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Märchenhaftes Grand-Hotel mit Joachim Gabriel Maaß (Matard), Carmen Fuggiss (Gräfin Inez de Ramirez), Jake Muffett (Albert), Sylvia Hamvasi (Infantin Isabella), David Jerusalem (Großfürst Paul).

Operetten-Knüller in Duisburg

Märchen im Grand-Hotel

„Ich brauch etwas Pikantes, Und doch nicht zu Riskantes, Was Keckes und Erotisches, Was Spannendes, Exotisches. Apartes und Spezielles, Kurz: was Sensationelles!“: US-Filmproduzent Sam Makintosh (Torben Jürgens) fällt kein zündender Stoff für seine nächste Hollywood-Produktion ein. Schlimmer noch: die Konkurrenz ist kreativer und bringt einen Blockbuster nach dem anderen in die Kinos. Als Ausweg fällt ihm nur die Heirat seiner Tochter mit dem Spross des Hauptkonkurrenten ein.

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Doch die selbstbewusste Marylou (Valerie Eickhoff) hat andere Pläne. „Ich werde mir meinen Film vom Leben kurbeln lassen! Und zwar vom rechten Leben“: Sie will ihren ersten eigenen Film jenseits des Großen Teichs drehen. Hat sie doch im „New Yorker“ von der aus ihrem Land vertriebenen spanischen Infantin Isabella (Sylvia Hamvasi) gelesen, die im mondänen Grand-Hotel Palace in Cannes Hof hält. Schafft Marylou binnen drei Monaten einen Leinwand-Hit, wird sie Chefin von Universal Pictures: Auf dem Sessel hat schon ‘mal Zigarre paffend Platz genommen.

Lassen es sich im Bade (-mantel) gut gehen: Stefan Heidemann (Hoteleigner Chamoix) und Joachim Gabriel Maaß (Hotelmanager Matard).

Happy Happy Happy End

„Das Wichtigste, wonach man brennt – das Happy End!“: Mit diesem weisen Ratschlag im Hinterkopf trifft sie an der Cote d' Azur auf eine illustre Gesellschaft, die wie Monde um die Sonne der zur Königin auf goldenem Thron geborenen Isabella kreisen: ihr Verlobter, der österreichische Prinz Andreas Stephan (Cornel Frey), ihre Hofdame, die Gräfin Inez Pepita de Ramirez (Carmen Fuggiss), ihr Onkel, der Großfürst Paul (David Jerusalem), ihr eher skurriler Zeremonienmeister, Baron Don Lossas (Benny Meisenberg), und nicht zuletzt der unsterblich in sie verliebte Hotelerbe Albert (Jake Muffett), der sich ihr inkognito als Zimmerkellner zu nähern versucht.

Doch die glutäugige Diva ist zu standesbewusst, um sein Schmachten auch nur wahrzunehmen. Und lässt die unter dem Zeitdruck der Wette allmählich nervös werdende junge Amerikanerin am langen Arm verhungern. Dabei fliegt Marylou der neue, authentische Filmstoff förmlich zu. Erst als sie sich erfolgreich als Kammerzofe der Infantin bewirbt, geht’s voran. Sie flirtet zunächst mit Albert, um Isabella eifersüchtig zu machen, und widmet sich danach dem Hallodri Andreas, der als königlich Verlobter nicht abgeneigt ist: „Ich geh so gern spazieren des nachts im Mondenschein.“

Traumland der Wünsche

Jetzt muss es Marylou nur noch schaffen, aus den blaublütigen Protagonisten im wahren Leben auch bereitwillige Hauptdarsteller in den Universal-Studios zu machen: „Drück zweimal auf das Knöpfchen“. Als Präsident Chamoix (Stefan Heidemann), der Besitzer des Grand-Hotels Palace gibt den väterlichen Freund der Infantin, der das Privileg des traumschön-melancholischen Titelsongs gebührt, auch noch die wahre Identität Alberts lüftet, steht dem unverzichtbaren Happy End nichts mehr im Wege – weder in der noch zu drehenden Komödie im „Traumland der Wünsche - Hollywood“, noch in der am 28. März 1934 im Theater an der Wien uraufgeführten Operette „Märchen im Grand-Hotel“ von Paul Abraham.

Renaissance der Berliner Operette

Mit „Ball im Savoy“ in der Inszenierung des Intendanten Barrie Kosky begann vor gut zehn Jahren an der Komischen Oper Berlin die längst überfällige Renaissance der Berliner Operette und ihres ins amerikanische Exil vertriebenen Königs Paul Abraham. Es folgten an der Spree und bald auch an Rhein und Ruhr „Die Blume von Hawaii“, „Roxy und ihr Wunderteam“ sowie „Märchen im Grand-Hotel“, am 8. Mai 2024 von Stefan Klingele (musik. Leitung) und Michaela Dicu (Inszenierung) an der Deutschen Oper am Rhein herausgebracht.

Film-im-Theater-Spektakulum

In der wandlungsfähigen, bewusst kulissenhaften Ausstattung von Rifail Ajdarpasic (Bühne) und Ariane Isabell Unfried (Kostüme) spielt sich ein dreistündiges, vom Duisburger Publikum mit Ovationen gefeiertes Film-im-Theater-Spektakulum ab, das einerseits etwa mit einem wundervollen Quartett im A-Capella-Stil der Comedian Harmonists (George Clark, Dashuai Jiao, Jakob Kleinschrot und Florian Wugk) und Fred Astaires „Cheek zu Cheek“ nostalgische Gefühle weckt. Und andererseits mit spritzigen Stepp-Choreographien (Katie Farkas) Paul Abrahams vielseitige Musik, die von Walzer über Foxtrott und Schlagern bis zu jazzigen Anklängen reicht, die Genrebezeichnung „Lustspieloperette“ wörtlich nimmt.

Unbedingt noch zu nennen ein Gast vom Gelsenkirchener Musiktheater im Revier: Joachim Gabriel Maaß als Hotelmanager Matard – eine Paradepartie für diesen Sänger-Darsteller. Ja, dieses „Märchen im Hotel“ macht Lust, Lust auf mehr Paul Abraham, Lust auf mehr (Berliner) Operette. Mit Leo Molls „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hände“ aus Abrahams 1930 in Budapest uraufgeführter Operette „Viktoria und ihr Husar“ wird aber auch der Biographie des im Dritten Reich verfolgten nach dessen Ende vergessenen jüdischen Komponisten gedacht – ganz wichtig in dieser unserer unsäglichen Zeit!

Die weiteren Vorstellungen im Theater Duisburg

  • Samstag, 14. September 2024, 19:30 Uhr
  • Freitag, 27. September 2024, 19:30 Uhr
  • Freitag, 4. Oktober 2024, 19:30 Uhr
  • Samstag, 12. Oktober 2024, 19:30 Uhr

Karten

Karten bekommt man unter Tel 0203 – 283 62 100 oder auf der Homepage der Deutschen Oper am Rhein.

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  • Samstag, 14. September 2024, um 19:30 Uhr
  • Freitag, 27. September 2024, um 19:30 Uhr
  • Freitag, 4. Oktober 2024, um 19:30 Uhr
  • Samstag, 12. Oktober 2024, um 19:30 Uhr
Dienstag, 25. Juni 2024
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