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Kino-Film: Vergiss dein Ende.

Pflege in der Familie

Kino: Vergiss dein Ende

Das 7. Paritätische Filmfest Herne beschäftigt sich heuer unter dem Titel „Pflege leicht!?“ mit neuen Perspektiven zum Thema Pflege - zwischen Mythen und Mangel, Skandalisierung und Suche nach Lösungen. Als dritten Film präsentiert der gemeinnützige Verband „Der Paritätische“ am Sonntag, 17. November um 11 Uhr in der Filmwelt Herne am Berliner Platz den Spielfilm „Vergiss dein Ende“ von Andreas Kannengießer.

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Das 94-minütige Drama von 2011, eine Zusammenarbeit der Berliner Anna Wendt Filmproduktion mit der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg, handelt von Demenzkranken und ihrer geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit, welche sich nach und nach reduziert. Nicht nur, dass Freunde und Familienmitglieder im Nebel der Krankheit verschwinden, auch die eigene Identität löst sich auf, als wäre eine Computerfestplatte formatiert und nicht neu bespielt worden.

Hannelore (Renate Krößner) ist erschöpft: Seit vier Jahren pflegt die 65-Jährige ihren vier Jahre älteren demenzkranken Mann Klaus (Hermann Beyer). Mehr und mehr fühlt sie sich durch die ständige Pflege rund um die Uhr eingeengt. Ihre Kraftreserven sind aufgebraucht, als ihr Nachbar Günther (Dieter Mann) überraschend verreist. Hannelore nimmt nicht zufällig denselben Zug: Sie ist ihm einfach nachgereist und folgt ihm in sein Ferienhaus, wo der gleichaltrige Günther sie aufnimmt. Der verschlossene Mann betrauert ebenfalls einen Verlust, weil sein Lebensgefährte gerade erst an Krebs gestorben ist. Obwohl er sich eigentlich hier an der Küste das Leben nehmen will, entwickelt Günther eine auf Gegenseitigkeit beruhende Zuneigung zu seinem unerwarteten Gast. Daheim muss unterdessen Hannelores Sohn den hilflosen Vater versorgen. Die hastige Abreise seiner Mutter bringt Heiko (Eugen Krößner) unvorbereitet in eine Situation, die auch ihn überfordert...

Der mit den einstigen DDR-Stars Renate Krößner („Solo Sunny“), Hermann Beyer („Jakob der Lügner“) und Dieter Mann („Der nackte Mann auf dem Sportplatz“) hochkarätig besetzte Film „Vergiss dein Ende“ von Nico Woche (Buch) und Andreas Kannengießer (Regie) ist am 19. Januar 2011 auf dem Saarbrücker Festival um den Max-Ophüls-Preis uraufgeführt worden. Nach dem Studio Hamburg Nachwuchspreis 2011 als „Bester Film“ wurde er im gleichen Jahr beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern mit dem Nachwuchsförderpreis der Defa-Stiftung und beim Festival achtung berlin 2011 mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.

Die Jury des Studio Hamburg Nachwuchspreises über den Debütfilm von Andreas Kannengießer, zugleich sein Diplomfilm an der renommierten Babelsberger Ernst Busch Hochschule: „Fern jeder Sentimentalität leuchtet „Vergiss Dein Ende“ gerade in den schmerzhaftesten und scheinbar hässlichsten Momenten und strahlt, wenn sich seine vom Leben verletzten Helden schrankenlos ihren Gefühlen ausliefern, eine Herzenswärme aus, die zu Tränen rührt.“ Und in der Begründung des Nachwuchsförderpreises der Defa-Stiftung heißt es: „Andreas Kannengießer zeigt in seinem Spielfilm die alltäglichen Schwierigkeiten des Zusammenlebens mit einem demenzkranken Menschen. Er stellt sich diesem schwierigen Thema auf einfühlsame Weise, ohne jedoch auf humorvolle Momente zu verzichten. Neben der stimmig erzählten Geschichte überzeugt der Film besonders durch das authentische Spiel der Darsteller.“

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Laut der Selbsthilfeorganisation „Deutsche Alzheimer Gesellschaft" sind in Deutschland etwa 1,2 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Bis zum Jahr 2050 wird die Zahl auf ca. 2,6 Millionen ansteigen, sollte bis dahin keine verbesserte Therapiemethode entwickelt werden. Wer sich von dem Film einfache Antworten auf Fragen zum Thema „Demenz“ erhofft, wird allerdings enttäuscht. Das Problem bekommt bei Andreas Kannengießer keine simple Lösung spendiert: Sein schonungslos ehrlicher, dabei aber sehr sensibel inszenierter Film bleibt am Ende offen. Der Eintritt zu allen Vorstellungen des Paritätischen Filmfestes Herne ist frei, eine Voranmeldung nicht erforderlich.

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  • Sonntag, 17. November 2019, um 11 Uhr
| Autor: Pitt Herrmann