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Berichteten, erzählten und lasen aus der Biografie von Gerda Günzburger vor: Hanneke Schmitz (re.), geborene Günzburger, und ihr Ehemann Peter Schmitz.

Islamische Gemeinde Röhlinghausen arbeitet NS-Zeit auf

Die Zeitzeugin und weitere Erlebnisse

Mehr über die Zeit der verfolgten Juden in Deutschland während der NS-Zeit erfahren: Das war das Ziel eines Vortrags sowie einer Lesung von Hanneke Schmitz, geb. Günzburger, und ihrem Mann Peter Schmitz Mitte September in der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen.

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Bei der Lesung aus der Biografie von Gerda Günzburger, der Mutter von Hanneke Schmitz, wurden viele Details genannt, welche Schicksale die Juden zur damaligen Zeit ertragen mussten - unter anderem Ausgrenzung, Verfolgung, Tötung.

Position beziehen und nicht wegschauen

Hanneke und Peter Schmitz haben den Weg, den die Juden in Deutschland gegangen sind oder gezwungen wurden zu gehen, in vier Überschriften „Geachtet - Ausgegrenzt - Vertrieben - Vernichtet“ zusammengefasst und die mehr als 30 Teilnehmenden in die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte mitgenommen. Auf die Frage, was die Menschen unter Erinnerungskultur zu verstehen haben, gab es wegweisende Worte von Hanneke und Peter Schmitz: „Erinnern bedeutet Position zu beziehen und nicht wegzuschauen.“

Waren bei der Lesung aus der Biografie von Gerda Günzburger in der Moschee der Islamischen Gemeinde dabei: (v.li.) Tuncay Nazik, Vorsitzender der Gemeinde und der Herner Historiker Ralf Piorr.

Das sieht auch der Vorsitzende der Islamischen Gemeinde Röhlinghausen so. „Ich habe sehr viele Bücher über die NS-Zeit gelesen und Dokumentarfilme geschaut. Aber so nachdenklich und mitfühlend war ich selten. Die Zeitzeugen zu hören hat den Zahlen und Informationen von damals ein Gesicht gegeben und begreifbar gemacht“, so Tuncay Nazik zum Vortrag, der für ihn sehr informativ und interessant war. „Man hört in der Schule immer nur noch von sechs Millionen getöteten Juden. Aber man begreift es erst, wenn man merkt, dass es nicht nur in Polen, in den Konzentrationslagern oder sonst wo in Deutschland passiert ist, sondern auch hier in Herne, hier in Röhlinghausen um die Ecke.“

In demokratische Strukturen einarbeiten

Mit Vorträgen wie diesen versucht die Islamische Gemeinde seit längerer Zeit anders Gläubige in die eigenen Räume einzuladen. „Muslimen wird oft vorgeworfen, sich nicht mit der NS-Geschichte auseinander zu setzen - das stimmt auch in manchen Bereichen. Wir möchten daher vor allem den Menschen zeigen, dass man sich in demokratische Strukturen einarbeiten muss“, so Nazik. „Das gilt für alle Demokraten, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund.“

Tuncay Nazik, Vorsitzender der islamischen Gemeinde Röhlinghausen, möchte, dass auch Muslime sich mit der NS-Zeit auseinander setzen.

Wichtig ist für ihn: „Es geht um den Schandfleck der deutschen Geschichte. Wir Muslime können nicht sagen, wir gehören dazu, aber die NS-Geschichte interessiert uns nicht.“ Daher ist in den Herbstferien ein weiterer Ausflug nach Berlin geplant, dort stehen Besuche beim Jüdischen Museum, im Berliner Dom und im Islamischen Kunstmuseum auf dem Plan.

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Außerdem soll es weitere thematische Abende geben. Hanneke und Peter Schmitz werden auch noch für die Jugendlichen der Islamischen Gemeinde einen Vortrag halten.

| Autor: Marcel Gruteser
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