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Die Kirchen werden immer leerer. Im Bild die St. Marien Kirche Eickel.

Neue Online-Seiten gehen an den Start

Erzbistum Paderborn sucht den Dialog

Paderborn. Das Erzbistum Paderborn will den Dialog mit Menschen, die die katholische Kirche verlassen haben oder verlassen möchten, weiter suchen und intensivieren. Dazu hat die Erzdiözese, in der mehr als 1,41 Millionen Katholiken leben, nach dem Aufbau einer eigenen Dialogstelle jetzt neue Online-Seiten eingerichtet.

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Thema Kirchenaustritt

Sie enthalten sämtliche Informationen rund um das Thema Kirchenaustritt und sind ab sofort auf der Homepage des Erzbistums abrufbar. Mit dem Gesamtprojekt „Dialog mit Ausgetretenen und Austrittswilligen“ ist das Erzbistum Paderborn die erste (Erz-)Diözese in Deutschland mit einem solchen Angebot. Wie es von Ausgetretenen und Austrittswilligen lernen will, zeigt auch ein aktueller Video-Beitrag auf YouTube.

„Wir möchten Austrittswilligen die gesuchten Informationen zum Kirchenaustritt bieten, ihnen aber auch signalisieren, dass dieser Schritt der Kirche nicht egal ist und das Angebot zum Dialog besteht – auch für diejenigen, die noch unentschieden sind“, erklärt Andrea Keinath vom Labor E des Bereichs Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat. Ebenso informierten die Seiten über die Konsequenzen des Austritts. Geprägt sei der neue Service vom „ehrlichen Verständnis für alle, die angesichts der vielfältigen Krisen und Skandale in der Kirche über einen Austritt nachdenken“.

„Wir versuchen, alle zu erreichen“

Aber auch für diejenigen, die bereits ausgetreten sind, enthalten die Online-Seiten einiges Wissenswerte: „Zu finden sind zum Beispiel Hinweise auf gemeindeübergreifende Orte, an denen Menschen auch nach ihrem Austritt willkommen sind, oder Hinweise auf andere Möglichkeiten, Gemeinschaft im Glauben zu finden“, sagt Andrea Keinath. „Denn immer mehr distanzieren sich gerade von der Institution, ohne ihren Glauben aufgeben zu wollen.“

Eine besondere Herausforderung sei die Ansprache der Ausgetretenen und Austrittswilligen, weiß Ruth Nefiodow, Mitarbeiterin der vor Kurzem aufgebauten Dialogstelle und Verantwortliche für den Kontakt mit Ausgetretenen und Austrittswilligen im Erzbistum Paderborn. Es handele sich ja nicht um eine homogene Gruppe. Alle seien angesprochen: Menschen, die keinen Kontakt mehr zur Kirche haben wie auch kirchlich Engagierte, die an Austritt denken, Katholikinnen und Katholiken, die gehen, weil sie sich mehr Reformen wünschen oder weil ihnen umgekehrt Reformvorhaben zu weit gehen, Menschen, die aus rein finanziellen Gründen austreten und solche, die aus Verärgerung gehen. „Wir versuchen, alle durch möglichst differenzierte Ansprache, durch unterschiedliche Angebote und Informationen mit unseren Online-Seiten zu erreichen“, betont Ruth Nefiodow.

Informationen, Hinweise, Dialog- und Beratungsangebot

Gedacht sind die Online-Seiten besonders für Menschen, die sich im Netz über einen Kirchensaustritt informieren möchten. Sie suchen dann meist über Suchmaschinen nach Inhalten. Werden nun die entsprechenden Suchbegriffe eingegeben, stoßen sie zukünftig auf die neuen Seiten mit den gesammelten Informationen und Hinweisen zum Thema Kirchenaustritt samt Dialog- und Beratungsangebot. Auf die Online-Seiten hingewiesen werden soll ab sofort auch in den pastoralen Schreiben, die im Erzbistum Paderborn nach einem Kirchenaustritt versendet werden.

Für das Gesamtprojekt „Dialog mit Ausgetretenen und Austrittswilligen“ im Erzbischöflichen Generalvikariat verantwortlich sind Andrea Keinath, Ruth Nefiodow und Christopher Dietrich. Das Erzbistum Paderborn ist das erste (Erz-)Bistum in Deutschland mit einem solchen Angebot. Darum gibt es noch keine Erfahrungswerte. Die Verantwortlichen sind daher gespannt, wie das Angebot angenommen und wie es sich entwickeln wird.

Projekt „Dialog mit Ausgetretenen und Austrittswilligen“

Seit Mitte 2022 gibt es im Labor E des Bereichs Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat in Paderborn eine eigene Dialogstelle für den Austausch mit Menschen, die die Kirche nicht mehr als ihre Heimat erleben. Verstärkt bringt das Erzbistum Paderborn damit zum Ausdruck, dass die Kirche ihrem Auftrag gemäß für alle Menschen da ist und selbst nach einer Distanzierung weiterhin ansprechbar bleibt. Eine Kirche, die hinhört und sich interessiert, kann von Ausgetretenen oder Austrittswilligen lernen. Darum soll aktiv mit dem Thema „Kirchensaustritt“ umgegangen werden. Es soll um ein Mehr als die reine Verwaltung von Kirchenaustritten gehen. Das Projekt „Dialog mit Ausgetretenen und Austrittswilligen“ ist zunächst auf zwei Jahre angelegt.

Eigene Hotline

Neben den Online-Seiten, die viele Informationen und Orientierungshilfen zum Thema „Kirchenaustritt“ enthalten, gibt es bereits eine eigene Hotline: Tel 05251-1255656. Hier können sich Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind oder die überlegen auszutreten, mit ihren Anliegen melden. Außerdem soll künftig eine inhaltliche Vernetzung mit den Kirchengemeinden den Dialog auch vor Ort voranbringen und neue Kommunikationsformate mit Austrittswilligen fördern.

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Der Dialog setzt bei den Menschen und ihren Beweggründen an. Das können Konflikte, Enttäuschungen, Entfremdung oder Gleichgültigkeit sein. Auch geht es um die Frage, wie Einzelne trotz ihres Austritts aus der Kirche weiter mit Gott, Glaube und Kirche umgehen. Oberstes Ziel des Projekts „Dialog mit Ausgetretenen und Austrittswilligen“ ist ein Kulturwandel hin zu einem wertschätzenden, verständnisvollen und offenen Umgang mit Ausgetretenen und Austrittswilligen.

| Quelle: Dekanat Emschertal