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Nach dem „Ja-Wort“ in einer Brandenburgischen Dorfkirche herrscht Hochstimmung bei Jakob (Edin Hasanović), Tobi (László Branko Breiding), Ruth (Cristina Do Rego) und Marie (Almila Bağrıaçı v.l.).

„Trauzeugen“ in der Filmwelt

Ruth back to the Roots

Jakob (Edin Hasanovic) steht total entspannt im alltäglichen Mega-Stau Mainhattans. Der auf Scheidungen spezialisierte Staranwalt der Kanzlei Kober, Höft & Partner verliert auch nicht die Contenance, als seine Mandantin einige Fahrzeuge voran auf der Kühlhaube des Nobelschlittens ihres Noch-Gatten einen Veitstanz aufführt. Weil er sich seiner Sache, auch wenn sie nun naturgemäß erheblich geringere Chancen hat, sicher ist – und den Richter (Wolfram Koch) ganz auf seiner Seite weiß.

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Nach gewonnenem Prozess in absoluter Hochstimmung zurück, zerlegt gerade Juliette (Sinha Melina Gierke) das Büro ihrer Lebenspartnerin - seiner Chefin Dr. Kober (Iris Berben). Klar, dass er deren Verteidigung übernehmen soll. Was ein hartes Stück Arbeit bedeutet angesichts des bezüglich des gegenseitigen Treueversprechens eindeutigen Ehevertrags, den beide Power-Frauen miteinander geschlossen haben. Weshalb es Jakob gerade höchst ungelegen kommt, dass sein bester Freund Tobi (László Branko Breiding) beim gemeinsamen Bouldern in einer Halle abstürzt und sich das Bein bricht.

Die Kletteraktion löst eine Kettenreaktion aus: Tobis Freundin Ruth (Cristina do Rego) ist hochschwanger und die fest terminierte Hochzeit in einem hochherrschaftlichen Schloss irgendwo an der Peripherie Frankfurts nicht verhandelbar. Weshalb nun die beiden Trauzeugen als Hochzeitsplaner einspringen müssen: an Jakobs Seite die Paartherapeutin Marie (Almila Bagriacik). Beide sind quasi im selben Business tätig, wenn auch aus unterschiedlichen Positionen: Sie rettet Beziehungen, er löst sie auf.

Trotz Pleiten, Pech und Pannen (des potentiellen Gatten Tobi): Bei der hochschwangeren Ruth (Cristina Do Rego) wird es allmählich Zeit, vor den Traualtar zu treten.

Sonst verbindet die beiden höchst unterschiedlichen Charaktere freilich nichts: Mit Marie trifft eine warmherzige, allerdings auch reichlich chaotische Romantikerin, die alles für ihre Freunde tut, auf einen kühl berechnenden, selbstüberheblichen und im Berufsalltag zynisch gewordenen Egoisten, der alles für seine Karriereplanung tut. Und damit gerade überhaupt keine Zeit für Dinge außerhalb des Scheidungsverfahrens seiner offenbar notorisch untreuen Chefin hat. Schon bei der ersten Begegnung auf Parkplatzsuche knallt es erheblich.

Aber in Marie hat der zunehmend wehrlose Jakob offenbar seine Meisterin gefunden, denn noch so viel Pech und Unvermögen etwa bei der Verhandlung mit der professionellen Hochzeitsplanerin Astrid (Nilam Farooq), die dazu führt, dass ein neuer Ort für die Hochzeitsfeier gefunden werden muss, schweißt beide so diametral entgegengesetzte Charaktere eher noch zusammen.

Ruth back tot he Roots: Eine neue, potentiell höchst romantische, wenn auch noch reichlich renovierungsbedürftige Location findet Marie bei einem früheren Kunden, dem Landwirt Heinke (herrlich skurril: Kult-Comedian Kurt Krömer) im Brandenburgischen, wo auch Ruths Familie (wundervoll: Henriette Gonnermann als ihre demente Großmutter) lebt. Nun geht es ständig von Frankfurt am Main nach Frankfurt an der Oder. Als in der kleinen Brandenburgischen Dorfkirche das „Ja-Wort“ gesprochen ist, fällt allen ein Stein vom Herzen – nicht zuletzt dem Kinobesucher angesichts zahlloser und dazu noch maßloser Übertreibungen. Welche die beiden Spielfilm-Regiedebütanten Finn Christoph Stroeks und Lena May Graf für nötig erachteten, um das unterhaltungsdurstige Komödien-Publikum einhundert Minuten bei Laune zu halten.

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Weniger wäre mehr gewesen, was auch für die weiteren Komplikationen bis hin zum erwartbaren glücklichen Ende im Bällebad des Gerichts zu Frankfurt am Main gilt. Freilich geben Edin Hasanovic („Rate Your Date“, „Im Westen nichts Neues“) und Almila Bagriacik („Die Kaiserin“, „4 Blocks“) ihr Bestes an der Seite eines ausgenommen spielfreudigen Ensembles. Gedreht von Februar bis April 2022 in Berlin, Brandenburg, Frankfurt/Main und München ist „Trauzeugen“ am 14. September 2023 in unseren Kinos gestartet, darunter auch in der Filmwelt Herne.

Freitag, 15. September 2023 | Autor: Pitt Herrmann