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v.l. Dieter Dreyer, Hannelore Flanz.

Notfall-Seelsorge sucht Verstärkung

Hannelore Flanz (62) ist ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Notfallseelsorge in Herne und Castrop-Rauxel. Sie wird dann gerufen, wenn Feuerwehr oder Polizei mit ihrer Arbeit fertig sind. Im schlimmsten Fall gab es bei dem Einsatz Tote. Sei es nun ein Verkehrsunfall, ein Brand oder ein Selbstmord. "Wir sind für die Angehörigen da, oder auch für die Rettungskräfte. Wir geben Ihnen die psychologische Unterstützung, die sie nach harten Einsätzen brauchen." Flanz arbeitet an der Pforte eines Krankenhauses. "Hier habe ich immer wieder Anrufe der Erstretter bekommen, die nach einem Notfallseelsorger fragten." Leider ist nicht immer einer verfügbar gewesen. Daher ihr Entschluss, sich selber in dieser ehrenamtlichen Arbeit zu engagieren.

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Dieter Dreyer (68) arbeitete bis zu seiner Pensionierung als Sozial-Helfer beim Land Nordrhein-Westfalen. Hier betreute er Kollegen, die unter psychologischer Belastung standen. "Da ging es um Schwierigkeiten auf der Arbeit, wie zum Beispiel Mobbing oder private Probleme, wie eine anstehende Scheidung." Er entschloss sich, sein Wissen in die Arbeit als Notfall-Seelsorger einzubringen. Er wandte sich an den evangelischen Pfarrer Hajo Witte, dem Leiter der Organisation. "Im Gespräch fragte er mich, was mich meiner Meinung nach dazu qualifizieren würde. Meine Antwort war kurz und knapp: Weil ich es kann."

Einsatz-Jacke der Notfall-Seelsorger.

Trotzdem wurde er nicht sofort eingesetzt. Genau wie seine Kollegin Hannelore Flanz musste er zuerst eine Schulung machen. "Rund sechs Monate dauerte der Kurs", erzählt Pfarrer Witte. "Wer für uns arbeiten möchte muss einige Voraussetzungen erfüllen. So haben wir das Mindestalter auf 25 Jahre festgesetzt." Die Menschen müssen außerdem belastbar sein und sollten schon Erfahrungen mit Sterbefällen haben." Einige Themen, die in dem Kurs behandelt werden: Plötzlicher Säuglingstod, Verkehrsunfall oder auch die Betreuung von Angehörigen während einer Vermisstensuche. Die Betreuung von Muslimen durch die Notfall-Seelsorge wird in dem Kurs auch vermittelt. Hier wird besonderer Wert auf Kenntnis der unterschiedlichen sozialen Strukturen in den Familien gelegt.

Es geht nicht immer nur um Tote und Verletzte. "Wir werden zum Beispiel auch von der Polizei gerufen, wenn in eine Wohnung eingebrochen wurde und das Opfer traumatisiert ist, weil es mit der Verletzung der Privatsphäre nicht klar kommt", sagt Flanz. Sie stehen Feuerwehrleuten und Polizisten zur Seite, wenn Todesnachrichten überbracht werden müssen.

Eine Schicht der Notfall-Seelsorger dauert 24 Stunden. "Wir haben dann Rufbereitschaft", erzählt Hannelore Flanz. "Wir müssen das Handy immer dabei haben und dürfen uns auch nicht zu weit aus unserer Stadt entfernen, damit wir im Fall der Fälle schnell am Einsatzort sein können." Die Seelsorger arbeiten nach Dienstplan, es gibt auch einen Urlaubsplan. "Im Normalfall sind wir immer zu zweit unterwegs", sagt Dreyer. "Damit können wir flexibler mit den Notsituationen umgehen."

Die Notfall-Seelsorge wird von der evangelischen und katholischen Kirche getragen. Aktuell besteht das Team aus 25 Ehrenamtlichen. "Das ist leider zu wenig", sagt Pfarrer Witte. "Wir suchen jetzt 15 zusätzliche Kräfte." Der nächste Kurs beginnt Freitag,13. November 2015. Wer daran teilnehmen möchte, muss sich schriftlich bewerben. Das Formular kann angefordert werden unter notfallseelsorge@bochum.de

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| Autor: Patrick Mammen
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