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Mit Halskrause und Astronauten-Helm: Lukas von der Lühe radelt in „Nervt“, auf der Mauer auf der Lauer Mourad Baaiz.

Bochumer Theaterrevier eröffnet

Nervt!

Am Sonntag (12. September 2021) hatte das Theaterrevier, die Spielstätte des Jungen Schauspielhauses Bochum an der Prinz-Regent-Straße, endlich wieder ihre Türen für das Publikum geöffnet. Nach der Tanzbande „Auf dem Asphalt“, die unter der Leitung der Choreografin Kama Frankl-Groß öffentliche Orte in eine Bühne verwandelt und am Eröffnungstag den Parkplatz der einst „Zeche 1“ genannten Spielstätte zum Ort eines urbanen Tanzexperimentes machte, feierte die Ensembleproduktion „Nervt!“ in der Regie von Thorsten Bihegue Premiere.

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Im Theaterrevier im Bochumer Süden kann man aber nicht nur Tanz- und Theaterstücke sehen, sondern auch selbst Theater spielen und in einer Bande mitmachen. Auch in dieser Spielzeit ist das Spektrum sehr vielfältig mit Theater-, Tanz-, Forschungs- und Stimmbande sowie Podcasts. Mehr auf der neugestalteten Homepage theaterrevier.de, über die sich Interessierte auch immer noch anmelden können.

Actiontheater mit viel Musik mit Lea Kallmeier, Lukas von der Lühe, Manuel Loos und Maria Trautmann.

Im Anfang war Zoom. Auch die „Drama Control“ genannte junge Führungscrew des Bochumer Theaterreviers war in Corona-Zeiten darauf angewiesen, sich via Internet zu treffen – und das mit der Jungen Bühne Bochum, der „frei“ arbeitenden Kerntruppe des vom Intendanten Johan Simons nicht übernommenen Vorgängers am Schauspielhaus unter der einstigen Leitung der nun am Staatstheater Kassel tätigen Martina van Boxen. Die es sich nicht nehmen ließ, am Premierenabend dabei zu sein, als Lea Kallmeier, Manuel Loos und Maria Trautmann zusammen mit den Schauspielhaus-Ensemblemitgliedern Mourad Baaiz und Lukas von der Lühe in sechzig kurzweiligen Minuten über das Leben (nicht nur) in Pandemiezeiten sprechen.

Den Anfang aber macht Maria Trautmann in der kunterbunt-märchenhaften, bisweilen an den Kosmos Tim Burtons erinnernden Ausstattung von Michael Habelitz (Bühne) und Esther van de Pas (Kostüme), indem sie vorliest, was die Besucher der Premierenvorstellung, darunter allerdings nur zwei Kinder, zuvor in kleine Heftchen geschrieben haben über das, was sie in jüngster Zeit am meisten genervt hat. Das offenbar immer noch coronabedingte Fehlen der Bar im Theaterrevier gehört unbedingt dazu. Es geht um zu kleine Knopflöcher und Hausaufgaben, die nicht fertig werden wollen, um kratzige Pullover und kratzbürstige Eltern, die alles besser wissen. Um unerträglichen Baustellen-Lärm vor der Haustür, um Langeweile im erzwungenen Homeoffice und um die Angst vor dem Alleinsein. Thema ist aber auch, was gut ist im Leben, was Freude bereitet – etwa passende Schuhe, die Mourad Baaiz endlich ermöglichen, die Mauer mit dem Gartenstuhl unterm Sonnenschirm zu erklimmen.

Verrichtungen und Verrücktheiten: Es wird geredet und getanzt, vor allem aber wird Musik gemacht. Mit dem Schlagzeug auf (Lukas von der Lühe) und Becken an der Mauer, mit Posaune (Maria Trautmann) und allerhand Elektroakustik (Manuel Loos). Das auch als Geräuschemacher überzeugende Quintett aus Junger Bühne und Schauspielhaus zeigt nach dem Motto Trial and Error Steherqualitäten, Mourad Baaiz schwingt sich gegen Ende zum Regisseur auf und die Choreographin dieser actionreichen Heldengeschichte, Lea Kallmeier, plädiert für Veränderung. Wenn denn alles vorbei ist…

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„Nervt!“ für alle ab acht Jahren steht wieder am 26. September 2021 (15 Uhr) sowie am 29. und 30. September 2021, am 14., 16. und 17. Oktober 2021 (alle 18 Uhr) auf dem Spielplan des Theaterreviers an der Prinz-Regent-Straße in Bochum, Karten unter schauspielhausbochum.de oder Tel. 0234 – 33 33 55 55.

Vergangene Termine (6) anzeigen...
  • Sonntag, 26. September 2021, um 15 Uhr
  • Mittwoch, 29. September 2021, um 18 Uhr
  • Donnerstag, 30. September 2021, um 18 Uhr
  • Donnerstag, 14. Oktober 2021, um 18 Uhr
  • Samstag, 16. Oktober 2021, um 18 Uhr
  • Sonntag, 17. Oktober 2021, um 18 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann