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Über die Nase direkt in die Blutbahn: Dr. Axel Münker beim Einsatz eines nasalen Zerstäubers.

Kostenfreie Verteilung aus Spendenmitteln durch das Palliativ-Netzwerk

Im Notfall durch die Nase – mit Applikatoren

Wenn Menschen am Ende des Lebens schwerste Schmerzen leiden, krampfen oder nach Luft ringen, fällt es pflegenden Angehörigen oft sehr schwer, handlungsfähig zu bleiben. In diesen Notfällen hat sich der Einsatz von Nasenzerstäubern bewährt, die hochdosierte Schmerz- oder Beruhigungsmittel über die Nasenschleimhaut verabreichen – blitzschnell wirksam und so einfach wie Nasenspray. Das Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel konnte die Plastik-Applikatoren, die nicht von der Krankenkasse bezahlt werden, jetzt erstmals aus Spendenmitteln anschaffen und gibt sie ab sofort kostenfrei an Patienten aus.

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„In der Notfallmedizin und im Hospiz sind nasale Zerstäuber seit langer Zeit erfolgreich im Einsatz. Wir sorgen jetzt dafür, dass sie endlich auch in der ambulanten Palliativpflege genutzt werden. Dafür danken wir allen Spenderinnen und Spendern, die uns auch im 10. Jahr unseres Bestehens großzügig unterstützen“, sagt Netzwerk-Vorstand Dr. Axel Münker, Anästhesist und Leitender Arzt der Abteilung für Schmerz- und Palliativmedizin im Marien Hospital Herne – Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum.

Die Applikatoren kommen dann zum Einsatz, wenn die normale Versorgung durch Spritzen oder Medikamente nicht möglich ist. Das kann aus ethischen Gründen der Fall sein, wenn Angehörige zum Beispiel Angst vor Injektionsnadeln haben, aber auch aus medizinischen Gründen, wenn bei Krampfpatienten eine Medikamentengabe unter der Zunge nicht mehr möglich ist. Der Zerstäuber sieht aus wie eine kleine Plastikspritze. Statt einer Nadel befindet sich am Ende ein Zerstäuber, der das Medikament auf Druck in der Nase vernebelt. Ein Silikonstopfen sorgt dafür, dass die Wirkstoffe an Ort und Stelle bleiben. Sie gelangen über die Nasenschleimhäute auf direktem Weg in die Blutbahn.

Trotz der schnellen, hohen Wirksamkeit und der einfachen Handhabung sind nasale Applikatoren bisher nicht in normalen Apotheken zu kaufen, die Einmal-Instrumente sind teuer, die Kosten werden nicht von den Krankenkassen übernommen.

Die häufigste Indikation für eine Klinikeinweisung am Ende des Lebens sei akute Luftnot des Patienten, eine für Angehörige in der Regel unerträgliche Situation, so Dr. Münker. Bis Medikamente oder Spritzen wirken, vergeht zuviel Zeit. Obwohl die meisten Patienten mit ihren Angehörigen vereinbart haben, dass sie zuhause sterben wollen, werden sie in solchen Fällen dann doch noch ins Krankenhaus gebracht, was die Familie zusätzlich belaste, hat die Krankenschwester Karin Blome erfahren, eine von drei Koordinatorinnen des Palliativmedizinischen Konsiliardienstes (PKD), die die Pflegepersonen begleitet und schult.

Besonders dringend gebraucht werden die Zerstäuber in Einrichtungen der Behindertenhilfe, zum Beispiel in Pflegeheimen der Netzwerk-Partner Lebenshilfe oder Diakonische Stiftung Wittekindshof. Dort sei es dem pädagogischen Betreuungspersonal sogar gesetzlich verboten, den Patienten Spritzen zu setzen. „Es kann nicht sein, dass Behinderte am Ende ihres Lebens im Notfall schlechter gestellt sind als Pflegebedürftige in einer Familie“, so Dr. Münker. Mit dem nasalen Applikator gebe das Palliativ-Netzwerk den Betreuenden ein hochwirksames Instrument an die Hand, damit sie sie sich im Notfall zuverlässig zu helfen wissen – auch ohne Arzt oder Pflegepersonal.

Seit zehn Jahren steht das fachübergreifende Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel in der Region für eine professionelle und ganzheitliche Versorgung unheilbar kranker Menschen am Ende ihres Lebens. 31 Mitglieder – plus zwei Einrichtungen mit Gaststatus – haben sich unter diesem Dach zusammengeschlossen. Gemeinsam erreicht das Netzwerk pro Jahr in beiden Städten mehr als 1.200 Patienten – Tendenz steigend. Schirmherr ist Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda.

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Spendenkonto: Commerzbank Herne-Wanne IBAN DE60 430400360206609000 - BIC COBADEFFXXX

| Quelle: Palliativ-Netzwerk