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Besuch mit Wohlfühlatmosphäre im BIM-Institut (v.li.): Institutsmitarbeiter Nico Exler, Dr. Signe Mikulane und Alea Paukstadt, Ministerin Ina Brandes, Präsident Prof. Dr. Andreas Wytzisk-Arens, Kanzler Markus Hinsenkamp, Prof. Dr. Dirk Eling, Leonard Lehr, Prof. Sven Pfeiffer und Fatima Bakki.

NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes zu Gast

Antrittsbesuch bei der Hochschule Bochum

In den mehr als fünf Jahrzehnten ihres Bestehens hat sich die Hochschule Bochum nach der Ruhr-Universität Bochum zur zweitgrößten Hochschule der Ruhrmetropole mit zahlreichen in den Kompetenz-, Lehr- und Forschungsgebieten Bau, Ingenieurwesen und Wirtschaft entwickelt. Interdisziplinär und anwendungsorientiert ist sie dabei besonders in den vielfältigen Aspekten einer nachhaltigen Entwicklung des Ruhrgebiets und darüber hinaus aktiv.

Zu ihrem Antrittsbesuch in der zweiten Februarwoche 2023 konnte NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes die Herausforderungen und die Potenziale und Entwicklungen der Hochschule gleichermaßen kennenlernen. Da sind die dem demografischen Wandel und zahlreichen weiteren Faktoren wie den Folgen der Corona-Pandemie geschuldeten rückläufigen Studierendenzahlen. Zeitgemäße Studienangebote wie die Nachhaltigkeits-Studiengänge der Hochschule, praxisnahe Lehr- und Ausbildungsformen, die auch Wert und Attraktivität digitaler Lehrelemente steigern zählen zu den aktuellen Antworten darauf.

Sitcom 'Die Unternehmensberater'

Ein Beispiel etwa ist die kürzlich mit einer Premiere gefeierte Zeichentrick-Sitcom „Die Unternehmensbrater“, mit der Studierende zielgruppenorientiert über die humor- und phantasievoll gezeichneten Charaktere der Geschichte um einen geerbten Pommeswagen in zentrale Themen der Betriebswirtschaft eingeführt werden. Die Hochschule hat die elfteilige Serie selbst produziert und realisiert.

Eine weitere Herausforderung im Ruhrgebiet liegt sicherlich in der internationalen und sozialen Vielfalt der Menschen und also auch in der Zusammensetzung der Studierenden der Hochschule. Ihre große Zahl Studienpionieren, die als erste in ihren Familien eine akademische Ausbildung machen, stellen durch ihre heterogenen Lebens- und Lernvoraussetzungen oft besondere Anforderungen an den Umgang aller Hochschulangehörigen miteinander. Die Studienpioniere sind aber auch Botschafter für die Möglichkeiten zum sozialen Aufstieg durch Bildung in der Region.

Dafür gut aufstellen will sich die Hochschule Bochum unter anderem, indem sie die Entwicklung ihres Campus durch Sanierungen des Gebäudebestandes und Neubauten sicherstellen will. Ministerin Brandes konnte von Vorhaben wie der Erweiterung des Campusareals auf der dem Haupteingang gegenüberliegenden Straßenseite und den sukzessiven Modernisierungen der Häuser erfahren.

Hochschule setzt auf Zukunft

Auch in anderer Hinsicht setzt die Hochschule auf Zukunft, sprach das Präsidium gegenüber der Wissenschaftsministerin an: Durch die konsequente Entwicklung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie, die einen strategischen Rahmen für alle ihre Handlungsfelder, von administrativen Prozessen über Lehre, Forschung und Transfer zur Teilhabe der Partner der Hochschule in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik umfasst. Perspektiven zur ihrer Weiterentwicklung gehören natürlich dazu.

Eine Reaktion der Hochschule auf die Klimakrise war die Einführung des neuen Studiengangs Regenerative Energiesysteme (RES), der zum Wintersemester 2022/23 erfolgreich mit 30 höchst motivierten Studierenden startete. Er ist ein sehr praxisnaher Studiengang mit Projektaufgaben und Planspielen, Praktika und Exkursionen. Er leistet Beiträge, wie der Name schon sagt, für den so wichtigen Umbau des fossilen zu einem regenerativen Energiesystem und soll dem Fachkräftemangel in diesen Bereichen entgegenwirken. Mit der Einführung verbunden war die Bereitstellung von vier neuen Professorenstellen durch das Land, die das bereits vorhandene Know-how der Hochschule ergänzen und damit auch weitere Forschung auf Gebieten wie Elektrische Energietechnik, Geothermie und Gebäudetechnik ermöglichen.

