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Die Polizei Bochum stellte die Polizei-Kriminalstatistik für das Jahr 2023 vor: Es gibt mehr Gewalt, mehr Einbrüche, dabei steigt aber auch die Aufklärungsquote (Symbolbild).

Welche Zahlen der Polizei-Kriminalstatistik für 2023 auffallen

Mehr Gewalt, Einbrüche und gelöste Fälle

Die Zahl der Straftaten in Herne ist im vergangenen Jahr 2023 leicht um 250 Fälle auf insgesamt rund 14.500 gestiegen – dennoch sieht die Polizei Bochum, die nicht nur für die Nachbarstadt, sondern auch für Witten zuständig ist, Herne weiterhin als einen sicheren Ort. Das hat auch mit einer gestiegenen Aufklärungsquote (AQ) zu tun (56,81 Prozent, ein Plus von 1,54 Prozent), der höchsten seit 2009. Diese und weitere Zahlen stellten die Beamten am Mittwoch (3.4.2024) zur Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) vor.

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Für das ganze Polizeipräsidium (PP) Bochum, also alle drei Städte zusammen, wurden 53.485 Straftaten verzeichnet. 2022 waren es noch 52.285, allerdings waren hier die ersten drei Monate noch von Corona-Auflagen im öffentlichen Leben geprägt. Die AQ stieg von 53,38 Prozent (2022) auf 54,77 Prozent – damit werden in Herne mehr Taten aufgeklärt, als im gesamten zuständigen Bereich des PP Bochum.

Die Häufigkeitszahl (HZ) ermöglicht einen Vergleich. Hierzu werden die bekannt gewordenen Fälle auf 100.000 Einwohner berechnet. Für das PP Bochum liegt sie nun bei 8.640 (2022: 8.499), für Herne etwas höher bei 9.224 (2022: 9.100).

Weniger Aufklärung bei Wohnungseinbrüchen

Auffällig in Herne sind vor allem die Fälle von Wohnungseinbruchsdiebstahl. Diese stiegen nach der Corona-Pandemie, während der viele Menschen zu Hause waren und damit Einbrecher schwierigeres Spiel hatten, von 265 Fällen (2022) auf 343 an. Die AQ sank dabei von rund 16 Prozent auf 8,75 Prozent. Der Anstieg der Einbrüche sei vor allem auf mehr überörtliche und sogenannte reisende Einbrecherbanden zurückzuführen, die durch die größere Anonymität und Infrastruktur im Ruhrgebiet schwieriger zu fassen sind, heißt es von den Ermittlern.

Die Straßenkriminalität wie Handtaschenraub, sexuelle Belästigung und Diebstahl von Fahrrädern und Co. ist mit 3.002 Straftaten nahezu gleich geblieben (2022: 3.028). Die Gewaltkriminalität (zum Beispiel Totschlag, Vergewaltigungen, gefährliche und schwere Körperverletzung) ist mit 491 Fällen im Jahr 2023 um fünf Fälle gestiegen und damit ebenfalls nahezu unverändert. Drei Mordfälle wurden in Herne verzeichnet, zwei mit Totschlag. Alle fünf konnten aufgeklärt werden. Die Anzahl der eingesetzten Mordkommissionen ist mit neun gleich geblieben.

Anstatt zu diskutieren, wird zugeschlagen

Dennoch sagt Ralf Gromann, Leiter der Direktion Kriminalität: „Insgesamt ist ein Anstieg der Gewaltkriminalität zu verzeichnen. Vereinfacht könnte man sagen: Es gibt kaum noch gewaltfreie Konfliktlösungen. Anstatt zu diskutieren, wird eher zugeschlagen.“

Ein ewiges und leidiges Thema sind Enkeltricks und falsche Polizisten am Telefon: Hierbei wurden erneut etliche Senioren um ihr Erspartes gebracht.

Auffällig ist, dass Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung in Herne deutlich angestiegen sind. Hier wurden 393 Fälle verzeichnet, ein Jahr zuvor waren es noch 272. Die AQ sank hier von rund 84 Prozent auf rund 64 Prozent.

Bei Diebstählen von Autos als auch an und aus Fahrzeugen sanken die Fälle in Herne deutlich, dagegen blieben die Fallzahlen von Fahrraddiebstählen, als auch von Taschendiebstählen recht unverändert. Nahezu konstant sind ebenso die Fälle von Sachbeschädigungen und Rauschgiftdelikten. Am häufigsten hingen die Straftaten mit Cannabis zusammen – hiervon ist der Besitz von 25 Gramm und der öffentliche Konsum in festgelegten Zonen bekanntlich sei Montag (1.4.2024) in Deutschland legal.

Weniger Betrugsfälle, mehr Prävention

Herner Betrugsfälle gingen deutlich zurück. Dennoch bleiben weiterhin vor allem Senioren ein beliebtes Opfer für Kriminelle. Für den gesamten Bereich des PP Bochum haben die Beamten immerhin 52 Mal Vermögen noch retten können, rund 215.000 Euro wurden so an die Besitzer zurückgezahlt. Durch fortlaufende Prävention werde hier weiter daran gearbeitet, die Fälle zu senken, so Gromann.

In Herne wurden im Jahr 2023 rund 14.500 Straftaten verzeichnet und angezeigt - 250 mehr als im Vorjahr.

Auch wenn die Fälle des sogenannten „Enkeltricks“ und dem Vortäuschen eines falschen Polizisten (inklusive der Versuche wie gemeldete Anrufe) zurückgingen, entstand bei 71 Taten ein Schaden von rund 1,2 Millionen Euro. Die Dunkelziffer von Taten, die aus Scham gar nicht erst angezeigt wurden, dürfte hier noch deutlich höher liegen.

Die Tatverdächtigen werden jünger

Bei den Tatverdächtigen zeigt sich, dass die Kriminellen immer jünger werden. Von insgesamt rund 5.500 Verdächtigen waren rund 4.300 Erwachsene, jedoch 287 sogar noch Kinder. Im Bereich der Jugendlichen gab es einen Anstieg von 464 auf 567 Tatverdächtige. Rund 60 Prozent der Gesamtzahl waren bereits polizeilich bekannt.

Der Anteil von „Nichtdeutschen“ lag bei 36,56 Prozent. Darunter fallen alle Personen, die keinen deutschen Pass haben. Haben sie eine doppelte Staatsbürgerschaft, werden sie als Deutsche gezählt. Hierbei habe man aber im Vergleich mit allen ermittelten Tatverdächtigen (rund 34 Prozent für das PP Bochum) eine ähnliche Anzahl wie das Land NRW, erläutert Gromann. Dennoch steigt die Anzahl der Taten von Nichtdeutschen an.

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Kriminalitäthotspots würde es in Herne nicht geben, sagt Thorben Lommel, zuständiger Kriminalrat. Jedoch sei die Herner Innenstadt ein Schwerpunkt, in der häufiger Straftaten verübt werden. Die Cranger Kirmes ist weiterhin in Bezug auf Straftaten aufgrund ihrer Größe und den vielen Besuchern im Vergleich unauffällig, betonen beide Ermittler.

| Autor: Marcel Gruteser