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Maja Beckmann und Anna Drexler, hier beim Pressegespräch im „Tana’s“ an der Königsallee, gastieren ab Pfingstsonntag mit „Miranda Julys Der erste fiese Typ“ im Schauspielhaus Bochum.

Maja Beckmann zurück in Bochum

Miranda Julys Der erste fiese Typ

Cheryl Hickman ist eine 40-jährige führende Mitarbeiterin bei Open Palm, einem Unternehmen in Los Angeles, das als Selbstverteidigungs-Studio für Frauen begann und heute als umfassendes Health-Center Videoclips zur Gesundheitsvorsorge und Fitness-DVDs produziert sowie Workout-Kurse offeriert. Seit 23 Jahren dabei liebt sie immer noch einen um 20 Jahre älteren Kollegen, ohne den Mut aufzubringen, dies Phillip Bettelheim zu gestehen.

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Cheryl leidet unter Schluckbeschwerden. Und weil der Kloß im Hals einfach nicht verschwinden will, legt sie sich auf die Couch des Psychiaters Dr. Jens Broyard. Der Farbtherapeut ordiniert aber nur dreimal jährlich, weshalb sie sich in der übrigen Zeit mit seiner Vertretung Ruth-Anne Tibbet zufriedengeben muss. Cheryls Probleme wachsen, als es ihr „Liebhaber in Gedanken“ plötzlich mit der erst 16-jährigen Kirsten treibt, ihr per SMS detailreiche Schilderungen dieses Un-Verhältnisses zukommen lässt und sie auch noch um ihr Einverständnis für bestimmte sexuelle Praktiken mit der Minderjährigen bittet. Was Cheryl später in der Broyard-Praxis auf die Füße fällt bei der Begegnung mit der inzwischen erwachsenen Kirsten.

Die Adaption des Debutromans „Der erste fiese Typ“ von Miranda July wird ins Bochumer Repertoire übernommen, im Bild Anna Drexler als Clee und Maja Beckmann als Cheryl.

Als sei das noch nicht Stress genug wird Cheryl von ihren Chefs, den Open Palm-Gründern Suzanne und Carl Stengl, dazu gedrängt, deren 20-jährige Tochter Clee in ihrem Haus zu beherbergen. Vorübergehend, bis die angehende Schauspielerin eine eigene Wohnung gefunden hat. In Wirklichkeit denkt Clee gar nicht an eine ernsthafte Ausbildung, jobbt lieber im Supermarkt und hängt in der Freizeit mit Cola und Chips vor der Glotze. Um sich bald mit ihrer zunächst perplexen, aber rasch auf den Geschmack körperlicher Auseinandersetzungen kommenden Gastgeberin sogenannten „Erwachsenenspielen“ zu widmen, die der Gärtner ganz anders interpretiert. Doch Cheryl kann ihn beruhigen: „Ich bin nicht in Gefahr, Rick. Es ist nicht, wie Sie denken, ganz im Gegenteil.“

Bald setzen sie lustvoll früher im Open Palm Studio gedrehte Rollenspiele um, was dem Roman seinen Titel verlieh: „Der erste fiese Typ“ ist ein Mann in einer Jeansjacke, gegen den es sich für frau zu wehren gilt. Sex, Drugs and Rock’n Roll: Clee darf bleiben, selbst als deren Freundin Kate und andere Highschool-Kumpel nach einer wilden Party ein verwüstetes Haus hinterlassen und allein der Klempner 200 Dollar verlangt, um die verstopfte Dusche wieder benutzbar zu machen. Es entwickelt sich quasi aus dem Nichts heraus eine überraschend zarte Liebesbeziehung zwischen den beiden nicht nur altersmäßig so unterschiedlichen Frauen.

Und dann ist die Zwanzigjährige auch noch schwanger, will das Kind aber austragen und über eine christliche Organisation zur Adoption freigeben. Nach einer komplikationsreichen Hausgeburt, der Gärtner Rick assistierte für die Hebamme, die irgendwo in Idaho unterwegs war, will Clee davon nichts mehr wissen: Jack wächst nun bei zwei Müttern heran und entwickelt sich prächtig. Als Clee auszieht, um mit der etwa gleichaltrigen Rachel zusammenzuleben, erhält Cheryl die gesetzliche Vormundschaft. Und nun könnte es endlich auch mit Phillip klappen…

Adaption des Kultromans „The First Bad Man“

„Miranda Julys Der erste fiese Typ“- was für ein Stücktitel! Mit der Adaption des 2015 bei Scribner in New York edierten Kultromans „The First Bad Man“ kehrt die Hernerin Maja Beckmann am Pfingstsonntag 2023 für zunächst fünf Vorstellungen ans Schauspielhaus Bochum zurück. Regisseur Christopher Rüping und Dramaturg Benjamin von Blomberg haben Miranda Julys Erstlingsroman gemeinsam mit den beiden Schauspielerinnen Maja Beckmann und Anna Drexler für die Bühne adaptiert und mit ihnen sowie der Sängerin Brandy Butler und der Videokünstlerin Rebecca Meining auf die Bühne gebracht, Premiere war am 28. April 2017 in den Münchner Kammerspielen. Nach der Übernahme ins Schauspielhaus Zürich sind die sexuellen Phantasien neurotischer amerikanischer Großstadtbewohnerinnen fünf Jahre nicht aufgeführt worden, weshalb Benjamin von Blomberg nun für einige Tage aus der Schweiz ins Revier kommt, um mit Maja Beckmann (in der Rolle der Cheryl) und Anna Drexler (Clee und andere Rollen) erneut zu proben. Zumal mit Anna Marienfeld eine neue Kamerafrau für die Live-Videos eingearbeitet werden muss.

„Jede Zeile eine Überraschung: Wie Miranda July über Männer und Frauen schreibt, ist hochmodern und raubt einem schlicht den Atem“, schrieb „Der Spiegel“ über die aus dem Englischen von Stefanie Jacobs übersetzte deutsche Ausgabe „Der erste fiese Typ“, die bereits 2015 bei Kiepenheuer & Witsch in Köln erschienen ist. Das Urteil der britischen Tageszeitung „Guardian“, „The First Bad Man“ gehöre, neben Tolstois „Anna Karenina“, zu den zehn eindringlichsten Liebesromanen der Weltliteratur, muss man nach der Lektüre des in 15 Kapitel und einen Epilog gegliederten 330-seitigen Romans nicht unterscheiben. Darf aber sehr gespannt sein auf die 135-minütige szenische Umsetzung in der Ausstattung von Jonathan Mertz (Bühne) und Lene Schwind (Kostüme).

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Karten für die Bochumer Premiere am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, um 19 Uhr und alle weiteren Aufführungen unter schaupielhaus-bochum.de oder Tel 0234 – 33 33 55 55.

Weitere Termine

  • Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, 19 Uhr
  • Samstag, 3. Juni 2023, 19.30 Uhr
  • Sonntag, 4. Juni 2023, 17 Uhr
  • Donnerstag, 15. Juni 2023, 19.30 Uhr
  • Freitag, 16. Juni 2023, 19.30 Uhr
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  • Sonntag, 28. Mai 2023, um 19 Uhr
  • Samstag, 3. Juni 2023, um 19:30 Uhr
  • Sonntag, 4. Juni 2023, um 17 Uhr
  • Donnerstag, 15. Juni 2023, um 19:30 Uhr
  • Freitag, 16. Juni 2023, um 19:30 Uhr
Donnerstag, 25. Mai 2023 | Autor: Pitt Herrmann
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