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Setzten die Lichtinstallation um: (li.) die Schauspieler Astrid Breidbach und Martin Zaik.

Im alten Turm vom Mondpalast, Bergbau und Zwangspause verknüpft

Lichtinstallation 'Kanarienvögel'

Solange sie unter Tage zwitscherten, war alles gut: Kanarienvögel warnten einst die Kumpel im Bergbau vor „bösen Wettern“. Neuerdings bevölkern die gelbgefiederten Vögel die historischen Turmfenster des Mondpalasts von Wanne-Eickel, heißt es in einer Mitteilung vom Mittwoch (20.1.2021). Ausgebrütet wurde die Idee zu einer Lichtinstallation in einer Zukunftswerkstatt, zu der Prinzipal Christian Stratmann Anfang Januar seine bunte Theaterfamilie eingeladen hatte: „Für mich setzt diese Lichtinstallation ein Zeichen der Zuversicht in dunklen Zeiten. Sie bedeutet: Solange keiner der Vögel von der Stange fällt, ist auch im Mondpalast alles in Ordnung.“

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Die bunten Kanarienvögel im historischen Turm.

Inspiriert durch den Brauereiturm „Dortmunder U“, dem Filmregisseur Adolf Winkelmann im Kulturhauptstadtjahr 2010 die Bildsprache beibrachte, erwählten die Mondpalast-Kreativen den historischen „Bergfried“ des Saalbaus zum Ort der Ideen. Mondpalast-Urgestein Martin Zaik („Flurwoche“), durch den verschärften Lockdown zur Untätigkeit verdammt, machte sich gemeinsam mit seiner Schauspielkollegin Astrid Breidbach an die Umsetzung: „Das Ensemble brennt darauf, endlich wieder zu spielen. Solange ich das nicht darf, lasse ich mir eben etwas anderes einfallen, um die Menschen in Corona-Zeiten auf intelligente Weise zu unterhalten und zu ermutigen.“

Der von einer längeren Krankheit genesene Mime spannte - mit Unterstützung von Astrid Breidbach („Die (fast) glorreichen Sieben“) - kurzerhand Architektenfolie vor die Turmfenster. Ein Laptop und zwei Beamer projizieren muntere Kanarienvögel als Video auf das transparente Papier. Ab Einbruch der Dunkelheit ist die Lichtinstallation weithin sichtbar. Warum ausgerechnet Kanarienvögel gezeigt werden, erläutert Astrid Breidbach: „Kanarienvögel hatten im Bergbau früher eine wichtige Funktion. Solange die Luft rein war, sangen sie. Trat aber unter Tage das lebensgefährliche, geruchlose Kohlenmonoxid aus, so waren die Kanarien davon am schnellsten betroffen. Bereits bei einer minimalen Konzentration und nach kürzester Zeit fielen sie tot von der Stange. So warnten sie die Bergleute vor der sauerstoffarmen Luft. Und die Kumpels hatten noch ausreichend Zeit, sich in Sicherheit zu bringen.“

Ein Blick von weiter weg.

Dass der Mondpalast eine neue Landmarke setzt, freut Prinzipal Christian Stratmann, denn er ist fest entschlossen, Deutschlands großes Volkstheater so unbeschadet wie möglich durch die Pandemie zu führen: „Die Idee zeigt: Der Mondpalast lebt! Martin Zaik und Astrid Breidbach haben den Zukunftsimpuls fantastisch umgesetzt und sich auch von Widrigkeiten nicht abbringen lassen.“ Von der Idee zur Installation war es nämlich ein weiter Weg, den über Jahrzehnte ungenutzten „Bergfried“ des Palasts in einen schimmernden „Leuchtturm“ zu verwandeln. Die Turmkammer ist nur auf recht abenteuerlichen Kletterpfaden zu erreichen. Technik und Strom mussten extra herbeigeschafft werden, bis Zaik im Januar endlich auf den Knopf drücken und Prinzipal Christian Stratmann die Vögel zeigen konnte.

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Nun soll das Licht so schnell nicht mehr ausgehen. Der kleine Bruder des „Dortmunder U“ soll auch nicht nur in Wanne-Eickel, sondern möglichst im gesamten Ruhrgebiet und darüber hinaus ein Zeichen für Kultur, Spaß und Lebensfreude setzen. Deshalb sind die Kanarienvögel von der Wilhelmstraße ab sofort auf YouTube zu sehen, auch über die Mondpalast-Webseite www.mondpalast.com sind sie abrufbar.

| Quelle: Susanne Schübel