy-Claude Kamar (Silvain Marcel).

Mit Erfolg: Vom Schlittschuhlaufen geht’s direkt ins Büro Kamars, wo Aline ein Probevorsingen unplugged mit Bravour meistert. Dieser „ungeschliffene Diamant“ wird bald Guy-Claudes Zugpferd: nach Auftritten in Fernsehshows wird die erste Platte gleich vergoldet. Aber noch muss Aline an sich arbeiten: ihr Englisch wird perfektioniert (Québec liegt im französischsprachigen Teil Kanadas), die Zähne werden reguliert, eine neue Frisur legt das Mädchenhafte ab und ein durchtrainierter Körper hilft die Belastungen der zahllosen PR-Termine und Konzertauftritte zu bewältigen.

Zum Entsetzen ihrer Mutter hat sich Aline in die „alte Hutzelpflaume“ Guy-Claude verliebt. Als die nunmehr Zwanzigjährige 1988 den Grand Prix gewinnt, ruft der kanadische Premier an - und die bevorstehende Europa-Tournee ist auf einen Schlag ausverkauft. In Neapel entdeckt Aline Guy-Claudes Brillantring in einer Kugel Eiscreme – und nun sie endlich ihre große, einzige Liebe heiraten. Womit der Stress erst richtig beginnt: Aline will ein Kind. Nach längerer medizinischer Behandlung kommt endlich ihr Sohn auf die Welt, den sie erstmals in Paris mit in ein Konzert nimmt. „Junior“ ist nicht amüsiert, als Zwillingsschwestern seinen Status als Kronprinz gefährden.

Als der schon längere Zeit kränkelnde Guy-Claude im Krankenhaus stirbt und Aline in Las Vegas auf offener Bühne zusammenbricht, findet sie in ihrem schwulen Visagisten Fred (Jean-Noël Brouté) einen verständnisvollen Freund – und in seiner kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung einen Unterschlupf vor der hungrigen Meute des Boulevards…

126-minütiges Biopic

„Ich bin ein ziemlich normales Mädchen“: „Aline“ überraschte am 13. Juli 2021 in Cannes und am 7. Oktober 2021 beim Hamburger Filmfest mit der durchgängigen Besetzung der Titelrolle durch die 57-jährige Regisseurin Valérie Lemercier. Die digitale Bearbeitung kann diese Absurdität, die bei allem Glamour wie ein Fremdkörper wirkt, nicht kaschieren. „The Voice of Love“, so der Untertitel des mit 126 Minuten doch recht langen Biopics, ist inspiriert von der Lebens- und Liebesgeschichte der Pop-Ikone Céline Dion, deren Name aus rechtlichen Gründen in Aline Dieu geändert wurde, weil der Film auch Célines Verhältnis zu ihrem Manager und Ehemann, dem kanadischen Sänger René Angélil, thematisiert, hat.

Die Hommage Valérie Lemerciers konnte auf die Originalmusik zurückgreifen (Singstimme Aline: Victoria Sio) und vereint Dions größte Hits. Sie weicht von der tatsächlichen Biographie des franko-kanadischen Weltstars und ihres Gatten immer wieder ab. So musste Guy-Claude nicht wie René Angélil sein Haus verpfänden, um die erste Schallplatte Alines zu finanzieren. Und die finale Flucht zu Fred in Las Vegas ist reine Erfindung. Die Regisseurin im Weltkino-Presseheft: „Ich habe echte Ereignisse etwas kinotauglicher gemacht.“ Coronabedingt startet „Aline“ am 23. Dezember 2021 in unseren Kinos, u.a. im Union Bochum, Casablanca und Capitol Bochum sowie im Bambi Düsseldorf.

Freitag, 24. Dezember 2021 | Autor: Pitt Herrmann