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Geben die Bastel-Masken ans Ministerium zurück. v.l. Sonja Friedrichs-Müller (Leiterin Evangelischer Luther-Kindergarten), Livia Leichner (Leiterin Ev. Familienzentrum Dreifaltigkeit), Andreas Baller (Leiter Ev. Kindergarten Sodingen), Stefanie Plüß (Leiterin Bertakids), Claudia Krause (Erzieherin Kiga Turmstraße), Lena Brikmann (Leiterin Kindervilla), Stefanie Soba (Leiterin Ev. Kindergarten Schadeburg) und Sandra Giepen (Leiterin Sternstraße).

Keine Wertschätzung erfahren

Evangelische Kitas senden Masken zurück

In diesen Tagen sind der Kindergartengemeinschaft des Evangelischen Kirchenkreises Herne große Geschenk-Pakete von der Landesregierung zugestellt worden. Sie alle beinhalten Schutzmasken für die Kindergärten des Kirchenkreises, die in der derzeitigen Corona-Pandemie auch gut gebraucht werden können. Am Montag (22.6.2020) haben sich sieben Leiterinnen und ein Leiter, stellvertretende für alle Einrichtungen, am Postamt getroffen und eben jene Pakete - neu geschnürt - wieder zurückgeschickt.

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Im Gespräch mit halloherne erklärt Livia Leichner, die Leiterin des Familienzentrums Dreifaltigkeit, warum: „Es wurde ja groß von Herrn Laschet und Co angekündigt, dass alle Einrichtungen mit Masken versorgt werden. Das fanden wir gut und haben uns schon auf die Masken gefreut." Die versprochenen Pakete kamen auch an und während einer Fachkonferenz sollten sich die Teilnehmer aus den Paketen bedienen - jeder Einrichtung war eine bestimmte Anzahl zugedacht.

Viele kleine Einzelteile könnten schöne Masken werden.

Keine Basteltanten!

Livia Leichner bleibt im Gespräch mit halloherne immer noch die Spucke weg: „Als ich in die Pakete schaute, habe ich eigentlich nur das Paket Kaffee vermisst." Nicht nur, dass die Masken alle lose in den Paketen lagen, sie waren auch nicht zusammengesetzt. Alles Einzelteile: „Wir sind doch keine Basteltanten! Es gab Fließeinlagen, die mussten noch ausgestanzt werden, es gab die Nasenklammern und auch Gummibänder. Dazu gab es Anleitungen - die waren allerdings fehlerhaft. Die Schritte 1-6 waren gut erklärt, aber dann ging es mit Punkt 8 weiter. Beim ersten Mal braucht man fürs Zusammensetzen einer Maske 10-15 Minuten, bei weiteren Masken wird man durchaus schneller. Danach müssen alle Masken desinfiziert werden."

„Das hatten wir uns alle doch etwas anders vorgestellt", sagte Livia Leichner. „Wir haben infolge der Infektionsschutzbestimmungen zurzeit viel Mehrarbeit zu leisten, sodass wir gar nicht in der Lage sind, in unserer Arbeitszeit Masken zu basteln und anschließend zu sterilisieren." Denn dass sie im Anschluss noch sterilisiert werden müssten, das steht für die Leiterin des Familienzentrums außer Frage. „Alleine schon, dass jeder von uns in den Paketen rumfummeln musste, bis er für jede Maske die entsprechende Anzahl an Einzelteilen zusammen hatte, macht deutlich, dass eine Sterilisation nötig ist." So sei auf der Fachkonferenz eigentlich recht schnell klar gewesen: Das machen wir nicht.

„Dass wir anscheinend für Basteltanten gehalten werden, macht das eigentlich Schlimme an der Situation deutlich: Wir erfahren für unseren Beruf keine Wertschätzung. Dabei tragen wir Verantwortung für viele kleine Menschen, die wir gerade auch in ihrer Vorschulzeit intensiv begleiten - da bleibt keine Zeit für solch unnütze Bastelarbeiten."

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Also wurden die Paket wieder verschlossen, neu frankiert „unfrei wollten wir sie nicht verschicken, da das Ministerium sonst eventuell die Annahme verweigert hätte." Allerdings lagen in jedem Paket zwei Brief der unterschiedlichsten Einrichtungen bei. Leichner: „Jede von uns hat einen sachlichen Brief, in dem wir unseren Unmut geäußert habenn und einen ironischen Brief geschrieben. Ich konnte mir in meinem nicht verkneifen, dass ich als 'leitenden Basteltante' das Paket mit Kaffee vermisst haben." Erfreulicher Weise lagen dem Paket auch einige FFP2-Masken bei, die wurden natürlich behalten.

| Autor: Carola Quickels