
Ein Rückblick auf die letzten 20 Jahre
Seit 120 Jahren im Einsatz

Die Gründung der Freiwillige Sanitätskolonne Wanne-Eickel erfolgte im Jahr 1901. Im Jahr 2001 feierte der, seinerzeit noch eigenständige, Kreisverband Wanne-Eickel e.v. sein 100-jähriges Jubiläum. In diesem Jahr findet also - mehr oder weniger - ein weiteres Jubiläum statt: 120 Jahre. Halloherne nahm dies zum Anlass und warf zusammen mit Geschäftsführer Dr. Martin Krause einen Blick zurück auf die letzten 20 Jahre.

Vor 20 Jahren existierten in Herne noch zwei Kreisverbände (KV): Der KV Wanne-Eickel und der KV Herne. Der Zusammenschluss der beiden Verbände zu dem heutigen Kreisverband Herne und Wanne-Eickel e.V. erfolgte im Jahr 2010. Genauer gesagt am 14. Dezember, an dessen Abend die Mitgliederversammlung stattfand, welche die Fusion besiegelte. "Dies war natürlich einer der wichtigsten Ereignisse in den letzten zwei Jahrzehnten", so DRK-Geschäftsführer Dr. Krause.

Doch kurz zurück zum Beginn des ersten Jahrzehntes nach der Jahrtausendwende. Im Jahr 2003 übernahm Karl-Thomas Jarolim die Leitung der Bereitschaft von Daniel Tegeler. Jarolim leitete die Einsatzkräfte bis ins Jahr 2020. Einer seiner ersten Amtshandlungen war die Einführung des gewerblichen Krankentransportes für die Herner Feuerwehr. Das DRK stellte an den Wochenenden und zu besonderen Anlässen - meist Weihnachten und Silvester - der Herner Feuerwehr einen Krankenwagen zur Verfügung. Das Fahrzeug wurde meist mit Helfern aus der eigenen Reihen besetzt. Ein Krankenwagen fährt, im Gegensatz zu einem Rettungswagen, nur Patienten, die nicht lebensbedrohlich verletzt oder erkrankt sind. Der Krankentransport brachte für das DRK Wanne-Eickel mehrere Vorteile: Durch die notwendige fachliche Qualifizierung erhöhte sich der Ausbildungsstandard bei den Helfern. Außerdem festigte sich dadurch die Zusammenarbeit mit der Herner Feuerwehr, denn viele Helfer absolvierten ihre Praktika auf den Herner Wachen.

Die Einsatzeinheit - früher Bereitschaft genannt - startete zu den Diensten von dem ehemaligen Heitkampgelände an der Landgrafenstraße um. Der Umzug auf dieses Gelände erfolgte im Jahr 2004. Den Helfern standen nicht nur ausreichende Räume und Parkraum zur Verfügung, sondern das Gelände bot auch viel Platz für praktische Ausbildungen und Übungen - was oft und gerne genutzt wurde. So fiel es bei Übungen auch nicht auf, wenn plötzlich die - natürlich gespielten - Verletzten wieder und wieder irgendwo auftauchten. Der Überlieferung nach soll dies an einem besonders einfallsreichen Übungsleiter gelegen haben.

Die Zeit auf dem Heitkamp-Gelände endete im Jahr 2015. Das DRK kaufte ein ehemalige Firmengebäude an der Baukauer Straße, welches der Einsatzeinheit nun eine neue Heimat bietet. Im Gegensatz zu der Baracke auf Heitkamp ist nun alles schöner, neuer und besser. Aber dafür nicht mehr mit so viel Platz wie früher. „Aber kein Vergleich zu den Bedingungen wie vor 20 Jahren. Damals waren die Fahrzeuge und das Material über verschiedene Standorte verteilt“, so Dr. Krause. „Büro, Lager und ein Teil der Fahrzeuge standen damals noch bei Schäfers hinter dem Rewe an der Hauptstraße, und weitere Fahrzeuge und Zelte in Garagen an der Gavelsberger Straße. Nach dem Zusammenschluss mit Herne kamen noch die Standorte an der Von-der-Heydt-Straße dazu.“
Apropos neue Standorte. Neben den Infrastrukturen bei den Einsatzeinheiten entwickelten sich auch die weiteren Bereiche des Kreisverbandes, vor allem in der Altenpflege. „Wir eröffneten 2007 die Hausgemeinschaften in Röhlinghausen und 2012 kam der Flottmann-Park dazu“, so der DRK-Geschäftsführer.
Die Flüchtlingskrise stellte die Einsatzeinheit vor einer besonderen Herausforderung. „Für uns begann die Arbeit in der Flüchtlingskrise mit der mehrtägigen Unterstützung in der Erstaufnahmeeinrichtung in Unna-Massen“, sagte Krause. "Wir betreuten dann im weiteren Verlauf der Krise die Notunterkünfte an der Görreschule und der Janosch-Schule".

