
Filmtipp: Love and Friendship
Love and Friendship gehört zu den besten Jane-Austen-Verfilmungen überhaupt. Und was die Fans besonders freut: Die Vorlage, der posthum veröffentlichte Briefroman Lady Susan, ist erstmals für die Leinwand adaptiert worden. Arte strahlt das 90-minütige Sittengemälde am Sonntag, 30. September 2018, um 20.15 Uhr als Free-TV-Premiere aus. „Oh gütiger Himmel, wie langweilig“: Die schöne Witwe Lady Susan Vernon (Kate Beckinsale) reist von London aufs Land nach Churchill, dem Anwesen ihres reichen Schwagers Charles Vernon (Justin Edwards) und seiner Gattin Catherine (Emma Greenwell), um dort die in der gehobenen Gesellschaft kursierenden, skandalträchtigen Gerüchte über ihre Affären auszusitzen. Während sie sich dort versteckt hält, schmiedet sie Pläne, um für sich selbst sowie für ihre heiratsfähige, aber unwillige Tochter Frederica Langford (frisch von der Schauspielschule: Morfydd Clark) jeweils einen passenden Ehemann zu suchen und dadurch ihrer beider Zukunft zu sichern. Lady Susan erregt die Aufmerksamkeit gleich dreier Männer: sowohl des jungen und attraktiven Reginald DeCourcy (Xavier Samuel) als auch des reichen, aber etwas einfältigen Sir James Martin (großartig: Tom Bennett) sowie des äußerst gut aussehenden, jedoch verheirateten Lord Manwaring (Lochlann O'Mrarain). Dieser Umstand verkompliziert die Angelegenheiten deutlich.
Love and Friendship, uraufgeführt beim Sundance Festival 2016, ist naturgemäß ein opulent ausgestatteter Kostümschinken. Mit schönen Menschen, hier vor allem auch Chloë Sevigny zu nennen in der Rolle von Alicia Johnson, der amerikanischen Freundin Lady Susans, die in exquisiten Garderoben glänzen und sich in entsprechenden Interieurs bewegen. Mit wundervollen irischen Landschaften (Kamera: der aus Belgien stammende Däne Richard Van Oosterhout) und, welch' Erholung nach all' der Schnulzen-Sauce im deutschen Herzkino auf Leinwand und Bildschirm, fröhlicher Barockmusik unter anderem von Händel, Purcell, Mozart, Vivaldi neben der Titelmusik des jungen, in Paris lebenden Filmkomponisten Benjamin Esdraffos. Kate Beckinsale (Aviator), in London geborene Oxford-Absolventin mit aktuellem Wohnsitz Los Angeles, spielt ein so attraktives wie intrigantes Biest – aber halt auch eine mittellose Witwe und alleinerziehende Mutter. Wie sie am Ende nach gut neunzig Minuten die Kurve kriegt, hat sich schon der olle Goethe in seinem Schauspiel Stella ausgemalt, allerdings geschlechtsspezifisch mit umgekehrtem Vorzeichen. Der inzwischen 66-jährige Regisseur Whit Stillman, der sein Geschichtsstudium in Harvard mit einem Diplom abschloss, hat schon 1998 in der Verfilmung seines Debütromans The Last Days of Disco mit Kate Beckinsale zusammengearbeitet. Gerade in diesen unseren Brexit-Zeiten erinnert uns ein Film, der die Skurrilität der Briten so erfrischend 'rüberbringt, daran, was Europa verloren geht.
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- Sonntag, 30. September 2018, um 20:15 Uhr