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Ralf Ebeling, Arikia Orbán und Carolin Leweling (v.li.) haben mit den Proben zu „Prima Facie“ am Westfälischen Landestheater begonnen.

Was ist an 'Nein' nicht zu verstehen?

Suzie Millers 'Prima Facie'

„Wenn eine Frau 'Nein‘ sagt, wenn ihr Verhalten 'Nein‘ sagt, ist das nichts Feinsinniges oder schwer zu verstehen … das Gesetz besagt, so darf man mit einer Frau nicht umgehen. Man darf nicht vergewaltigen. Und danach so tun, als wäre es einvernehmlich gewesen. Oder?“: Es war ein kleines Erdbeben in der Theaterwelt.

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Nach der Uraufführung von Suzie Millers Stück „Prima Facie“ in Australien, sahen 2022 über 300.000 Zuschauer die Produktion des National Theatre in London online. Das Westfälische Landestheater (WLT) bringt das preisgekrönte Stück zum Ende dieser Spielzeit am Mittwoch, 11. Juli 2025 im WLT-Studio am Europaplatz in Castrop-Rauxel heraus.

Monolog mit Arikia Orbán

Der WLT-Intendant Ralf Ebeling inszeniert den Monolog mit der Schauspielerin Arikia Orbán. Sie spielt Tessa, einen Star in der Welt der Juristen, Richter und Staatsanwälte. Immer wieder gelingt es ihr, Männer, die wegen sexueller Übergriffe angeklagt sind, frei zu boxen. Sie findet die Lücken in den Anklagen und verstrickt in Kreuzverhören die anklagenden Frauen so lange in Widersprüche, bis alles zusammenbricht.

Tessa wird gefeiert, alles läuft super – bis sie selbst zum Opfer wird. Nach einer ausgelassenen Party schläft sie mit ihrem Kollegen Julian. Noch ist alles unverbindlich und leicht. Sie treffen sich wieder, haben erneut Sex. Doch später in dieser Nacht zwingt er sich ihr auf, ignoriert ihre Abwehrversuche, setzt sich durch. War das eine Vergewaltigung? Oder nur ein „Versehen“ in alkoholisiertem Zustand?

Die große Frage steht im Raum: Wann ist Sex einvernehmlich, wann ist es eine Vergewaltigung? Tessa entschließt sich zur Anzeige und erfährt, wie schwer und kompliziert es ist, Recht zu bekommen…

Recht versus Gerechtigkeit

„Das Stück stellt wichtige und diffizile Fragen. Ganz allgemein gefasst ist das Grundthema: Recht versus Gerechtigkeit. Ist das deckungsgleich? Wie sind die Rollen innerhalb eines Prozesses verteilt? Wie ändert sich das, wenn man plötzlich vom Rollenspieler oder von der Rollenspielerin zur Betroffenen wird“, sagt Ralf Ebeling. Er setzt bei seiner Inszenierung voll auf die Stärke seiner Protagonistin und hält sein Bühnenbild bewusst schlicht. Mit wenigen Möbeln und Requisiten will er die verschiedenen Spielorte andeuten.

Gemeinsam mit der 1993 in Hamburg geborenen Hauptdarstellerin Arikia Orbán, mittlerweile ihre achte Produktion am Westfälischen Landestheater, und Regieassistentin Caroline Leweling will der Regisseur den Zuschauern einen Abend mit Sprengkraft und Tiefe bieten. „Was ich an dem Stück wirklich sehr schätze, ist, dass es mit großer Genauigkeit geschrieben ist. Es wird sehr detailliert aus der Betroffenheit heraus erzählt. Dabei finde ich es immer gut, wenn es ein wichtiges Thema gibt, dass das Theaterpublikum packt und mit auf die Reise nimmt.“, so Ebeling.

Miller ist selbst Juristin

Die in Melbourne geborene, abwechselnd in London und Sydney lebende australisch-britische Immunologin, Mikrobiologin und Juristin Suzie Miller gab mit „Prima Facie“, uraufgeführt am 17. Mai 2019 am Griffin Theatre in Sidney und am 15. April 2022 am Harold Pinter Theatre London erstmals in Europa inszeniert, ihr äußerst erfolgreiches Debüt als Dramatikerin. Die Deutschsprachige Erstaufführung fand am 17. September 2023 im Deutschen Theater Berlin statt. Der Titel des ersten von inzwischen 40 Theaterstücken bezieht sich auf den aus dem Lateinischen stammenden juristischen Terminus „Prima Facie“, zu deutsch „auf den ersten Blick“ oder „bei erster Betrachtung“.

Karten für die Premiere am Mittwoch, 11. Juli 2025 um 20 Uhr im WLT-Studio am Europaplatz Castrop-Rauxel unter westfaelisches-landestheater.de oder Tel. 0 23 05-97 80 20.

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  • Mittwoch, 11. Juni 2025, um 20 Uhr
Mittwoch, 11. Juni 2025 | Autor: Pitt Herrmann