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Frauke Böttner (21) stellt ihren Arbeitsalltag bei 'TikTok' vor

Hinter den Kulissen vom Rettungsdienst

Die Videos selbst sind meist nur einige Sekunden lang, geben aber trotzdem große Einblicke: Frauke Böttner ist Rettungssanitäterin und Auszubildende zur Notfallsanitäterin. Unter dem Accountnamen „Plasterwagenfahrer“ stellt sie seit Anfang 2021 Videos auf der Plattform „TikTok“ online, um ihren Arbeitsalltag zu dokumentieren. Der jungen Frau folgen dort schon rund 136.000 Personen (Stand 24.1.2022), sehen so also regelmäßig die neuen Clips und kommentieren fleißig.

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„Ich möchte mit den Videos den Alltag im Rettungsdienst zeigen. Dazu zähle ich Sachen, die man normal in den Medien nicht findet“, erläutert die 21-Jährige im Gespräch mit halloherne. „Meiner Meinung nach wurde der Rettungsdienst vom Anfang der Corona-Pandemie bis heute kaum bis gar nicht erwähnt.“

Mehr Realität auf der Plattform zeigen

Ferner gibt Frauke Böttner an, dass sie mit den kurzen Ausschnitten mehr Realität auf die Plattform bringen möchte. Das liegt daran, dass ein Großteil der dort zu sehenden Videos aus Tanzvideos, mehr oder weniger lustigen Dialogen, Kochrezepten und Zusammenschnitten aus Fernsehsendungen oder YouTube-Videos besteht. „Ich versuche, einmal pro Woche ein neues Video hochzuladen. Ich mache das aber nur, wenn ich dazu auch Lust habe und verfolge keinen festen Plan“, gibt die Rettungssanitäterin an.

„2018, direkt nach Beendigung meiner Schullaufbahn, habe ich Rettungshelferin am Bodensee angefangen“, sagt Böttner, die selbst aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Marburg (Hessen) stammt. „Anschließend wurde ich Sanitäterin und habe mich in verschiedenen Großstädten beworben. So bin ich dann nach einer gewissen Zeit in Herne gelandet.“ Hier arbeitet sie aktuell quasi nebenberuflich, da sie ihre hauptberufliche Ausbildung in Dortmund absolviert.

Konzentriert am Steuer des Rettungswagens in Herne: Frauke Böttner.

Aufgrund der räumlichen Distanz zur Familie und den Freunden in der alten Heimat hat sie überhaupt erst mit Videos auf „TikTok“ angefangen. „Vorher war ich gar nicht bei Social Media aktiv. So wollte ich zumindest meiner Familie und meinen Freunden Einblicke in meine Arbeit zeigen“, sagt sie gegenüber halloherne. „Im Februar 2021 wurde über Nacht einer meine Clips dann auf der Übersichtsseite ausgespielt und hatte so plötzlich 70.000 Aufrufe. Danach waren dann auch viele positive Kommentare von Nutzern vorhanden. Das hat mich darin bekräftigt, dies fortzuführen und ich habe regelmäßiger gefilmt.“

Die Eltern wurden nach Bedenken die größten Fans

Am Anfang hätten zwar noch ihre Eltern leichte Bedenken geäußert, nachdem Frauke Böttner aber bekannter bei „TikTok“ wurde, war auch der Papa aus dem Häuschen: „Irgendwann sagte er: Jetzt folgen die schon mehr Leute, als unser Dorf Einwohner hat. Mittlerweile finden meine Eltern die kurzen Filme gut, unterstützen mich und schauen sich selbst die Clips an.“

Mit einer großen Reichweite kommen auch Kooperationen mit Firmen ins Spiel, deren Produkte sogenannte Influencer dann ihren Zuschauern präsentieren und dafür finanziell entlohnt werden - bei Instagram wird dieses Prozedere noch stärker genutzt. „Es gab bereits einige Anfragen, die habe ich aber abgelehnt, weil ich mich damit nicht identifizieren konnte. Aber: Etwas Geld gab es bislang bei Live-Videos, wenn Zuschauer etwas gespendet haben“, erzählt Frauke.

Während ihrer Ausbildung übt sie Notfälle mit Puppen, um auf die echten Einsätze vorbereitet zu sein.

Beliebt sei ihre Rubrik „Einsatzmeldung vs. Realität". "Die Meldung ist oft viel schlimmer, als die Realität. Beispielsweise hieß es mal: Patient mit stark blutender Fußverletzung. Vor Ort angekommen, war ein Zehnagel eingerissen und von Blut auch keine Spur“, berichtet Böttner, die für ihren Accountnamen nach eigenen Angaben etwas einfaches gesucht hat, das die Verbindung zur Arbeit zeigt.

Das Wissen später weitergeben

Als Rettungssanitäterin fährt sie normalerweise den Rettungswagen, da sich der Notfallsanitäter im hinteren Bereich um den Patienten kümmert. „Diesen Status möchte ich durch meine Ausbildung auch erreichen. Später würde ich gerne Praxisanleiterin werden. So kann ich mein Wissen dann an andere Personen weitergeben“, blickt die junge Frau in die Zukunft.

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Ein Unterschied, den sicher nicht alle Leute kennen, ist ihr noch wichtig. „Die 112 gilt für Notfälle, hier melden sich manchmal auch Personen mit Husten oder Schnupfen. Die 116 117 ist der ärztliche Bereitschaftsdienst und für solche Fälle die richtige Wahl. Bis jemand kommt, kann es etwas dauern, aber dafür kann der Arzt dann vor Ort auch ein Rezept ausstellen.“

| Autor: Marcel Gruteser