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Aktion Krötenrettung an der Hofstraße. Im Bild die jüngste Retterin Katy.

Sie wandern wieder - Die Kröten

Achtung - 'Krötis' unterwegs

Kaum wird das Wetter wärmer, da sieht man sie wieder. An der Hofstraße ist eines ihrer bevorzugten Wandergebiete und ab der Abenddämmerung wollen sie alle zu ihren Laichplätzen. Den Weg, den die Kröten und Frösche hier auf sich nehmen ist allerdings ein gefährlicher: Sie müssen die Hofstraße queren. Hier fahren reichlich Autos, Busse und Fahrräder entlang und nicht jede Amphibie schafft es, diese sechs Meter Straße unfallfrei zu überqueren. Was die Autofahrer in der Regel ohne Blessuren überstehen, das kostet so manch ein Kriechtier das Leben.

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Das verhindert seit 2012 das Ehepaar Sabine und Matthias Brauckmann - mittlerweile mit vielen Helfern. Als die Fotografin und der Grafik-Designer 2011 nach Röhlinghauser zogen und ihren Stadtteil erkundeten, fiel ihnen die abendliche Krötenwanderung und das damit verbundene Massensterben auf. Sie fackelten nicht lange und kamen am nächsten und viele weitere Abende mit Eimern wieder und sammelten die „Krötis“ - wie Matthias Brauckmann sie liebevoll nennt - ein und trugen sie auf die andere Straßenseite. Von hieraus konnten sie nun gefahrlos zum Biotop hüpfen, das in der Nähe des Tierheims liegt.

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Aktion Krötenrettung an der Hofstraße. Vor dem Zaun werden Eimer mit Laub und Stöcken in die Erde eingelassen. Das Laub schützt die Amphibien vor der nächtlichen Kälte und an den Stöcken können sich Mäuse oder Käfer wieder in die Freiheit hangeln. Seit neun Jahren beschützen Sabine und Matthias Brauckmann Amphibien auf ihrem Weg zum Laichplatz.

Foto:  Carola Quickels

Aktion Krötenrettung an der Hofstraße. Seit neun Jahren beschützen Sabine und Matthias Brauckmann Amphibien auf ihrem Weg zum Laichplatz.

Foto:  Carola Quickels

Aktion Krötenrettung an der Hofstraße. Seit neun Jahren beschützen Sabine und Matthias Brauckmann Amphibien auf ihrem Weg zum Laichplatz.

Foto:  Carola Quickels

Aktion Krötenrettung an der Hofstraße. Seit neun Jahren beschützen Sabine und Matthias Brauckmann Amphibien auf ihrem Weg zum Laichplatz.

Foto:  Carola Quickels

Da diese Aktion mühsam war und immer noch viele Tiere nicht gerettet werden konnten, war den beiden klar: Hier muss ein 'Kröti'-Fang-Zaun her. Also nahmen die beiden Kontakt zum BUND und zur Stadt auf und trugen ihr Anliegen vor. Den BUND hatten sie sofort auf ihrer Seite, an vorderster Stelle Hiltrud Buddemeier und seitens der Stadt bekamen sie Hilfe in Form eines Kröten-Schutzzauns und Eimern. Seitdem stellen sie in jedem Frühjahr rund 500 Meter Zaun an jeder Straßenseite auf. Aufgestellte Schilder sollen die Autofahrer zudem auf die Problematik aufmerksam machen und mahnen zur Vorsicht.

In die Erde eingelassener Kröten-Auffangeimer.

Entlang des Zauns werden Eimer ins Erdreich eingelassen, der Zaun hält die Tiere auf und die wandern nun entlang des Zauns, auf der Suche nach einem Durchschlupf. Dabei plumsen sie automatisch in die Eimer. Jeder Eimer wird von den Naturschützern mit Laub und zwei kleinen Ästen bestückt: Das Laub ist gegen die nächtliche Kälte und die Ästen dienen Wirbeltieren wie Mäusen oder Käfern dazu, sich aus der Falle zu befreien - was den Amphibien nicht gelingt.

Die werden regelmäßig morgens und abends von den Tierschützern befreit. „Holen wir sie am Abend aus den Eimern, werden sie 'nur' auf die andere Straßenseiten gebracht, von hier aus finden sie alleine den Weg zum Biotop“, erklärt Initiator Matthias Brauckmann. Am Morgen sähe das jedoch anders aus, „dann müssen wir sie direkt zum Biotop bringen, da es am Tag zu warm und zu trocken für sie ist.“

Hier geht es zu einem kleinen Video im Zeitraffer, das die Hofstraße zeigt und den Aufbau des Zauns.

Für die Brauckmänner und ihre Helfer bedeutet das, dass sie von Ende Februar bis Ende April jeden Abend und Morgen auf Patrouille gehen. Wer mit wem die Strecke abgeht, das regeln sie mittlerweile mit 'Dienstplänen'. Sabine Brauckmann: „Drei bis fünf Leute gehen am Abend von 19-22:30 Uhr die Strecke ab. In 2020 haben wir so über 1.864 Amphibien vor dem Straßentod bewahrt." Bislang wurden in jedem Jahr mehr Kröten gerettet als im Jahr zuvor. „Daran erkennen wir, dass sich die anfangs karge Population weiter erholen konnte. 2020 waren erstmals auch über 100 Wasserfrösche dabei.“

Die erste Kröte, die es im Jahr 2021 in den Eimer schaffte.

Waren die Kröti-Retter am Anfang noch wenige, so kamen über die Jahre immer mehr Menschen dazu, das freut das Ehepaar Brauckmann: „Erst in diesem Jahr kamen noch fünf junge Leute hinzu, das ist doch prima. Zumal in Corona-Zeiten ist die Kröten-Rettung doch etwas, was man sehr gut mit den Hygiene-Schutzverordnungen vereinbaren kann.“

Ein Tipp an alle, die Amphibien auf der Straße finden, haben die „Brauckmänner“ auch: „Da sollte man schauen aus welcher Richtung sie kommen und sie über die Straße tragen. Aber bitte nicht zu sehr anfassen, denn auch Amphibien sind empfänglich für Krankheiten, wie wir es gerade an der Salamanderpest sehen, die die Population der einheimischen Feuersalamander bedroht.“ (halloherne berichtete).

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Mit Graffiti beschmierter Kröten-Schutzzaun.

Entsetzt waren die Tierschützer von einer Aktion gedankenloser Mitmenschen. Matthias Brauckmann schrieb uns am Freitag (26.2.2021): „Als wir gestern Abend zur Hofstraße kamen, haben wir unseren Augen nicht getraut: ein Teil des Schutzzauns war mit Graffitis beschmiert. Das ist nicht lustig – unabhängig davon, dass das Zeug Geld kostet - zeigt es leider auch, wie manche Zeitgenossen zum Thema Umwelt stehen. Wir haben schon Kontakt zu Martin Pawlicki von der Unteren Naturschutzbehörde aufgenommen, der auf jeden Fall Anzeige erstatten will.“ Die Kröten wandern im Herner Stadtgebiet an den unterschiedlichsten Stellen.

Krötenpärchen, das von den Tierschützern an der Hofstraße gerettet wurde.
| Quelle: Carola Quickels
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