
Fleischerei Schmidt berichtet über Veränderungen nach Tönnies-Corona-Vorfall
Kunden fragen gezielter nach Fleischherkunft
In der Fleischerei Schmidt in Herne-Holsterhausen an der Bielefelder Straße ist derzeit gut zu tun. Doch Chef Tobias Schmidt verkauft nicht nur Fleisch und Wurst an seine Kunden.
Derzeit beantwortet er vor Ort oder am Telefon vermehrt Fragen, woher er sein Fleisch beziehe und ob es eventuell aus einem Corona-infizierten Schlachtbetrieb stamme, sagte er im Gespräch mit halloherne.
„Die Nachfragen häufen sich momentan, das war bis vor der Corona-Krise kaum der Fall“, sagt Schmidt. Dies habe vor allem mit der Corona-bedingten Schließung im Tönnies-Schlachthof in Rheda-Wiedenbrück zu tun. Dieser war wegen massiver Infektionszahlen rund vier Wochen geschlossen worden, die Schlachtungen wurden erst ab dem 14.7.2020 wieder schrittweise aufgenommen.
„Zuletzt gab es noch Nachfragen wegen einem Medienbericht, aber da konnte ich die Kunden beruhigen. Wir beziehen unser Fleisch vom Schlachthof Jedowski aus Unna“, erläutert Tobias Schmidt.
Auffällig sei auch, dass die Kunden derzeit viel zum Grillen kaufen würden, auch wenn der Sommer derzeit ein wenig zu wünschen übrig lässt: „Die Leute grillen wohl auch bei durchwachsenem Wetter und nicht nur bei hohen Temperaturen wie im April und Mai. Wir verkaufen derzeit fast alles, was wir anbieten“, sagt Schmidt.

Dazu gehören momentan auch Rinder- und Sauerbraten, auch Sauerkraut habe eine Kundin haben wollen. „Das musste ich erst besorgen, darauf war ich nicht vorbereitet“, sagt Tobias Schmidt lachend. „Es zeigt sich, dass viele Personen derzeit zu Hause sind und in den vergangenen Wochen und Monaten das Kochen für sich entdeckt haben.“
Auch der Verkaufsautomat, an dem man vor allem am Wochenende kurzfristig Würstchen und Co. kaufen kann, sei am Anfang sehr gut angenommen worden. „Da waren wir schnell ausverkauft. Danach ebbte es etwas ab, um sich nun einzupendeln“, ist der Geschäftsführer zufrieden.
Fleischkritikern, die schon vor der Corona-Pandemie, aber vor allem während des Bekanntwerdens der Umstände in manchen Schlachthöfen gefordert haben, weniger bis gar kein Fleisch mehr zu verzehren, kann er nur zustimmen: „Ich sehe das genauso, dass weniger Fleisch verzehrt werden sollte. Es sollte zwei Mal die Woche sein, so machen wir das zu Hause ebenfalls“, sagt Schmidt. „Es muss etwas Besonderes sein und daher ist das kein Fall für jeden Tag.“