Nachhaltigkeit in der Technik

Nachhaltigkeit in der Technik und speziell in der (Elektro-) Mobilität) ist der Fokus der Forschung von Prof. Dr. Semih Severengiz, der Ministerin Brandes Projekte zum E-Scooter-Sharing und exemplarisch auch das BObby Energy Hub, eine Solarladestation für Mikromobilität mit E-Rollern vorstellte. Und er ging auch auf das vom Bund geförderte Projekt MoNaL (Mobilität nachhaltig über den Lebenszyklus gedacht) ein, welches das Ziel verfolgt, nachhaltige Mobilitätsangebote für die Länder Subsahara-Afrikas zu schaffen.

In Ghana, wo 15 Prozent der Bevölkerung noch keinen Zugang zum Stromnetz haben, wird die Einführung und Nutzung von Solarstrom-gespeisten E-Mopeds und -Lastenrädern erprobt. Jetzt geht das Forschungsteam den nächsten Schritt und erweitert in Zusammenarbeit mit Wasserstoff-Experte Prof. Dr. Patrick Preuster das dort bereits vorhandene Solar-Mini-Grid mit der für die Erzeugung und Speicherung und Umwandlung von grünem Wasserstoff nötigen Technik . Die Aktivitäten der Hochschule Bochum auf einem ihr bereits bekannten Arbeitsgebiet wurde Ministerin Brandes zum abschließenden Höhepunkt ihres Nachmittags vorgestellt: sie besuchte das interdisziplinäre BIM-Institut. Denn die Welt des Building Information Modelling hat sie bereits bei ihrer früheren Tätigkeit bei der Sweco GmbH, Europas größtem Architektur- und Ingenieurbüro kennengelernt.

Erst digital, dann real gebaut

BIM ist eine softwarebasierte Methode, bei der zuerst digital und dann real gebaut wird. BIM begleitet den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks von der Entwicklung über die Planung, das Bauen und das Sanieren bis hin zur Nutzung - und das auf Basis eines 3D-Modells, also eines digitalen Zwillings. So anspruchsvoll die Einführung dieser Digitalisierungsmethode für Baugewerbe, Kommunen und öffentliche Institutionen sein mag, so groß sind am Ende auch die Vorteile: der schnellere und gleichzeitige Austausch von Informationen zu einem Projekt, weniger Fehler und das mögliche Einsparen von Kosten.

Gerade in der Metropole Ruhr sowie im Mittleren Ruhrgebiet um Bochum, Herne und den Kreis Recklinghausen stellen sich Herausforderungen wie die Verknappung von Wohnraum und die gestiegene Bedeutung von Nachhaltigkeit im Baugewerbe und ganz besonders der Sanierungsstau. Die Hochschule will einen Beitrag zur Etablierung der BIM-Methode leisten und legt den Fokus auf Transfer und Weiterbildung, führte Prof. Dr. Dirk Eling aus.

Das Institut bringt sich in das EFRE-Projekt BIM.Ruhr ein und hat ein exemplarisch angelegtes Teilprojekt fast schon abgeschlossen: Existierende Bauwerke wurden als Bestandsmodelle modelliert. Dazu wurden unterschiedliche Bauarten als Beispiele gewählt (die Aula des Alice-Salomon-Berufskollegs in Bochum als Hochbau, die Drewer Brücke in Marl als Tiefbau und die Brücke Bielefelder Straße in Herne als Tiefbau- und Infrastrukturprojekt). Die Forschungsergebnisse werden in einem BIM-Leitfaden und in BIM-Handlungsanweisungen für die drei Projektarten zusammengefasst und sodann gemeinsam mit der Universität Duisburg-Essen veröffentlicht.

Ministerin Brandes folgte den Ausführungen des BIM-Institutsteams interessiert und betonte die Chancen der BIM-Methode: Oft habe sie erfahren dürfen, wie wichtig das gemeinsame Arbeiten unterschiedlicher Gewerke an einer Planung sein könne. Fazit der Ministerin: „Weiter so.“

Freitag, 17. Februar 2023 | Quelle: Hochschule Bochum