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Für viele Kinder haben sich durch die Pandemie die Alltagsstrukturen komplett verschoben.

Sunrise-Ruhr über die Folgen Heranwachsender

'Auswirkungen der Pandemie nicht abzusehen'

„Die Auswirkungen der Pandemie sind für die Kinder und Jugendlichen noch gar nicht abzusehen. Ich glaube, dass gerade Kinder und Jugendliche noch sehr lange an den Folgen zu knabbern haben werden. Auch über die Pandemie hinaus", sagt Michael Pfister, Vorstandsvorsitzender des Vereins Sunrise-Ruhr im Gespräch mit halloherne.

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Das Corona-Virus und die verschiedenen Lockdowns sowie die sich immer wieder verändernden Beschränkungen haben den Verein vor große Herausforderungen gestellt. „Unser Verein lebt von gemeinsamen Aktivitäten und diese umzusetzen wird durch die Pandemie immer schwieriger. Wir haben einfach gemerkt, dass die Kinder schulisch, sozial und psychisch stark von der Pandemie betroffen sind", so Pfister.

Versuch, die Probleme aufzufangen

Weiter führt er aus: „Wir merken, dass einige Kinder antriebslos sind, sich zurückziehen und auch Anzeichen einer Depression aufweisen." Der Verein versuche mit den eigenen begrenzten Mitteln, die Kinder mit ihren Problemen und Anliegen ein Stück weit aufzufangen. „Wir versuchen für die Kinder da zu sein. Viele kommen direkt nach der Schule zu uns und alles, was sich da aufgestaut hat, muss erstmal raus", so der Vorstandsvorsitzende von Sunrise-Ruhr.

So sei den Verantwortlichen des Vereins auch während des ersten Lockdowns und dem dadurch bedingten Distanzunterricht die unterschiedliche Aufstellung in Bezug auf die Digitalisierung aufgefallen. „Einige unserer Kids hatten digitalen Unterricht, bei dem sie ihren Lehrer per Video sehen konnten. Andere Kinder und Jugendliche bekamen nur Arbeitsblätter, die sie dann in einer Woche bearbeiten sollten", berichtet Pfister.

Homeschooling bereitete vielen Kindern Probleme

Auch das Homeschooling bereitete vielen Kindern Probleme. „Wir haben einige Familien - und das ist auch wichtig zu erwähnen - bei denen das Lernen von zu Hause aus gut geklappt hat und die Aufgaben des Homeschoolings gewissenhaft erledigt wurden, aber das war nur nicht in jedem Haushalt der Fall", betont der Vorstandsvorsitzende. „Manchmal wurden Arbeitsblätter auch erst am Sonntag bearbeitet."

Das Home-Schooling bereitete Einigen Schwierigkeiten.

Und nun werde vielfach „zu viel Stoff, zu schnell nachgeholt". Dies führe zu Problemen bei den Kindern und Jugendlichen. „Vieles konnte nicht vermittelt werden und das macht sich nun bemerkbar. Viele Kinder und Jugendliche haben Schwierigkeiten, den Stoff aufzuholen. Diese Probleme gibt es nicht nur bei uns, auch einige andere Einrichtungen, mit denen wir im Kontakt stehen, berichten von diesen Problemen", sagt Pfister.

Ferner führt er aus: „Die Schulen wurden durch das NRW-Schulministerium ja auch oftmals überrumpelt. So wurden Änderungen der Schulverordnungen oftmals abends kommuniziert, die am nächsten Tag schon umgesetzt werden sollten. Außerdem gibt es ja beispielsweise ebenso einige Fehlzeiten durch Quarantäne oder Corona-Erkrankungen aufseiten von Schülern und Lehrern. Darüber hinaus ist es zudem schwer für einen Lehrer, der vor gut 30 Schülern steht, auf die individuellen Probleme der einzelnen Schüler einzugehen. Es ist nur ärgerlich, dass die Kinder immer die Leidtragenden sind."

