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Die Vorschulkinder des Waldorfkinderhauses trainieren ihre motorischen Fähigkeiten und ihre Kreativität.

Vorschularbeit im Waldorfkinderhaus Herne

Kinder in der Entwicklung fördern

Kinder bestmöglich in ihrer Entwicklung fördern und auf die Schule vorbereiten, das haben sich die Verantwortlichen des Waldorfkinderhauses Herne e.V. zu einem ihrer Anliegen gemacht. Nils Kubiak, Mitarbeiter des Hauses, hat zu diesem Thema sogar eine Einzelfallstudie als Teil seiner Bachelorarbeit verfasst. Sie beschäftigt sich damit, wie sich die Vorschularbeit im Waldorfkinderhaus auf die Schulfähigkeit für die 1. Klasse in einer Waldorfschule auswirkt. Jedoch gebe sie auch Aufschluss darüber, wie sich die Arbeit auf eine Grundschule auswirke.

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Das Waldorfkinderhaus wurde von Kubiaks Mutter, Martina Tyzak-Kubiak, vor gut 28 Jahren im Jahr 1994 eröffnet. Bis heute ist sie als Leitung der Einrichtung tätig. Nils Kubiak war selbst eines der ersten Kinder, die dort ihre Kindergartenzeit verbrachten.

Nils Kubiak hat über die Vorschularbeit eine Einzelfallstudie geschrieben.

Von Anfang an sei das Waldorfkinderhaus von der Herner Bevölkerung gut angenommen worden. „Es war eine sehr interessierte und offene Atmosphäre. Wir hatten von Beginn an viele Nachfragen. Zunächst standen wir eher vor dem Problem, die richtigen Räume zu finden", berichtet Martina Tyzak-Kubiak. Nach längerer Suche fanden dann die Verantwortlichen die Örtlichkeit am Harpener Weg 30, der bis heute der Standort für das Kinderhaus ist.

Das Kinderhaus besteht heute aus zwei Gruppen: Einer U3- und einer Ü3-Gruppe, mit einem spezifischen Vorschulbereich mit circa 30 Kindern. „Wir haben einfach gemerkt - besonders jetzt noch einmal während der Pandemiezeit - das die Schulvorbereitung einen immer höheren Stellenwert bekommt", so Nils Kubiak.

Vorschularbeit in den Fokus rücken

Weiter führt er aus: „Vielfach ist die Schulfähigkeit nicht mehr so, wie sie sein sollte. Die Kinder haben teilweise einige Defizite. Deshalb haben wir eine Vorschulvorbereitung ausgearbeitet, die die Kinder in ihrer Sprache und Motorik, aber auch in ihrer Kreativität und Persönlichkeitsentwicklung fördert."

Die Puppenecke im Waldorfkinderhaus.

Diese setze sich aus drei Kriterien zusammen. Zum einen gebe es die Vorschulmappe, darin werden Bilder von den Kindern gesammelt. Diese Dokumentation der künstlerischen Arbeit zeige auch den Entwicklungsstand des Kindes.

Der zweite wichtige Baustein sei die Förderung von Sprache und Motorik. So finde einmal in der Woche die Vorschuleurythmie statt. Hier komme eigens eine Eurythmetikerin in das Kinderhaus und stärkt die Sprache sowie die Bewegung der Kinder. Als dritten und letzten Baustein nennt der 31-Jährige die Förderung von handwerklichen Tätigkeiten.

„In diesem Jahr haben wir nur vier Vorschulkinder. Im nächsten Jahr neun. Dadurch, dass wir so kleine Gruppen haben, können wir besser auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen", so Kubiak.

Kein starres Programm

Den Verantwortlichen des Waldorfkinderhauses ist es wichtig, die Kinder dort abzuholen, wo sie sich gemäß ihrem Entwicklungsstand befinden. „Wir haben kein starres Vorschulprogramm. Alles, was wir machen, beruht auf der Freiwilligkeit der Kinder. Wir wollen die Lernfreude der Kinder wecken. So werden sie auch aktiv mit in das Programm der Vorschularbeit mit eingebunden", so Nils Kubiak.

In Projekten entwerfen die Kinder beispielsweise Kuschelkissen oder auch kleine Holzboote, die später am Gysenberg ins Wasser gelassen werden. In diesem Jahr gab es ein besonderes Projekt. Die Kinder gestalteten selbst ein Puppenhaus. „Die Gruppe war schon so weit, dass wir es machen konnten. Die Idee dazu hatte übrigens ein Vorschulkind. Wir haben unterstützend daran mitgewirkt, aber die Lösungsansätze lieferten die Kinder selbst", so der 31-Jährige.

Die Kinderküchenecke im Waldorfhaus

Ebenso ist den Verantwortlichen wichtig, dass die Kinder Zeit in der Natur verbringen. So gibt es einen naturbelassenen Garten, in dem die Kinder sich neben Spielgeräten auch an einem Kletterbaum austoben können.

Thematik ins Bewusstsein bringen

Für seine Einzelfallstudie als Teil seiner Bachelorarbeit hat Nils Kubiak ein Kind während seiner Vorschulzeit begleitet. Jedoch war es ihm wichtig, dass die Studie auch auf die Entwicklung allgemein betrachtet werden kann. „Es war mir einfach wichtig, dass diese Thematik in das öffentliche Bewusstsein rückt. Denn es gibt kaum wissenschaftliches Material für die Vorschularbeit in einem Waldorfkinderhaus", sagt der Mitarbeiter des Kinderhauses. Insgesamt arbeitete Kubiak ein dreiviertel Jahr an seiner Arbeit, die letztendlich mit 1,0 bewertet wurde.

„Es zeigte sich in Rücksprache mit den Eltern und Lehrern, dass sich die Vorschularbeit positiv auf die Schulfähigkeit des Kindes ausgewirkt hat. Ebenso auch auf die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes", sagt der junge Mann.

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Insgesamt, so macht Kubiak deutlich, ist die Erteilung der Schulfähigkeit ein Zusammenspiel von Kita, Kinderarzt, Eltern, Lehrern und dem Schulamt, aber immer unter Berücksichtigung der Perspektive des Kindes. „Die Vorschularbeit wird in den nächsten Jahren immer mehr an Wichtigkeit gewinnen. Hierbei ist es wichtig, immer auch auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes einzugehen und sich nicht nur starr nach Vorgaben zu richten, sondern die Kinder dort abzuholen, wo sie stehen“, so Nils Kubiak abschließend.

Für die Kinder gibt es viel Spielzeug aus Holz.
| Autor: Julia Blesgen