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Corona - die Suche nach einem Impfstoff läuft auf Hochtouren.

Weltweites Experiment

Wie soll es jetzt weiter gehen?

Corona zwingt uns in ein Experiment, an dem die ganze Welt teilnimmt. Womöglich handelt es sich sogar um das größte gesellschaftliche Experiment der letzten paar Hundert Jahre. Professor Drosten, der derzeit meist zitierte Experte meint: „…. dass wir eine durchlaufende Infektionswelle zu erwarten haben und das Maximum der Fälle in Deutschland zwischen Juni und August eintritt“ und „es ist eine Naturkatastrophe, die in Zeitlupe stattfindet.“ Es ist also nicht in ein paar Wochen vorbei. – Und es betrifft den gesamten Erdball.

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Kitas, Schulen, Universitäten, Konzerthäuser, Theater und Kinos sind dicht. Die Bundesliga und mit ihr fast alle Mannschafts-Sportarten und solche, die in Hallen und Arenen ausgetragen werden, haben ihren Spielbetrieb eingestellt. Innereuropäische Grenzen werden geschlossen. Der Reiseverkehr ist zum Erliegen gekommen. Die Hotels in den Urlaubsregionen sind verwaist. Der Flugverkehr reduziert sich zunehmend auf Frachtflüge. In Italien ruht fast das gesamte öffentliche Leben. Donald Trump zeigt erste Anzeichen von Hysterie. Selbst diesem selbstgefälligen Schwätzer scheint allmählich zu dämmern, dass die Sozial- und Gesundheitssysteme der USA und mit ihnen die gesamte amerikanische Wirtschaft noch viel weniger auf die Covid-19-Pandemie vorbereitet sind als Europa.

Soll das so weitergehen bis Ende August, wann haben wir es geschafft?

Dazu eine gewissermaßen mathematische Betrachtung:

Die Geschwindigkeit, mit der eine Krankheit sich ausbreitet, hängt von mehreren Parametern ab: Dazu gehört Zeit, die vergeht, bis eine infizierte Person selbst ansteckend wird und somit weitere Personen infizieren kann, ebenso die Zeit, während der sie ansteckend ist. Diese Parameter werden gewissermaßen vom Virus vorgegeben und sind nicht zu beeinflussen.

Die Zahl der Personen, die ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt, ist jedoch beeinflussbar. Man nennt das Basisreproduktionszahl. Ist dieser Parameter größer als 1, wächst die Zahl der Infizierten exponentiell. Bei dem Covid-19-Erreger ist das eindeutig der Fall. Nach bisheriger Kenntnis steckt ein Infizierter im Durchschnitt 2,4 bis 3,3 Personen an. Um die Ausbreitung in den Griff zu bekommen, müssten folglich zwei von drei Ansteckungen vermieden werden. Sonst würde sich der Erreger so lange ausbreiten, bis etwa zwei Drittel der Bevölkerung die Infektion durchgemacht hat und sich damit nicht ein weiteres Mal anstecken kann.

In Wuhan, dem Herd der Covid-19-Epidemie, scheint das rigorose Vorgehen der Behörden erste Erfolge zu bringen. Nachdem die Zahl der Infizierten im Januar explodiert war, schottete die Regierung die Metropole komplett ab. Mittlerweile ist die Zahl der Neuinfektionen drastisch gesunken - eine Lockerung der Abschottung aber noch längst nicht in Sicht. Denn was würde geschehen, wenn man jetzt von der Bremse geht? Es ist illusorisch, zu glauben, die Zahl der Infizierten und damit Infektiösen hätte man auf Null gedrückt. Sobald die Einschränkungen wieder gelockert würden, ginge der ganze Spuk wieder von vorne los bis tatsächlich eine Immunisierung von ca. 70 Prozent der Bevölkerung erreicht wäre. Und auch danach müsste man wohl noch mit dem erneuten Aufflackern regional begrenzter Epidemien rechnen.

Vor diesem Hintergrund wird zwar klar, warum derzeit Infizierte in Quarantäne gesteckt, Großveranstaltungen abgesagt und in manchen Ländern Städte und ganze Regionen abgesperrt werden. Auf lange Sicht aber kann man dieses Szenario nicht durchhalten. Nicht nur nationale Wirtschafts- und Sozialsysteme würden zum Erliegen kommen. Wir leben in einer globalisierten Welt, in der ein Land vom anderen abhängt. Es würde zum Kollaps der gesamten Weltwirtschaft führen mit viel katastrophaleren Folgen noch als Covid-19.

Abschottung der Gefährdeten?

Circa 25 Prozent der Deutschen, also etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland sind über 60 Jahre alt oder chronisch krank. Wäre es möglich, nur diese besonders gefährdeten Bevölkerungsteile abzuschotten? Die weit überwiegende Zahl der schweren Verläufe und Todesfälle konzentriert sich auf diese Gruppe. Auf diesen Bevölkerungsteil muss sich das Gesundheitssystem einstellen. Der Verlauf von Covid-19 in der Gruppe der Jungen und Gesunden ist durchweg so moderat wie eine deftige Erkältungswelle. Was würde geschehen, könnte sich das Virus in der wenig gefährdeten Bevölkerung „austoben“? Die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen wären wohl nicht schlimmer als eine übliche Grippewelle. Wie lange würde es dauern, bis eine Durchseuchung von 70 Prozent erreicht und dann das Virus besiegt wäre?

Ich weiß nicht, ob ein solches Szenario unter ethischen und infektiologischen Aspekten realistisch ist. Eines ist jedoch gewiss: Das Virus wird alle Völker dieser Erde die nächsten Monate und Jahre begleiten. Es wird die Menschheit nicht ausrotten. Aber die Welt wird sich in dieser Zeit in einem Maße verändern, wie es in der Geschichte seit Beginn der Zeitrechnung vor 2000 Jahren nur ganz selten geschehen ist.

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Gigantische Märkt für Impfstoffe

Aber eines gibt Hoffnung: Die Covid-19-Pandemie eröffnet gigantische Märkte für Impfstoffe. Ich möchte nur eine Aktie der Firma, die als erste einen Impfstoff gegen das neue Coronavirus herausbringt, besitzen. Gegen deren Wert dürfte ein Lotto-Jackpot ein Taschengeld sein. Wenn schon so kranke Hirne wie Donald Trump versuchen, die Exklusivrechte an einer deutschen Impfstoffentwicklung für die USA einzukaufen, kann man sich vorstellen, wie heiß die Forschung in allen einschlägigen Laboratorien weltweit läuft. Ich bin sicher, man wird bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen diese sich über den gesamten Globus ausbreitenden Seuche nicht so pingelig und behäbig sein, wie bei Ebola, von dem nur das arme Afrika betroffen ist.

| Autor: Dr. Gerd Dunkhase von Hinckeldey