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Dr. Uwe Werfel (2.v.l.) leitetet den Hygienetag. Zu den Referenten zählten Jan-Henrick Wischer (li.), Prof. Dr. Eckhard Müller (Mitte), Danh Vu (2.v.r.) und Dr. Georg-Christian Zinn.

11. Herner Hygienetag am EvK

Kritischer Blick auf Pandemie-Maßnahmen

Hygiene muss sich wieder stärker auf ihre Ursprungsthemen besinnen. Das mahnte Dr. Georg-Christian Zinn an. Der Direktor des Zentrums für Hygiene und Infektionsprävention in Ingelheim gehörte zu den Experten, die sich zum 11. Herner Hygienetag am Evangelischen Krankenhaus Herne trafen, heißt es in einer Mitteilung von Mittwoch (23.11.2022). Durch die Corona-Pandemie, die auch bei dieser Veranstaltung im Mittelpunkt stand, sei der Umgang mit multiresistenten Erregern bedenklich in den Hintergrund gerückt.

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Multiresistente gramnegative Erreger reagieren unempfindlich auf Antibiotika und haben deshalb in der Vergangenheit stets ein großes Problem dargestellt. Dies ist nach wie vor ungelöst und wurde von Dr. Zinn als eine „vergessene Pandemie, die weltweit auf dem Vormarsch ist“ bezeichnet.

Übergang in endemische Phase

Corona hingegen befindet sich mittlerweile im Übergang in die endemische Phase, d.h. ähnlich wie die Grippe wird Corona mit relativ konstanter Erkrankungszahl eine dauerhafte Erscheinung bleiben. Prof. Dr. Nico T. Mutters, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit, Universitätsklinikum Bonn, wies darauf hin, dass wir lernen müssen, mit Corona zu leben, da eine absolute Kontrolle des Virus bislang genauso wenig möglich sei wie bei dem Influenza-Virus.

Er zog in seinem Vortrag eine kritische Bilanz aller ergriffenen Corona-Maßnahmen vom Lockdown bis hin zur Schutzkleidung und sprach von der „Pandemüdigkeit“ der Bevölkerung. Sein Appell an die Verantwortlichen in der Gesundheitspolitik lautete, nicht nur auf die Inzidenzraten zu schauen, sondern auch Folgeschäden im Blick zu behalten. So habe sich der Lockdown mit seinen verschobenen Operationen fatal auf die Überlebenschance von Krebspatienten ausgewirkt.

Covid-19 als Berufskrankheit

Covid-19 als Berufskrankheit und ihre Folgen beleuchtete Prof. Dr. Albert Nienhaus, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Beschäftigte im Gesundheitswesen sind mit einem siebenfach erhöhten Risiko die am stärksten gefährdete Berufsgruppe. Er räumte ein, dass es bislang zu Long-Covid ein eher rudimentäres Wissen gebe. Nachgewiesen sei bislang nur, dass Long-Covid stark von individuellen Vorerkrankungen abhänge und die Symptome nur sehr langsam zurückgehen.

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Weiterer Punkt auf dem Tagungsprogramm war ein Update von Prof. Dr. Santiago Ewig, Chefarzt der Klinik für Pneumologie und Infektiologie, EvK Herne, zur Prophylaxe und präventiven Therapie der Tuberkulose. Mit einem Fallbeispiel zum Thema Bekämpfung von Schmetterlingsmücken im OP bot Jan-Henrick Wischer, leitende Hygienefachkraft am EvK Lippstadt, einen anschaulichen Einblick in die Praxis. Wie die Tätigkeit der Analytischen Task Force Bio der Feuerwehr Essen aussieht, darüber klärte André Weiand umfassend auf. Die Organisation der Fachveranstaltung lag bei Dr. Uwe Werfel, leitender Arzt Krankenhaushygiene der Ev. Krankenhausgemeinschaft Herne und Castrop-Rauxel.

| Quelle: EvK Andrea Dopatka