
Klagen über die immer weiter verschlechternde wirtschaftliche Gesamtlage
114. Ruhrlagebericht liefert erneut ernüchternde Zahlen
Die Lage ist bescheiden, Besserung nicht in Sicht: So lassen sich die Ergebnisse des 114. Konjunkturberichts zur Ruhrwirtschaft am besten zusammenfassen, der heute in Essen vorgestellt wurde. Die bundesweite Wirtschaftskrise macht auch vor dem größten Ballungsgebiet Deutschlands nicht Halt. Die Unternehmen aus Bochum, Herne, Witten und Hattingen machen da keine Ausnahme. Jedes vierte Unternehmen im mittleren Ruhrgebiet berichtet von einer aktuell schlechten Geschäftslage und jedes dritte Unternehmen blickt pessimistisch in die Zukunft.
Pessimistische Stimmung in der Wirtschaft
Insbesondere Industrie und Handel sind mit ihrer jetzigen Situation unzufrieden und erwarten auch keine Verbesserung ihrer Geschäftslage. „Schon im Herbst vergangenen Jahres war die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage ein Trauerspiel. Das Ampel-Aus im November hat diese Entwicklung noch einmal verschärft“, sagt Michael Bergmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet. „Was wir jetzt brauchen, ist eine Bundesregierung, die den Karren wieder aus dem Dreck zieht und auf diese Weise verloren gegangenes Vertrauen in die Politik wiederherstellt.“
Die pessimistische Stimmung in der Wirtschaft sei vor allem ein Ausdruck mangelnder Verlässlichkeit und fehlender Lösungsansätze. Insbesondere die schwächelnde Inlandsnachfrage, die steigenden Arbeitskosten sowie komplexe wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen dominierten die Risikobewertung der Unternehmen im mittleren Ruhrgebiet. „Zudem sind hohe Energie- und Rohstoffpreise weiterhin ein großes Thema in der Industrie. Und im Handel dominieren die hohen Arbeitskosten“, so Bergmann weiter. Ein Blick auf die Zahlen beweist, dass sich die Unternehmen vor allem beim Thema Investitionen auffallend zurückhalten. Höhere Ausgaben planen gerade einmal 15,5 Prozent der Befragten aus Bochum, Herne, Witten und Hattingen. Rund ein Drittel der Unternehmen rechnet sogar mit geringeren Ausgaben.
Fokus der Investitionen
Im Fokus der Investitionen steht vor allem die Ersatzbeschaffung (fast 70 Prozent). Rückläufig sind Investitionen in Produktinnovationen (21 Prozent) sowie Kapazitätserweiterungen (16,2 Prozent). Immerhin gut ein Drittel der Befragten nennt als Hauptmotiv für Investitionen Rationalisierungsmaßnahmen. Der Umweltschutz spielt eine untergeordnete Rolle (13,3 Prozent). Und noch ein Trend, der sich laut dem aktuellen Ruhrlagebericht fortsetzt: Jedes vierte Unternehmen im mittleren Ruhrgebiet rechnet mittlerweile mit einer niedrigen Beschäftigung. Vor allem in Herne gehen fast 40 Prozent der Befragten davon aus, künftig weniger Menschen in Lohn und Brot zu haben. Ein Blick auf die verschiedenen Branchen zeigt: Vor allem die Industrie rechnet mit weniger Beschäftigten (fast 30 Prozent).
Angesichts der ernüchternden Zahlen schickt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann einen dringenden Appell an eine neue Bundesregierung: „Die Politik muss Antworten auf die wichtigsten wirtschaftspolitischen Fragen liefern – und das so schnell wie möglich. Wer auch immer das Ruder nach dem 23. Februar übernimmt, auf den wartet ein riesiges Arbeitspensum.“