Cybermobbing ein Problem

Ein weiteres Problem sei das Cybermobbing, was nach Einschätzungen von Pfister durch die Corona-Pandemie zugenommen hat. „Wir bekommen plötzlich Anfragen von Eltern, deren Kinder gar nicht bei uns im Verein sind, die sich von uns Hilfe erhoffen. Wir haben Fälle, wo die Kinder, Täter, aber auch Betroffene vom Cybermobbing sind", so Michael Pfister. „In diesen Fällen ziehen wir dann unsere Kinderschutzbeauftragte zurate, da sie in solchen Fällen kompetenter Hilfestellung vermitteln kann."

Weiter sagt er: „Es ist aber auch unabhängig vom Cybermobbing, nicht zu unterschätzen, wie viel Zeit die Kinder und Jugendlichen am Handy verbringen und wie viel Einfluss YouTuber und TikToker auf ihr Leben haben. Sie nehmen teilweise das, was diese Internetstars gerade in Bezug auf die Pandemie sagen für bare Münze, und dies kann zu Fehlinformationen und Verunsicherungen führen."

So habe die Corona-Pandemie ebenso für veränderte Alltagsstrukturen gesorgt. Für ein paar Kinder gebe es keine festen Schlafenszeiten mehr. „Wir haben Kinder, die sind beispielsweise bis ein Uhr nachts oder länger wach. Aber es gibt auch den umgekehrten Fall, dass Kinder um 20 Uhr ins Bett gehen. Wir können hier nicht pauschalisieren", so der Vorsitzende von Sunrise-Ruhr.

Verändertes Vereinsleben

Einige Kinder sind durch die Pandemie antriebsloser geworden.

Auch habe sich das Vereinsleben durch die Pandemie verändert. Einige Kinder sind weniger motiviert als früher. „Ein paar Kinder kommen nicht mehr so regelmäßig wie früher zu uns und auch einige geplante Ausflüge sowie Aktivitäten mussten verschoben werden. Wir bemerken, dass es schwieriger ist, die Kinder zu motivieren", so Pfister.

Dass die Ferienprogramme aber umgesetzt werden konnten, war für die Beteiligten eine große Freude. Pfister: „So konnten wir die Kinder wenigstens etwas aus ihrem Corona-Alltag reißen. Sie kamen raus in die Natur - wir haben auch einen Ausflug ins Sauerland gemacht - und sie kamen weg vom Handy."

Ebenso hat die Pandemie Auswirkungen auf Gruppen des Vereins wie auf die Mädchenband 'Sunny Sunshine' und die Zirkus-AG. „Die Kinder haben durch die langen Pausen teilweise Probleme, die gelernten Choreografien umzusetzen und auch bei der Zirkus-AG merken wir, dass der Bewegungsapparat der Kinder teilweise eingeschränkter ist", so der Vorsitzende von Sunrise-Ruhr.

Weiter führt er aus: „Außerdem war es besonders für unsere Mädchenband schwer, weil fast alle Auftritte abgesagt wurden, wie beispielsweise beim Benefiz am Förderturm oder auf der Cranger Kirmes. Wir hoffen, dass es in diesem Jahr besser wird."

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Zehn Jahre Sunrise-Kids

Der Verein feiert darüber hinaus im Mai 2022 sein zehnjähriges Bestehen. „Die Feiern zum achten und neunten Bestehen mussten ja leider abgesagt werden (halloherne berichtete). Wir hoffen, dass es wenigstens zum Zehnjährigen klappt mit dem Feiern. Dann könnte unsere Mädchenband auch ihren ersten Auftritt in diesem Jahr haben. Ich denke, dass sich solch ein Fest, wenn es denn möglich ist, sich zudem positiv auf die Motivation unserer Vereinskinder auswirken kann", so Pfister abschließend.

| Autor: Julia Blesgen