
1.700 Jahre Jüdischen Leben in Deutschland
Orgelvesper in St. Marien Baukau
In der St. Marienkirche in Baukau findet am Sonntag, 9. Mai 2021, ab 18 Uhr, eine Orgelvesper statt, die zum Thema hat: 1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland. 'Schalom - Musik mit jüdischem Tonfall' - an diesem Abend wird Musik von Max Bruch (Kol Nidrei), Friedrich Gernsheim (Elohenul), Torsten Laux (Schalom, Psalmen, Vater Unser) und Ernest Bloch (Schelomo) gespielt. Die Musiker sind: Stephan Breith am Violoncello und Torsten Laux an der Orgel.
Der Eintritt zu dieser interreligiösen Orgelmusikvesper ist frei – um eine Spende wird gebeten.
Zum Programm der Orgelvesper Schalom
„Im Jahr 321 erlaubte Kaiser Konstantin auf Anfrage des Kölner Stadtrates allen Stadträten im Reich, Juden in die Stadräte zu berufen. Damit dokumentierte er auch, dass es zumindest in Köln Juden gab, die im öffentlichen Leben eine wichtige Rolle spielen konnten.
Nach vielen Rückschlägen gab es im späten 18. und im gesamten 19. Jahrhundert vor allem auch in Deutschland Bestrebungen, jüdische Mitbürger gleichberechtigt am öffentlichen Leben zu beteiligen.
Gleichzeitig gab es in der jüdischen Gemeinschaft eine immer höhere Bereitschaft, sich innerlich zu reformieren und äußerlich zu assimilieren.
Louis Lewandowski (1821-1894) führte die damals moderne klassische und romantische Kunstmusik in die synagogalen Gottesdienste ein, die dadurch bereichert, reformiert und modernisiert wurden.
Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) aus der Familie des berühmten jüdischen Philosophen Moses Mendelssohn, den Gotthold Ephraim Lessing in „Nathan der Weise“ als interreligiöses Vorbild literarisch verewigte, wurde getauft und begründete durch die Wiederaufführung der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach (1829), die Aufführung der Orgelwerke Bachs und seine eigenen wegweisenden geistlichen Orgel- und Chorwerke im Alleingang und gegen teils heftige antisemitische Widersprüche die heute noch lebendige evangelische Kirchenmusik.
Friedrich Gernsheim (1839-1916) ist einer der größten (aber aufgrund seiner jüdischen Herkunft vernachlässigten) Komponisten der Lutherstadt Worms mit ihrer damals noch lebendigen großen und traditionsreichen jüdischen Gemeinde, die hier seit der Römerzeit, also lange vor der Christianisierung, ihre noch heute sichtbaren Spuren hinterlassen hat und aus der bedeutende jüdische Theologen und Philosophen hervorgingen. Der Protestant Max Bruch (1838-1920) komponierte für die jüdische Gemeinde in Liverpool seine Mediation über das hebräische gesungene Gebet „Kol Nidrei“ und galt zu seinem Ärger aufgrund der Popularität dieser Musik für Violoncello und Orchester fortan als jüdischer Komponist.
Ernest Bloch (1890-1959) begründete mit seinem jüdischen Zyklus „Trois poèmes juifs“, „Israel“ und „Schelomo“ (1919) in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg seinen Ruf als bedeutendster in den USA wirkender Schweizer Komponist.
Der Wiesbadener Komponist aus Mainz Volker David Kirchner (1942-2020) ist einer der bedeutendsten Komponisten seiner Generation. Er beschäftigte sich intensiv mit alttestamentarischen jüdischen Themen.
Der Lutheraner Torsten Laux, 1965 in der Lutherstadt Worms mit ihrer vor dem 2. Weltkrieg ausgelöschten jüdischen Gemeinde geboren, greift in seiner christlichen Musik die im Nationalsozialismus und immer noch wirksamen Antisemitismus untergegangene jüdisch-christliche Musik des 19. und 20. Jahrhunderts und weitere interreligiöse Anregungen auf. Sein „Schalom“ und die Psalmen für Violoncello und Klavier sind ein Beitrag zum Gedenken an über 1700 Jahre Zusammenleben von Juden und Christen in Deutschland und Europa.“
Vergangene Termine (1) anzeigen...
- Sonntag, 9. Mai 2021, um 18 Uhr