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Im Wanner Bierkrug.

Mondapalast

Dauerbrenner Ronaldo & Julia

Es gibt Hits und Evergreens, die Fußballromanze „Ronaldo & Julia“, erste und bislang erfolgreichste Produktion des Mondpalastes Wanne-Eickel, ist beides zugleich. Weil sich das Publikum schlapp lacht über die Kabalen der Stammtisch-Kicker und zugleich gerührt ist von der Liebe der Titelhelden. Im Dauerbrenner an der Wilhelmstraße geht es beinahe zu wie im größten Liebesdrama der Welt, der 1595 in London uraufgeführten Tragödie „Romeo und Julia“ von William Shakespeare. Die wortwitzige Komödie von Sigi Domke hat Thomas Rech, der auf ein bestens aufgelegtes Ensemble bauen kann, temporeich insteniert.

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Während dort im Verona des beginnenden 15. Jahrhunderts zwei Abkömmlinge der seit jeher miteinander verfeindeten Familien Montague und Capulet aufeinander treffen, sind es hier in Sigi Domkes romantischer Komödie die Kinder zweier benachbarter und notabene konkurrierender Gastwirtsleute in Wanne-Eickel, das schon rein geographisch geteilt ist zwischen den Anhängern der Dortmunder Borussia und des FC Schalke 04. Wobei es nicht nur beim Fahrkartenautomaten auf dem Wanne-Eickeler Hauptbahnhof hoch her geht, wenn Gelb-Schwarze auf Königsblaue treffen. Fußball ist schließlich Glaubenssache, weshalb im Prolog Gregorianische Gesänge erklingen zur Einstimmung auf einen nach zweieinhalb Stunden vom restlos begeisterten Publikum in Ovationsstärke gefeierten Abend.

„Glaubse, wenn ich blau sehe, dann sehe ich rot“: Julia Kapulinski, Tochter der „Bierkrug“-Wirtsleute Frieda und Gerd, versteht keinen Spaß. Und schon gar nicht, wenn es im Westfalenstadion nicht so läuft wie selbstverständlich erwartet. Dann hängt der Haussegen schief, Muttern fragt, wann endlich Schluss ist und Thorsten, genannt „Kappe“, schwillt der Kamm. Nebenan dagegen, in der „Bierklause“ von Gerda und Fritz Montakowski, löst eine Lokalrunde die nächste ab: die „Lüdenscheider“ haben das Revierderby ausgerechnet durch ein Eigentor verloren. Was naturgemäß auch Sohnemann Ronaldo freut. Doch der alte Lorenz, das „Gedächtnis des Revierfußballs“, bremst die Euphorie – und erinnert an die sieben mageren Jahre in Liga Zwei.

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Neutral ist auf den Mondpalast-Brettern nur die Biermarke – ein Premiumgesöff aus Essen. Einig sind sich die in der Wolle gefärbten Erzfeinde nur, wenn es um den Unparteiischen geht: „Schiri, wir schneiden dir die Glocken ab!“ Micha, der schon geraume Zeit mehr als nur ein Auge auf das „Geschoss von Julia“ geworfen hat, macht ein saures Gesicht, während Mama Gerda „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“ anstimmt, als sich das Gerücht verbreitet, Ronaldo und Julia seien sich heimlich nähergekommen. Dabei soll sogar ein kleines gelbes Heftchen eine Rolle gespielt haben, aus dem Ronaldo komische, weil völlig aus der Zeit gefallene Sätze vorgelesen hat. Das „Verhängnis“, so Mutter Gerda, nimmt seinen Lauf, sodass die beiden Liebenden auswandern müssen – ins „sehr übersichtliche“ Wattenscheider Lohrheide-Stadion. Was naturgemäß kein Ersatz ist. Und so muss Opa Lorenz ein Machtwort sprechen...

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  • Freitag, 7. Februar 2020, um 20 Uhr
  • Samstag, 8. Februar 2020, um 20 Uhr
  • Sonntag, 9. Februar 2020, um 17 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann