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Herausragend in der Frauenpension: Hilde Schmülling.

Letzte Herner Premiere vor der Corona-Pause

ABGESAGT!!!! „Frauenpension“ im Volkshaus

„Am besten Schnipp, schnapp, Schniedel ab!“: Henriette (Birgit Gießmann) hätte zu noch härteren Mitteln gegriffen als Miss Kräuterhexe Cecilie (überragend: Hilde Schmülling), um dem offenbar latent untreuen Erik zu zeigen, wo der Hammer hängt in der von ihnen gemeinsam geführten Kräuter-Wellness- und Entspannungspension für Frauen im idyllischen Röhlinghausen. Etwas zu viel giftige Kamille im Kräutertee hat den einzigen Mann im Hause dahingerafft und nun liegt das besonders bei den Stammgästen beliebte Mädchen für alles eingerollt im Büroteppich.

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„Ja, alles muss raus. Der Alte hat schon lange ausgedient“, konstatiert die deutlich beherztere Henriette ziemlich herzlos. Doch bis besagter Teppich samt Inhalt im Keller verschwindet, stolpern noch eine ganze Reihe von überraschend früh eintrudelnden Gästen über die quer im Foyer liegende Rolle – einschließlich der Ortspolizistin Berta (Barbara Merz). Die hinter einer Heiratsschwindlerin namens Helga Müller her ist, nach der landesweit gefahndet wird.

„Wellness pur – Hopfenbad von innen“: Zwei Sauerländer Schnapsdrosseln (Iris Müller-Raschinski und Martina Schönhofen), die jedes Jahr zur Cranger Kirmes kommen, entern die flugs zur Bar umfunktionierte Rezeption, um Nachschub zu ordern für ihre geleerte Sektpulle. Dabei sind sie schon so schicker, dass sie sich kaum auf den Hockern halten können: „Leere Flasche – wir haben unsere Männer doch zuhause gelassen. Ich brauch jetzt erstmal einen Klaren, wir sind schließlich nicht zum Spaß hier.“

Das gilt offenbar auch für die beiden anderen Gäste, wenn auch aus ganz unterschiedlichen – und reichlich undurchsichtigen - Gründen. Warum sich die so elegante wie arrogante Amalie von Holsterhausen (Rita Kaczor) ausgerechnet nach Röhlinghausen verirrt hat, können sich die Pensionswirtinnen Cecilie und Henriette nicht wirklich erklären. Zumal sie die hochgesteckten Erwartungen der sich so vornehm gebenden Blaublütigen wohl kaum erfüllen können. Verfügt ihr Entschleunigungs-Etablissement doch weder über Zimmertelefone noch über Fernsehgeräte oder gar W-lan.

Und dann haben sie noch einen weiteren unerwarteten Gast förmlich von der Straße aufgelesen: Larissa Lupenrein (Martina Linke), „in einer geheimen Geheimmission“ unterwegs, ist gestürzt und nun ohne ihre Brille, die zur Reparatur beim Optiker gelandet ist, blind wie ein Maulwurf. Sie scheint Halluzinationen zu haben, spricht sie doch immer wieder von Begegnungen mit einem Mann, der auf der Suche nach einer gewissen Lissy ist…

Das Amateurtheater „Theater im Volkshaus (TiV)“, das bereits mehr als ein Dutzend Theaterstücke „auf die Bühne“ gebracht und sich mit Stolz eine feste Fangemeinde erspielt hat, feierte sein 15-jähriges Bestehen im Volkshaus Röhlinghausen mit „Frauenpension“, einer Kriminalkomödie in drei Akten von Jennifer Hülser. Premiere war am Samstag, 14. März 2020, unter erschwerten Bedingungen: Das auch in Herne grassierende Corona-Virus sorgte für zahlreiche freie Plätze – und zur Absage von drei Folgeaufführungen. Ob diese nachgeholt werden, steht ebenso in den Sternen wie die weitere Entwicklung der Pandemie.

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Rainer Gießmann, der kurzfristig auch in die Rolle des Erik geschlüpft ist, was hier wörtlich genommen werden kann, inszeniert mit „Frauenpension“ eine schwungvolle Komödie der in Iserlohn lebenden Autorin Jennifer Hülser, die binnen neunzig Minuten immer mehr Fahrt aufnimmt dank eines trotz der widrigen Umstände bestens aufgelegten Ensembles. Es wäre zu schade um all‘ die Mühen, wenn keine Nachholtermine für die ausgefallenen Vorstellungen vereinbart werden könnten. Das TiV kann sich jedenfalls auf die Fahnen schreiben, die letzte Theaterpremiere vor der virusbedingten verlängerten Osterpause aufgeführt zu haben.

| Autor: Pitt Herrmann