
Olaf Schuberts skurrile Vater-Suche
Neu im Kino: 'Olaf Jagger'
Beim Entrümpeln des Kellers nach dem Tod seiner Mutter findet der Comedian Olaf Schubert auf alten Orwo-Tonbändern Hinweise, dass „das verrückte Huhn“ als Redakteurin des DDR-Jugendsenders DT 64 anlässlich eines Gastspiels der Rolling Stones am 11. September 1965 im westdeutschen Münster ein Interview mit Mick Jagger geführt hat.
Sein Vater Rolf Schubert (die einzige fiktive Figur dieser angeblichen Dokumentation: Franz-Jürgen Zigelski) weiß von nichts und auch Mutters einstige Kollegin Christine Dähn, die bis zur „Abwicklung“ Ende 1990 als DT 64-Moderatorin gearbeitet hat, kann sich die Genehmigung einer West-Reise durch die DDR-Behörden nicht vorstellen.
In beiden Richtungen Künstleraustausch
Die andererseits der damalige SED-Kulturfunktionär Hartmut König, der einst den Oktoberklub, die „Singebewegung“ der Freien Deutschen Jugend“ der DDR („Sag mir, wo du stehst“), ins Leben rief, so abwegig nicht findet. Es habe schließlich in beiden Richtungen einen Künstleraustausch gegeben, etwa 1988 vor 70.000 Zuschauern in der Freilichtbühne Berlin-Weißensee. Und Toni Krahl, Sänger der DDR-Rockgruppe „City“, berichtet ihm von einem Live-Auftritt beim WDR-Rockpalast im West-Fernsehen, woran sich mit der WDR-2-Radiomoderatorin Sabine Heinrich eine Zeitzeugin noch lebhaft erinnern kann.
Olaf Schubert, Dresdener des Jahrgangs 1966, begibt sich auf Spurensuche, schließlich entdeckt er beim Blick in den Spiegel durchaus physiognomische Gemeinsamkeiten mit Mick Jagger. In einem Dortmunder Archiv findet er Stasi-Unterlagen über die Rolling Stones, Dr. Axel Schollmeier vom Museum in Münster kann Filme und Fotos vom ersten Deutschland-Konzert der Rolling Stones in der Halle Münsterland zeigen, von dem auch mit Evelyn Adam und Gabriele von Pappenheim zwei gestandene Frauen mit leuchtenden Augen berichten, die damals als Schülerinnen backstage mit Mick Jagger quatschten.

Christian „Flake“ Lorenz von „Rammstein“ erzählt von der musikalischen Zusammenarbeit mit Mick Jagger und Olaf Böhme vom Bautzener Stones-Museum „Pavillon“ präsentiert eine Locke Jaggers, die aus einem Birminghamer Friseursalon stammen soll. Ein DNA-Abgleich in einem Utrechter Labor soll letzte Klarheit bringen…
Ein fiktionaler Dokumentarfilm
Was eine Mockumentary ist, lässt sich geradezu parademäßig an „Olaf Jagger“ zeigen: ein fiktionaler Dokumentarfilm, der das Publikum augenzwinkernd hereinlegen (engl. „to mock“) will. Was schon beim Hobbydetektiv Olaf Schubert („Untergewichtig aber überbegabt“) beginnt: Die Kunstfigur ist ein Alter Ego des Comedians, Kabarettisten, Hörspielproduzenten und Musikers Michael Haubold, der vor 55 Jahren im vogtländischenn Plauen das Licht der Welt erblickte.
Der regelmäßig mit der Formation „Olaf Schubert und seine Freunde“ zusammen mit dem Sänger und Trompeter „Herrn Stephan“ und dem Gitarristen Jochen Barkas auftritt. Bundesweit als „Wunder im Pullunder“ aber erst durch die eigene TV-Show „Olaf Schubert verbessert die Welt“ bekannt wurde - und nicht zuletzt mit launigen Einspielungen in der freitäglichen „heute show“ im ZDF.
Private Fotos und Filmaufnahmen
„Olaf Jagger“ ist reiner Blödsinn, aber – auch mit privaten Fotos und Filmaufnahmen - professionell gemacht und daher sehr unterhaltsam. Die jetzt in den Rezensionen vielfach gelobte Reise durch die DDR-Rockgeschichte findet freilich vor allem im Presseheft statt, da gibt es ganz andere Kaliber („Gundermann“) auf der Leinwand. Uraufgeführt am 25. Oktober 2022 bei den 56. Int. Filmtagen Hof wurde „Olaf Jagger“ dort sowohl mit dem Förderpreis Neues Deutsches Kino als auch mit dem Kritikerpreis ausgezeichnet.
Previews dieses über volle 95 Minuten äußerst kurzweiligen Schelmenstücks gibt’s u.a. in der UCI Kinowelt im Bochumer Ruhrpark am Samstag, 1. April 2023, um 11 und 17 Uhr sowie am Sonntag, 2. April 2023, um 11 Uhr. Zum Kinostart am Donnerstag, 6. April 2023 ist die Filmemacherin Heike Fink um 19 Uhr zu Gast im Düsseldorfer Bambi.
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- Samstag, 1. April 2023, um 11 Uhr
- Samstag, 1. April 2023, um 17 Uhr
- Sonntag, 2. April 2023, um 11 Uhr
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- Donnerstag, 6. April 2023, um 19 Uhr