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Jan Theurich studiert Film und Sound an der Fachhochschule Dortmund.

Fünf Folgen im Stil japanischer Animes

FH-Student produziert Hörspiel statt Film

Braucht eine Zeichentrickgeschichte wirklich Bilder? Oder reichen Stimmen und Geräusche, um die Bilder im Kopf entstehen zu lassen? Jan Theurich studiert an der Fachhochschule Dortmund Film und Sound und wagte ein Experiment – auch, weil Corona seinen ursprünglichen Plan durchkreuzte. Das von ihm und seinen Kommilitonen lange vorbereitete Filmprojekt wurde abgesagt. Mitte März 2020. Drei Tage vor Drehbeginn. Corona.

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Das Logo des Hörspiels 'Trust me, I’m a Dungeoneer'

„Die vorlesungsfreie Zeit ist für uns meist Drehzeit“, sagte der 24-Jährige. „Jetzt war es das erste Mal, dass nichts anstand.“ Jan Theurich nutzte die Zeit für eine neue Idee. Er hatte die alten Serien seiner Kindheit nochmals geschaut, inzwischen mit dem Blick eines angehenden Bachelor of Arts. Jan Theurich achtete auf Töne, auf Wörter, auf akustische Reize.

Hörspiel 'Trust me, I‘m a Dungeoneer'

Und fragte sich: Kann man im Stil der Animationsserien der 90er-Jahre ein Hörspiel produzieren? Können Stimme und Klänge die Macht der Bilder ersetzen? Entstanden ist Trust me, I‘m a Dungeoneer, ein Hörspiel im Stil japanischer Animes gepaart mit Einflüssen klassischer Computer-Action-Rollenspiele.

Die Geschichte spielt in Kakuri, der letzten Zufluchtsstätte der Menschen nach einem apokalyptischen Beben, das die umliegenden Städte verschluckte. Zurück blieben Dungeons, geheimnisvolle Höhlen mit Schätzen und Monstern. In fünf Folgen, jeweils circa 20 Minuten lang, begleitet das Hörspiel den frischgebackenen Abenteurern Toshi und Aiko in dieser Fantasiewelt.

Für die Produktion hat Jan Theurich mit seiner Mitstreiterin Melle Teich etwa 40 Sprecher, Sounddesigner, Cutter und Musiker zusammengetrommelt. Alles virtuell, versteht sich. Die fünf Folgen gibt es nun kostenfrei bei Spotify, Soundcloud und iTunes.

Vom Kameramann zum Synchronregisseur

Bei der Arbeit: Jan Theurich führte die Regie für das Hörspiel aus seinem Homeoffice.

Das Interesse für Sprache und Regie des Studenten hat die Fachhochschule Dortmund maßgeblich mitgeprägt. Dreimal hat er sich um einen der begehrten Plätze im Studiengang Film und Sound beworben. „Ich kam mit der festen Überzeugung an die FH, dass ich Kameramann werden will“, sagt er.

Doch das Studium hat ihn auf neue Wege geführt. „Ich kann besser mit Menschen als mit Technik“, scherzt er. In den Bereichen Regie, Dramaturgie und Storytelling habe ihm die FH Dortmund sehr viel geboten. Etwa das Seminar Schauspielführung, das sich mit der Kommunikation zwischen Regie und Schauspielenden befasst. „Durch die FH weiß ich heute, was ich wirklich machen möchte“, sagt Jan Theurich.

Seine Berufung ist die Synchronregie. Sie verantwortet die Qualität der deutschen Fassung eines Filmwerks – von der Übersetzung bis zur Aufnahme. Dafür brennt Jan Theurich und seine Begeisterung ist ansteckend, wenn er erzählt, wie sich Lippenbilder und Laute auseinanderpflücken lassen, um daraus einen werktreuen Dialog zu formen. „Da muss man manchmal viel tricksen“, sagt er.

Mit diesem Thema befasst sich auch seine Bachelor-Arbeit, die er im Anschluss an die Hörspiel-Produktion im Sommersemester geschrieben hat: Transferprozesse bei der Filmsynchronisation. „Wir haben in Deutschland eine sehr starke Synchron-Branche“, berichtet der FH-Student. Es fehle aber an grundlegender Literatur. In seiner Abschlussarbeit zeigt er Herausforderungen der Synchronisation auf und trägt Lösungsansätze unter dem Fokus zusammen, welchen Beitrag die Synchronregie dazu leisten kann.

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Mit dem Bachelor in der Tasche will Jan Theurich sich auf Jobsuche begeben, sich in der Branche einen Namen als Synchronregisseur machen und viele Projekte begleiten. Ob es eine Fortsetzung von Trust me, I’m a Dungeoneer geben wird? „Geschichten der jungen Abenteurer haben wir noch genug“, sagt Jan Theurich. Jetzt müsse das Team nur wieder Zeit für die Umsetzung finden.

| Quelle: FH Dortmund