Gescheiterte Projekte der Regionalgeschichte
Satz mit X... – LWL Veröffentlichung
Münster (lwl). Während Erfolg als alleiniger Maßstab für Wert und Fortschritt gilt, richtet das neueste Buch des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte den Blick auf die vielen Facetten des Misserfolgs in der Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Von der (gescheiterten) Revolution von 1848/49 bis hin zu misslungenen städtebaulichen Initiativen – die Autoren zeigen, wie Misserfolg nicht nur individuelle Schicksale prägt, sondern auch gesellschaftliche und politische Veränderungen nach sich ziehen kann.
74. Band der „Westfälischen Forschungen“
„Ob etwas als 'erfolgreich' oder 'gescheitert' bewertet wird, wurde zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich entschieden und kann sich ändern. Daher lohnt eine historische Betrachtung", sagt Dr. Thomas Küster, Herausgeber des Bandes. Dabei liegt der Fokus der Beiträge nicht auf den ganz großen Ereignissen, wie dem Ende des Bergbaus im Ruhrgebiet und auch nicht auf rein privaten Rückschlägen „Die Region ist dabei besonders interessant, denn sie fungiert als eine Art Scharnier für jene Projekte, die von der nationalen (oder transnationalen) Ebene aus kaum zu steuern und für Kreise und Kommunen oder private Investitionen zu groß sind.“
Organisationen scheiterten an ihren Selbstbildern und Ansprüchen
Ein besonderer Fokus liegt daher auch auf der Rolle von Verwaltungen und Netzwerken, die oft als Vermittler und Förderer von Ideen fungieren. Die Autoren rekonstruieren, wie Störfaktoren, Fehleinschätzungen und gesellschaftliche Wahrnehmungen das Scheitern beeinflusst haben und was dies für die Region bedeutete: Flughäfen und Schlachthäuser wurden nicht gebaut, Wohnkomplexe, Filme und Reaktoren erfüllten nicht die Erwartungen; und immer wieder scheiterten Organisationen an ihren Selbstbildern und Ansprüchen.
Zusätzliche Beiträge im 74. Band der „Westfälischen Forschungen“ behandeln unter anderem die Selbstbehauptung und Anpassung der lokalen Presse während der NS-Zeit, das Phänomen der Flohmärkte in Westdeutschland mit ihren unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten oder Forschungen zu Erscheinungsformen des Rechtsextremismus in Westfalen zwischen 1960 und 1990. Tagungsberichte sowie die Jahresberichte der Kommissionen, Zeitschriftenschau und Buchbesprechungen beschließen den Jahresband 2024.
„Gescheiterte Projekte. Niederlagen, Fehlschläge und Blockaden im 19. und 20. Jahrhundert“ ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Aschendorff Verlag, Münster 2024, X und 724 Seiten, gebunden. Aschendorff Verlag, Münster 2024, X und 724 Seiten, gebunden.