
Gymnasium Eickel erhält Titel 'Schule ohne Rassismus'
'Wir sind vereint gegen Rassismus'
Leise und aufgeregte Stimmen waren am Dienstag (23.8.2022) in der Aula des Gymnasiums Eickel zu hören und das aus gutem Grund, denn der Schule wurde das Siegel 'Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage' verliehen. An der offiziellen Feierstunde nahmen neben Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda auch einige bekannte Gesichter der Herner Stadtgesellschaft teil.
Schulleiterin Antje Fehrholz zeigt sich stolz, dass ihre Schule den Titel erhalten hat. „Die Schulgemeinschaft fühlt sich in ihrer Arbeit gewürdigt", machte die Schulleiterin deutlich. Jedoch erläuterte sie: „Jeden Tag hören wir von rassistisch-motivierten Taten. Es ist unsere Aufgabe sich dagegen zu stellen und immer rege und aufmerksam zu sein."
Ferner wurden Grußworte von Elena Franz von Demokratie Leben und Rudi Cerne verlesen, der selbst Schüler des Gymnasiums war. Cerne lobte das Engagement der Schule als „bemerkenswert" und nannte die Schulgemeinschaft „ein Vorbild für die Gesellschaft".
'Aufstehen und aufeinander zu gehen'

OB Dr. Dudda mahnte in seiner Rede die Wichtigkeit an, sich gegen Rassismus und Diskriminierung aufzulehnen: „Wir können etwas gegen Hass und Hetze hier in unserer Stadtgesellschaft unternehmen. Menschen sollen nicht danach beurteilt werden, welche Wurzeln oder beispielsweise welche sexuelle Orientierung sie haben. Jeder soll in seiner Wahrnehmung anerkannt und akzeptiert werden."
Für die Veranstaltung hatte der Schulchor das Lied 'Aufstehen, aufeinander zugehen' eingeübt. Außerdem trat die Klasse 7A mit einem Rap auf. Mit Versen wie 'Nur in der Gemeinschaft kommen wir zusammen' oder auch 'Wir sind vereint gegen Rassismus' zeigten die Schüler Gesicht gegen Diskriminierung und Rassismus.
Der Regionalkoordinator von 'Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage' Gürkan Ucan erinnerte in seiner Rede an die NSU-Morde, den Anschlag auf die Synagoge in Halle und den Mord an Walter Lübcke und sagte: „Die negativen Entwicklungen machen mir Sorgen. Die Einschüchterungsversuche der rechten Szene sind Alltag. Der Feind der Demokratie ist der Hass, also müssen wir uns dafür einsetzen, dass er keinen Platz hat."
Ferner verdeutlichte Elternvertreter Rahman Işçi: „Die Schule darf und wird sich auf ihren Lorbeeren nicht ausruhen. Das Zertifikat ist eine Selbstverpflichtung."

Allen Kindern, bei allen Unterschieden, gerecht werden
Weiterhin mahnte er auch, dass Rassismus auch in Schulen alltäglich ist und „Ungleichheitsstrukturen eine Rolle spielen". Deshalb zeigte er sich stolz: „Unsere Schule ist Rassismus sensibilisiert. Sie bietet Raum für Akzeptanz und hat die Zielsetzung, allen Kindern bei all ihren Unterschieden gerecht zu werden."
Auch die derzeit wohl bekannteste Abiturientin des Gymnasiums, Dilara Işçi, kam zur Auszeichnung. Vor kurzer Zeit war Işçi deutschlandweit in den Nachrichten, da ihr mit 899 Punkten das fast perfekte Abitur geglückt war (halloherne berichtete). „Ich war selbst in der Schülervertretung aktiv und habe mich für die Thematik eingesetzt, daher freue ich mich sehr, dass wir nun diese Auszeichnung erhalten", so die 18-jährige.
Nach der feierlichen Zertifizierung konnten die Besucher noch einen Blick auf die Projekte der Schüler werfen. Auch die internationale Klasse von Lehrer Devran Ilboga war vertreten. „Wir haben uns auf diesen Tag in einem Projekttag und während des Unterrichtes vorbereitet. Derzeit haben wir 14 Schüler in der internationalen Klasse", so der Pädagoge.
'Menschen sollen friedlich zusammenleben'
Drei davon - Megan aus Italien, Michael aus der Ukraine und Ginan aus Syrien - berichteten halloherne von ihrem Alltag. „Die Lehrer und die Schüler haben uns alle toll aufgenommen und sind sehr nett", sagten alle drei unisono.
„Meine Familie und ich mussten aus der Ukraine fliehen, weil Krieg und Chaos herrscht. Wir hoffen hier auf eine sichere und bessere Zukunft", berichtete Michael.
Die drei Jugendlichen sind dankbar für die Unterstützung, die sie in der Schule erfahren. „Neben dem Lernen unternehmen wir auch Exkursionen. Wir waren bereits beim Freizeitzentrum Heisterkamp und wir bekommen auch außerschulische Unterstützung, wie zum Beispiel beim Anmelden in einem Sportverein", so die 14-jährige Megan.
Auf einer großen Tafel haben die Schüler Wünsche für die Zukunft der Welt zusammengetragen. Ein Wort, was dabei besonders ins Auge springt ist 'Weltfrieden'. „Wir wünschen uns einfach, dass die Kriege auf der Welt aufhören, die Menschen aufhören sich zu bekämpfen und friedlich zusammen leben", sagen alle drei abschließend.