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Hier ein Damenschuh in Fundlage bei Ausgrabungen zu NS-Verbrechen an Zwangsarbeitern im Sauerland 1945.

Archäologie der Moderne und Zeitgeschichte

„Graben im Gestern“ - Museum für Archäologie

Herne/Münster (lwl). Von September 2023 bis August 2024 wird das Museum für Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herne nach „Stonehenge“ die nächste große Sonderausstellung zeigen. „Graben im Gestern - Archäologie der Moderne und Zeitgeschichte“ widmet sich erstmals in Deutschland diesem jüngsten Arbeitsfeld der Archäologie. Zum ersten Mal werden Aufsehen erregende Funde der LWL-Archäologie für Westfalen aus dem 19. Und 20. Jahrhundert gezeigt und Objekten aus Finnland, Frankreich und den USA gegenübergestellt. Die Abgeordneten im LWL-Kulturausschuss haben die Pläne zur gut 650.000 Euro teuren Ausstellung gebilligt, verabschiedet wird das Projekt endgültig im Landschaftsausschuss am 7. Mai 2021.

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Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger

LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger: „Ausgangspunkt dieser groß angelegten Schau sind die aktuellen Forschungen des LWL zum Beispiel in Produktionsanlagen aus der Zeit der Industrialisierung, wie dem Industriedenkmal Steinhauser Hütte in Witten, oder an Orten des nationalsozialistischen Terrors, wie dem Erschießungsplatz Langenbachtal bei Warstein.“

Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: „Die Archäologie ist wahrscheinlich diejenige der Kultur- und Geschichtswissenschaften, die am wenigsten mit der Erforschung des 19. und 20. Jahrhundert in Verbindung gebracht wird.“ Und doch leiste gerade sie wegen der Greifbarkeit der Funde einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Moderne und der jüngsten Vergangenheit.

Dr. Doreen Mölders ist seit Jahresbeginn 2019 die Leiterin des Archäologiemuseums.

Während der Sonderausstellung „Graben im Gestern“ werden aber nicht nur regionale Themen und Fundkomplexe beleuchtet. Auch Objekte und Geschichten aus anderen Ländern kommen vor. Die international bekannt gewordenen Ausgrabungen zum Beispiel in Warstein und Meschede, aber auch im Gefangenenlager Stalag 326, Schloss Holte-Stukenbrock, treffen auf Exponate aus Frankreich, Finnland und den USA. Dabei werfen die Fund-Geschichten ein Licht auf konkrete Ereignisse und auf das Schicksal einzelner Menschen.

Der Obelisk wurde im Frühjahr 2019 von LWL-Archäologen ausgegraben. Er erinnert als Mahnmal an die NS-Kriegsverbrechen in Warstein und wird Thema in der Herner Sonderausstellung zur Archäologie der Moderne sein.

Die Sonderausstellung liefert außerdem eine Übersicht über die Methoden und Herausforderungen, die die Archäologie der Moderne an die Planung und an Grabungen, an die Auswertung der Funde und Befunde sowie deren Archivierung stellt. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: „Die Dimension der Flächen zum Beispiel in der Industriearchäologie ist mit den traditionellen Methoden der Archäologie kaum zu bewältigen und erfordert die Entwicklung neuer Herangehensweisen. Auch die Größe und Masse der Funde ist eine Herausforderung für die Konservierung, Restaurierung, Lagerung und Präsentation.“

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Die zeitliche Geschichte der Sonderausstellung reicht vom Beginn der Industrialisierung bis zum Ende des Kalten Krieges. Der Alltag in Westfalen zur Zeit der beiden Weltkriege wird dabei ebenso eine Rolle spielen wie das Leben in Anti-Atomkraft-Protestcamps wie im Wendland oder auf Festivals wie in Woodstock.

| Quelle: LWL Pressedienst