Bronchoskop zerstört - Fristlose Kündigung
Sie werden bei Spiegelungen der Lunge eingesetzt, und sie sind bei Preisen zwischen 2.100 und 8.500 Euro "kostenträchtiges medizinisches Gerät," wie es Rechtsanwalt Norbert H. Müller als Prozessvertreter der evangelischen Krankenhausgemeinschaft Herne/Castrop-Rauxel jetzt im Termin vor Arbeitsgerichtsdirektor Dr. Dewender formulierte. Dort klagte eine OP-Schwester aus dem evangelischen Krankenhaus Eickel mit Rechtsanwältin Limper gegen ihre fristlose "Tatkündigung" vom 21. 12.2015, nachdem sie eine Woche vorher von einem Mitarbeiter aus kurzer Entfernung dabei beobachtet worden sein soll, wie sie ein Bronchoskop so unsachgemäß in eine Transportbox gequetscht habe, dass das teure Gerät zerstört wurde. Nicht der erste Vorfall dieser Art in dem Krankenhaus, wie dessen Anwalt die Chefetage des EvK zitierte.
Der Zeuge, den die Frau zunächst nicht habe sehen können, sei ein "Fachmann" gewesen. Als die OP-Schwester sich umgedreht und den Zeugen bemerkt habe, sei sie rot geworden, zitierte der Anwalt den Zeugen weiter. Wie der Zeuge das denn bemerkt haben wolle, fragte die Klägeranwältin zurück, wenn ihre Mandantin noch ein Käppi, eine Brille und einen Mundschutz getragen habe. Da es sich nach Auffassung der Arbeitgeberseite um eine "Tatkündigung" handele, obwohl auf der letzten Abrechnung das Wort "Verdachtskündigung" stand, habe man die Mitarbeiterin nicht anhören müssen und lediglich die Mitarbeitervertretung (MAV) eingeschaltet.
Ende April 2016 soll es nun durch eine Beweisaufnahme Antworten auf noch offene Fragen zum Sachverhalt geben, falls die Parteien sich nicht bis dahin auf eine gütliche Trennung geeinigt haben. Bei diesen Vergleichsverhandlungen wird es auch um die Rückzahlung von 4.800 Euro Lehrgangsgebühren für eine Weiterbildung der Klägerin gehen, deren Gewährung an die Verpflichtung gebunden war, nach erfolgreicher Weiterbildung noch mindestens drei Jahre weiter im Krankenhaus zu arbeiten. Davon sei noch nicht mal die Hälfte rum, gab EvK-Anwalt Müller der Gegenseite noch zu bedenken. (AZ 4 Ca 47/16)
