
Zum Kinostart auch in der Filmwelt Herne
Spencer
Weihnachtsessen der Windsors auf Einladung der Queen in Sandringham House, dem privaten Landsitz der königlichen Familie in der Grafschaft Norfolk. Ein die Straße querender Fasan muss sein Leben lassen, als Militärfahrzeuge alles Notwendige fürs Festmenü in die Provinz nordwestlich von London transportieren. Wohin auch Diana (setzt nicht nur optische Glanzpunkte: die amerikanische Schauspielerin Kirsten Stewart) unterwegs ist – und sich in ihrem flotten Porsche Cabrio hoffnungslos verfährt.
Mit solch eindrücklichen Verweisen auf das Leben – und das schreckliche Ende – seiner Titelfigur, der als Diana Francis Spencer in eben diesem Sandringham/Norfolk geborenen Princess of Wales, konterkariert der chilenische Regisseur Pablo Larraín gleich zu Beginn seiner knapp zweistündigen „Fabel nach einer wahren Tragödie“ die ikonischen Bilder im Kopf der Lady-Di-Fans und damit des Kinopublikums.
Darum geht es
Anfang der 1990er Jahre: In der königlichen Familie jagt ein Skandal den anderen. Als Königin Elizabeth II (Stella Gonet) die Familie zum Fest der Feste zusammenholt, sind Charles (Jack Farthing) und Diana eigentlich schon getrennt. Wobei sich Letztere nicht als Opfer sieht, als sie etwa bemerkt, dass ihr der Prinz of Wales den gleichen Perlenschmuck geschenkt hat wie seiner Geliebten Camilla: Sie wählt für das Dinner entgegen des offiziösen, von Zeremonienmeister Major Alistair Gregory (Timothy Spall) verordneten Hofprotokolls ein Kleid aus, das diesen besonders gut zur Geltung kommen lässt.
Drei Tage wird gegessen, getrunken, gespielt und gejagt. Als am Schluss zur Fasanenjagd geblasen wird, steht für Diana fest, dass sie dem englischen Hof den Rücken kehren und sich vom Thronfolger scheiden lassen wird. Um künftig ein selbstbestimmtes Leben führen und darin ihren Kindern William (Jack Nielen) und Harry (Freddie Spry) ein Vorbild sein zu können. „Spencer“ ist auf Diana und ihr unmittelbares Umfeld, wozu in erster Linie ihre warmherzige Zofe Maggie (großartig: Sally Hawkins) gehört, fokussiert, der „Hof“ u.a. mit Prinz Philip (Richard Sammel), Prinzessin Anne (Elizabeth Berrington) und der Queen Mom Elizabeth Bowes-Lyon (Lore Stefanek) existiert nur als Staffage.

Drehorte auch in Deutschland
Wie auch der häufig in Nebel gehüllte Landsitz Sandringham, der heute u.a. ein Windsor-Museum beherbergt. Was auch daran liegt, dass die britische Königsfamilie nach der Netflix-Serie „The Crown“ alle Drehgenehmigungen versagt. So ist der am 3. September 2021 beim Int. Festival Venedig uraufgeführte Film 2020 unter strikten Corona-Auflagen vor allem in Deutschland entstanden, im Berliner Schloss Charlottenburg, im idyllisch an der Havel gelegenen Schloss Marquardt nördlich von Potsdam sowie in den traditionsreichen Babelsberger Studios. Auch der Brexit forderte Tribut: die in Containern lagernden Kostüme und Requisiten aus Großbritannien standen in Dover im langen Stau vor der Einfahrt zum Kanaltunnel und erreichten Berlin erst in allerletzter Minute.
Regisseur Pablo Larraín im DCM-Presseheft: „Wir wollten kein Doku-Drama machen, sondern aus Elementen der Realität und unserer eigenen Vorstellung das Leben einer Frau mit den Mitteln des Kinos erzählen. Genau das ist das Fantastische am Kino: Es lässt Raum für Fantasie. Natürlich sind für einen Spielfilm wie diesen, der so durch seine Figuren lebt, die Schauspieler entscheidend. Um eine Person zu erschaffen, die jeder zu kennen glaubt, war ein gutes Arbeitsverhältnis zwischen der Hauptdarstellerin, der Kamerafrau und mir entscheidend. Kristen Stewart gehört zur Riege der großen Schauspielerinnen unserer Zeit. Sie hat diesen Status erreicht, weil sie etwas mitbringt, was in Filmen sehr wichtig ist: eine Aura des Geheimnisvollen. Kristen kann Vieles sein: sehr rätselhaft, sehr verletzlich, aber eben auch sehr stark, und genau das war es, wonach wir suchten.“
Zum Kinostart am 13. Januar 2022 läuft „Spencer“ in zahlreichen Kinos unserer Region, auch in der Filmwelt Herne.