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Sigi Domke.

Sigi Domke 'at his best'

Gestatten, Mr Revierkomödie:

Wenn am Donnerstag, 30. Januar 2020, im Wanner Mondpalast die Ruhrgebietskomödie „Das Schweigen der Frösche“ Premiere hat, setzt sich eine langjährige Erfolgsgeschichte fort, die vor vielen Jahren in Essen-Steele begann. Dazu gehören drei Personen. Sigi Domke schrieb vor 24 Jahren für das Theater Freudenhaus den Schwank „Freunde der italienischen Oper“. Mit diesem Stück, das vielen als ein Geniestreich gilt und mit über 1.000 Vorstellungen immer noch im Repertoire ist, begründete er das Genre „Ruhrgebietskomödie“ neu.

Christian Stratmann, Betreiber einer Kleinkunstbühne auf dem Essener Kennedy-Platz, erkannte das Potential, das in den Werken von Domke liegt, und fasste den Plan, ein Volkstheater zu etablieren. Heute ist er Prinzipal des Hauses an der Wilhelmstraße, Sigi Domke hat mit mehr als 50 Komödien, darunter 16 für den Mondpalast, seinen Ruf als Großer verfestigt und Thomas Rech, der jüngst seinen 65. Geburtstag feierte, ist beiden ein zuverlässiger In-Szene-Setzer und komplettiert das Erfolgstrio.

Thomas Rech, Regisseur.

Dem neuen Stück liegt Selbsterlebtes des Autors, dessen ländlich gelegenes Refugium im Bochumer Norden Ruhe für seine schöpferische Arbeit bietet, zugrunde. Zwei Jahre und viele schlaflose Nächte währte seine Nachbarschaft zu balzenden Froschmännchen, die seine Toleranzgrenze wie auch seine Nerven auf eine harte Probe stellten. Das Setting der verschrifteten Erfahrung, die letztlich eine kleine Parabel auf den Krieg darstellt, beschreibt den Konflikt in Form eben einer Komödie. Immer nur auf die eigene Befindlichkeit gucken und nicht können und auch wollen, sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen, dieses Muster finden wir jeden Tag in der Welt, meint der Schriftsteller. So ist Eskalation angesagt, verpackt mit urigen Typen, einem humorvollen Schluss, jedoch ohne Happy-End im klassischen Sinn.

Die Stücke-Bilanz des 63-Jährigen kann sich sehen lassen - qualitativ wie quantitativ. Neben den Werke, die er für den Mondpalast geschrieben hat, sind dies für das Theater Freudenhaus 17. Dazu kommen sechs kleinere Produktionen, die dort als Sommertheater gelaufen sind und zum Teil auch als freie Produktionen unterwegs waren. Wie das Multitalent berichtet, denn auch musikalische Begabungen fehlen nicht, kommen andere Stücke für freie Theatergruppen oder andere Theater, wie die Studiobühne und die Rü-Bühne in Essen oder das Consol-Theater in Gelsenkirchen hinzu.

Wie auch die zwei großen Zelt-Revuen, die „Ruhrrevue“ und „Fußballfieber“ mit Herbert Knebel, den Missfits, Jochen Malmsheimer und anderen Kabarettisten und -tistinnen.

Domke gründete 1988 zusammen mit Uwe Lyko „Herbert Knebels Affentheater“, und ist seitdem zusammen mit Lyko und Martin Breuer verantwortlich für alle Bühnenprogramme, Radiobeiträge, Buch und CD-Veröffentlichungen des Affentheaters und Herbert Knebel solo. Als Co-Autor von 15 Programmen von „Herbert Knebels Affentheater“, drei Knebel-Soloporgrammen, hat der auch als Regisseur Tätige bei Henselowsky Boschmann neun Bücher veröffentlicht. Darunter sind zwei veritable Unterhaltungsromane und zwei Bände „Domke spezial“, sozusagen als Spezialität des Autors die Nacherzählung Grimmscher Märchen sowie deren Bearbeitung und Verlegung ins Ruhrdeutsche. Bei rororo ist ein herrlich-köstliches Büchlein erschienen, das die humoristischen Talente des Autorentrios Breuer, Domke und Lyko aufs Beste beweist: „Im Liegen geht's“, das sechste Bändchen seiner Art. Es beinhaltet viele kleine Geschichten aus der Welt von heute. In Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung bewahrt Ich-Erzähler Knebel trotz vieler Absurditäten und dem was wir inzwischen den „ganz normalen Wahnsinn“ nennen, seinen gelassen wirkenden Witz, der wie die WAZ befand, ihn zum „König des Ruhrpotthumors“ macht.

Christian Stratmann und Sigi Domke sind ein Erfolgsgespann. „Ich bin da relativ unbedarft herangegangen, und dieser erste größere Versuch ist auf Anhieb gelungen,“ kommentiert der Theaterautor seine „Freunde der italienischen Oper“. Die Milieu- und Charakterstudie geriet treffend und Stratmann, der die Einrichtung sah, dachte sich, das müsste doch auch in größerem Rahmen möglich sein: Die Idee zum Mondpalast war geboren. Gesagt, getan. Auch ernsthafte Themen werden von Domke humorvoll verpackt angesprochen. Intergration, Strukturwandel sind da Stichworte, weit ab vom Boulevard, eben pralles Volkstheater fürs Ruhrgebiet. Chapeau!

Dienstag, 21. Januar 2020 | Quelle: Sabine Herrmann