Reifen Stiebling setzt weiter auf Elektro-Autos
"Och nö, dann lauf ich lieber"
Sieben Renault Twizys hatte Reifen Stiebling bis jetzt im Fuhrpark. Der Twizy ist ein Elektro-Auto und bietet Platz für zwei Personen, die hintereinander sitzen müssen. "Im Sommer fand ich das sehr witzig, aber im Winter ist der nicht einsetzbar", sagte Christin Stiebling, Chef von Reifen Stiebling, am Montag (3.4.2017). Auch bei den Kunden fand der Twizy keinen großen Anklang. Stiebling: "Wenn wir unseren Kunden den Twizy angeboten haben, sagte nicht wenige: Och nö, dann lauf ich lieber." Jetzt hat die Firma vier Renault Zoe geleast, "die sehen aus wie richtige Autos", haben bei voller Batterie 300 Kilometer Reichweite, 91 PS starke Motoren und lassen sich in rund 1,5 Stunden aufladen. Die neuen - wie auch die alten Elektro-Autos - stellt der Reifenhändler seinen Kunden als Ersatzfahrzeuge zur Verfügung, wenn der eigene Wagen zum Reifenwechsel in der Werkstatt steht.
Um die Elektro-Autos am Laufen zu halten, steht auf dem Hof der Firma an der Jean-Vogel-Straße jetzt auch eine Stromtankstelle. Die Tankstelle wird für die eigenen Autos genutzt, steht aber jedem, der ein E-Auto besitzt, während der Öffnungszeiten zur Verfügung. "Wir öffnen es für jeden und stellen es kostenlos zur Verfügung - im abgeschlossenen Bereich. Wenn Kunden über Nacht aufladen wollen, machen wir das gerne. Wenn die Kunden einen Schlüssel haben wollen, weil sie ihren Wagen um 21 Uhr brauchen, dann machen wir das nicht. Die E-Tankstelle steht auf dem Firmengelände, dass nach Geschäftsschluss abgeschlossen wird. Das haben wir deshalb gemacht, weil wir leider ein Vandalismus-Problem haben", so Christian Stiebling. "Wir haben auch überlegt, wie viele E-Autos es in der näheren Umgebung der Firma gibt, uns ist keines eingefallen." Eine halloherne Nachfrage bei der Stadt ergab, dass Anfang April 2017 258 E-Autos im Stadtgebiet zugelassen waren.
Kernkompetenz bei Reifen Stiebling ist der Reifenwechsel. Der läuft bei einem E-Auto anders als bei einem Wagen mit Verbrennungs-Motor. "Wir haben Mitarbeiter aus jeder unserer elf Filialen geschult", sagte Frank Abramowski, Niederlassungsleiter an der Jean-Vogel-Straße. "Unsere Mitarbeiter haben eine Hoch-Volt-Schulung vom TÜV bekommen. Die Wagen müssen anders angehoben werden als Autos mit herkömmlichem Antrieb. Bei einigen muss die Zündung angeschaltet und die Handbremse angezogen sein, bei anderen Typen darf man nur bestimmte Punkte berühren. All das mussten wir lernen." Die Schulung für die Mitarbeiter kostete 3.000 Euro. "Neues Material für die Werkstatt mussten wir aber nicht kaufen", so Abramowski.
Wir können fast alle Autos anschließen, außer Tesla", so Junior Alexander Stiebling. "Wenn man mit Tesla zusammenarbeitet, möchten die, dass die Fahrer 24 Stunden Zugang zu einer Toilette haben, dass Kaffee ausgeschenkt wird und das die Stromtankstelle beleuchtet und überdacht ist. Da müssten wir eine eigene Filiale für Tesla bauen.
"Wenn unsere Kunden den Renault Zoe auch nicht haben wollen, wäre ich ganz schockiert. Wir werden nach einer Testphase von vier Monaten entscheiden, ob wir mit den Renaults weitermachen. Auf BMW werde ich nicht gehen, das ist mir einfach zu teuer", so Christian Stiebling.