Und zu welchen besonderen Einsätzen rückte das DRK noch aus? „Die Weltmeisterschaft 2006“, so die schnelle Antwort von Dr. Krause. Bekanntlich liegt ja der geographische Mittelpunkt des Ruhrgebiets in Herne - und damit auch die DRK-Einsatzkräfte. Je nachdem wo die Spiele stattfanden ging's von Herne aus zum Beispiel in die Bereitstellungsräume nach Bochum oder Dortmund. Der Einsatz an sich war jetzt eher unspektakulär: Die Helfer trafen sich mit anderen Hilfsorganisationen und Feuerwehren an einem zentralen Ort, um für den Fall der Fälle schnell vor Ort zu sein. Klingt jetzt eher langweilig? Doch das Gegenteil war der Fall. Bei einem Bereitschaftsdienst auf der Wache 3 der Bochumer Feuerwehr ereignete sich der Großbrand des nahegelegene Möbelhauses Hardi. Die DRK-Helfer konnten den Ablauf eines Großeinsatzes auf einer Wache - mit Abstand - beobachten. In Dortmund kamen hunderte von Einsatzkräften zu einem riesigen Rudelgucken in einer ehemaligen Industriehalle zusammen. Etwas kleiner, dafür mit Pools, Grill, alkoholfreien Kaltgetränken und Party-Stimmung verliefen die Dienste auf den kleineren Wachen in Bochum.

Ein Highlight ist und bleibt natürlich der Sanitätsdienst auf der Cranger Kirmes. Das Grundprinzip mit dem Standort an der Jugendkunstschule, von der aus die Krankenwagen und Streifen auf den Platz starten, ist geblieben. Der Einsatz auf Crange wird stetig verbessert und im Detail optimiert. Vor 20 Jahren saßen der Wachleiter und Funker noch in der Sanitätsstube. Heute erfolgt die Einsatzleitung von einem Container auf dem Vorplatz aus. Die Einführung des Digitalfunks brachte den Vorteil, dass man die Einsatzkräfte nun auf dem Platz auch hört - und nicht die lautstarke Musik der Fahrgeschäfte. Besondere Momente in 20 Jahren Crange? Da gibt's viele Einsätze, die erwähnenswert wären, wie zum Beispiel der Unfall am Konga im Jahr 2014.

Aber ein Einsatz ging in die Geschichte ein: Ein typischer Samstagabend auf Crange im Jahr 2010. Der Platz war brechend voll und die Krankenwagen fuhren Einsatz um Einsatz. Eine junge Schaustellerin brachte einen tierischen Patienten zur Wache. Ihr Hund Maddox war in eine Glasscherbe getreten und die Pfote blutete stark. Dies passierte trotz aller Vorsicht, weil die Besucher gerne einmal ihre Flaschen und Gläser bis an die Wohnwagen der Schausteller warfen. Die Sanitäter versorgten die Wunde des kleinen tapferen Hundes und organisierten der Halterin noch die Nummer eines Tier-Notdienstes.

Heute - im Jahr 2021 - wird die Einsatzeinheit durch ein junges Team im Kreisrotkreuzleiter Tobias Sander geführt. Wer sich für die Arbeit im DRK oder einer der anderen Hilfsorganisationen interessiert, der kann sich am heutigen Sonntag (30.5.2021) in den sozialen Netzwerken über die Arbeit im Ehrenamt informieren (halloherne berichtete).
In fünf Jahren steht mit 125 Jahren dann ein weiteres - größeres - Jubiläum statt. Und wann man nun die ausgefallenen Dienste auf Crange aufgrund Corona einfach mal vergisst, dann kann das DRK ebenfalls in fünf Jahren das 100-jährige Jubiläum des Sanitätsdiensten auf der Cranger Kirmes feiern.
