Familientauglicher Ballett-Auftakt
„Krabat“ von Demis Volpi
Als der Waisenjunge Krabat die Mühle im Koselbruch das erste Mal betritt, ahnt er noch nicht, welche Geheimnisse hier vom mysteriösen Meister gehütet werden. Die zwölf Lehrjungen, die dort unter knarzenden Balken Mehlsäcke stapeln, werden nämlich nicht nur in irdischem Handwerk, sondern auch in der Kunst der schwarzen Magie unterrichtet. Krabat findet hier schnell Anschluss, doch etwas stimmt nicht.
Denn Jahr um Jahr stirbt einer der Mühlknappen auf ungeklärte Art und Weise: Die Kraft des Meisters, der sich bösen Kräften verschrieben hat, fordert ihren Tribut. Der einzige Ausweg ist die Liebe eines Mädchens zu einem der Lehrjungen. Kein Wunder, dass die österliche Vorsängerin Kantorka, die Krabat immer wieder heimlich im Wald trifft, Hoffnung auf ein Ende der teuflischen Machenschaften des Meisters weckt…
Packende Geschichte
„Krabat“, Otfried Preußlers auf einer sorbischen Sage beruhender Roman von 1971, mittlerweile in 31 Sprachen übersetzt und mehrfach verfilmt, erzählt die packende Geschichte eines elternlosen Jungen, der in die Fänge eines Meisters der dunklen Künste gerät, in dessen Mühle zutiefst verstörende Dinge geschehen. Vor allem jedoch ist „Krabat“ eine zeitlos gültige Parabel über die Faszination des Bösen und die Verführungskraft der Macht, verknüpft mit der Hoffnung, dass es etwas gibt, das stark genug ist, das Böse zu überleben oder gar zu überwinden.
Nach Otfried Preußlers legendärem Jugendbuch schuf der 1985 in Buenos Aires geborene deutsch-argentinischen Choreograph und Opernregisseur Demis Volpi sein erstes abendfüllendes Handlungsballett, Uraufführung war am 22. März 2013 im Opernhaus Stuttgart. „Krabat“ wurde über Nacht ein generationenübergreifender Publikumsliebling auch nach der Neueinstudierung für das Ballett am Rhein am 10. November 2022 im Düsseldorfer Opernhaus.
Verbeugung vor dem Vorgänger
Das neue Leitungsduo des Ballett am Rhein, Bridget Breiner und Raphaël Coumes-Marquet, verbeugt sich zu Beginn der neuen Saison vor seinem Vorgänger Demis Volpi, der die Nachfolge der Intendanten-Legende John Neumeier beim Hamburg Ballett angetreten hat und am 28. September 2024 an der Dammtorstraße u.a. mit seiner Düsseldorfer Produktion „The Thing with Feathers“ startet.
Die Wiederaufnahme-Premiere am 21. September 2024 im nahezu ausverkauften Theater Duisburg wurde für die mit stehenden Ovationen gefeierten Akteure auf der Bühne und im Graben zum erneuten Triumph – in stark veränderter Besetzung, nachdem Volpi mit Daniele Bonelli, Charlotte Kragh und Jack Bruce gleich drei Tänzer seiner Düsseldorfer Produktion mit zum Hamburg Ballett genommen hat.
Vier neue Ensemblemitglieder
So kommen die Besucher in den Genuss, gleich vier neue Ensemblemitglieder zu erleben: den vom Ballett Dortmund gekommenen Portugiesen Márcio Mota als Krabat, den vom Bayrischen Staatsballett München gewechselten Brasilianer Rafael Vedra als sein bester Freund Tonda, den Albaner Olgert Collaku, von Bridget Breiner aus Karlsruhe mitgebracht, als Michal und den US-Amerikaner Skyler Maxey-Wert, bisher Semperoper Dresden, als Lobosch.
Mit Federkostümen mythischer Rabenvögel, einem düsteren Meister mit Piraten-Augenklappe, mit verfremdenden Masken en pointe tanzender Mädchen und einem opulenten Bühnenbild aus rund 1.500 gestapelten Mehlsäcken (und einer bisweilen vorgehängten idyllischen Landschaft) lässt die Ausstatterin Katharina Schlipf die geheimnisvolle Welt der Vorlage lebendig werden – und das im Gegenteil zu 2008-er Verfilmung Marco Kreuzpaintners mit David Kross in der Titelrolle, Christian Redl als personifiziertem Alptraum von Meister und Paula Kahlenberg als Kantorka, ausgesprochen familientauglich.
Äußerst kurzweiliges Handlungsballett
Unter der musikalischen Leitung von Katharina Müllner (alternierend mit Christoph Stöcker) präsentieren die Duisburger Philharmoniker häufig minimalistisch erscheinende Kompositionen von Philip Glass, Krzysztof Penderecki und Pēteris Vasks aus dem 20. Jahrhundert. Eine hämmernde Soundcollage aus echten Mühlengeräuschen, von Christoph Kirschfink 2012 in der baden-württembergischen Mäulesmühle aufgenommen, erweckt Krabats Welt auch akustisch zum Leben.
Der äußerst kurzweilige Handlungsballettabend „Krabat“ dauert knapp drei Stunden einschließlich zweier Pausen. Weitere Aufführungen im Theater Duisburg sind am 28. September, 6. und 24. Oktober sowie am 10. und 15. November 2024.
Tickets kosten zwischen 19 und 78 Euro – ermäßigt die Hälfte. Am Sonntag, 6. Oktober 2024, ist Familientag: Mit der Familienkarte kostet das Ticket nur 10 Euro für jedes eingetragene Familienmitglied. Am Freitag, 15. November 2024, beginnt um 11 Uhr eine Vorstellung für Schulklassen zum stark ermäßigten Eintrittspreis von 5,50 Euro pro Schüler. Karten unter theater-duisburg.de oder Tel 0203 – 283 62 100.
Weitere Termine (2) anzeigen...
- Sonntag, 10. November 2024, um 18:30 Uhr
- Freitag, 15. November 2024, um 11 Uhr
Vergangene Termine (2) anzeigen...
- Samstag, 28. September 2024, um 19:30 Uhr
- Sonntag, 6. Oktober 2024, um 18:30 Uhr